Alex Megos: „Das geilste Klettergebiet der Erde“

Unsere Kletterreise führt uns weiter nach Süden, in die Region »Mitte«, wie sie im kürzlich erschienenen Kletterführer »Sandsteinfelsen der Vogesen« genannt wird. Rund um die Ortschaften Saverne, Dabo und Wasselone ist eine unglaubliche Vielfalt an Felsen zu finden. Schon allein das Kronthal lässt mit seinen drei Felsen kaum Wünsche offen: Der Rocher du Lion ist ein idealer Anfängerfels mit seinen vielen einfachen Routen und Toprope-Möglichkeiten. Der Rocher du Kobus bietet mit bis zu 50 Meter hohen Routen fast schon alpines Flair. Das Juwel im Kronthal jedoch ist der mächtige, gleichnamige Steinbruch. Hier finden sich lange, technisch anspruchsvolle Routen und zwei Grotten, von denen besonders die rechte eine Vielzahl an schweren und richtig steilen Dachrouten zu bieten hat. Beliebt ist der Steinbruch auch deshalb, weil er durch seine südseitige Ausrichtung ein ideales Kletterziel für sonnige Wintertage ist und so treffen sich die Kletterer hier oft schon im Februar, um die im Winter antrainierte Form zu überprüfen.
Abschließend sei noch erwähnt, dass die vielbefahrene N4 direkt unterhalb des Steinbruchs vorbeiführt, was den Naturgenuss erheblich einschränkt. Doch spätestens in der Brauereigaststätte in Scharrachbergheim kann man den Straßenlärm bei einem süffigen Hausbier, das selbst die Franken neidisch machen würde, runterspülen. Der hausgemachte Flammkuchen gibt Kraft, um am nächsten Tag einen weiteren der über 20 Felsen in dieser Region zu entdecken. Die Grotte du Brotsch ist weit über die Landesgrenze hinaus bekannt – allerdings bietet sie, wie der Name schon vermuten lässt, sehr steile Kletterei und eignet sich vor allem für Liebhaber des 7. Franzosengrades.
Anders sieht es da beim sonnigen Falkenfels aus, der sowohl Einsteiger- als auch gemäßigte und schwierige Routen zu bieten hat. Die Einsiedlerhütte, die sich rechts der Wand befindet, bietet sich als Picknickplatz und für Entdeckungstouren für Kinder geradezu an. Fast in Sichtweite befindet sich auf der gegenüberliegenden Talseite der eher schattige Kuhfels, an dem einige Vier-Sterne-Routen zu finden sind, aber auch diverse, die den Namen Kletterroute kaum verdienen. Beim Besuch dieser Felsen merkt man, dass sich das Gestein in der Region rund um Saverne im Vergleich zu den anderen Gebieten verändert: Es sind viele im Sandstein eingebackene Kieselsteine zu finden, was eine ganz eigene Klettertechnik verlangt. In fast unglaublicher Vielzahl sind diese eingebackenen Kiesel an den Roches Plates zu finden, an denen man sich vorsichtig von Kiesel zu Kiesel emporschwindelt. Wenn man erst einmal Vertrauen in die Festigkeit der kleinen Steinchen entwickelt hat und man sich traut, die kleinen, glatten Trittchen mit dem Körpergewicht zu belasten, kann man die Schönheit der eleganten Routen richtig genießen.
Unsere Kletterreise durch die Vogesen endet im Traditionsgebiet Gueberschwihr, das ganz im Süden in der Nähe von Colmar liegt. Aufgeteilt in ein »altes« und ein »neues« Gueberschwihr ist hier ein reichhaltiges Betätigungsfeld für jeden Anspruch zu finden. Von kurzen, gutgriffigen Top-rope-Routen bis hin zu langen, technisch anspruchsvollen Seillängen ist hier alles zu finden. Das Gestein hat eine hervorragende Qualität, dass sich der Vergleich mit dem englischen Gritstone förmlich aufdrängt. Auch die vorhandenen Boulder, besonders in »Nouveau Gueberschwihr« lohnen nicht nur einen Besuch. Die Auberge St. Marc, die direkt am Parkplatz zum Gebiet liegt, bietet heimische Weine und regionale Spezialitäten, so dass man auf der Sonnenterrasse seine Erlebnisse Revue passieren lassen kann und gleichzeitig von den nächsten Zielen an den herrlichen Felsen der Vogesen träumen kann.
6,90€