Test: Funktionsunterwäsche für den Sommer

Hemd und Hose - Funktionsunterwäsche im Test

Zwar kann man auch drei Baumwollunterhemden auf Tour mitnehmen und mehrmals wechseln, angenehmer zu tragen ist jedoch eine schnell trocknende und im Aufstieg kühlende Funktionsgarnitur; wir sagen Ihnen, worauf Sie bei den verschiedenen Unterwäsche- Typen achten sollten.
(Aus BERGSTEIGER 06/2010)
 
Hemd und Hose - Funktionsunterwäsche im Test © Bernd Ritschel, Christian Schneeweiß
Testbericht Funktionsunterwäsche
Die richtige Unterwäsche ist das A und O der sommerlichen Bekleidung für Bergsteiger, denn man trägt die kurzärmeligen bis ärmellosen Teile nicht nur unter der Kleidung (Baselayer), sondern bei warmem Sonnenschein auch als T-Shirt.

Funktionswäsche Test: Gewichtige Typen

Grundsätzlich gibt es zwei Typen von Funktionsunterwäsche: Der traditionelle (Wan­der-) Typ ist anliegend bis weit, hat keinen Gummianteil, aber relativ viele Nähte und setzt voll auf Trocknung. Der moderne (Lauf-) Typ umschließt den Körper mittels Gummibeimischung fest, um Muskelzittern zu vermeiden und eine gewisse Kühlung zu erreichen. Er ist fast nahtfrei und verfügt über eine raffinierte Komposition aus leicht windabweisenden und dampfdurchlässigeren Sektionen (exzessiv bei X-Bionic). Bei vielen dieser Modelle soll eine Feuchterückhaltung auf der Haut bei schweißtreibender Aktivität kühlend und schweißmindernd wirken. Fuse und Odlo versuchen, beide Typen zu verbinden.

Funktionsunterwäsche sollte nicht nur stark dampfdurchlässig, sondern auch leicht sein. Die traditionellen Shirts des extrem dünnen, kaum spürbaren Löffler und des raffinierten Odlo (ca. 83 g bzw. 95 g in XL) sind hier vorbildlich. Moderne Funktionsunterhemden mit ihrem Gummianteil und der relativ dichten Webung bringen als Shirts mindestens 150 Gramm auf die Waage. Die zugehörigen kurzen Unterhosen bewegen sich zwischen Löffler (35 g), dem Standardbereich (50 bis 65 g) und Tao als wärmende schwerste Kombination (Boxer 80 g, T-Shirt 185 g). Ärmellose Tops wiegen natürlich weniger und kühlen deutlich mehr als T-Shirts. Alle Tops gibt es auch als T-Shirts, die meisten Unterhosen als Boxer und Slips sowie alle vorgestellten Modelle auch für Damen.

Materialien

Standardmaterial für traditionelle Funktionsunterhemden ist das günstige Polyester, das kaum Feuchte aufnimmt. Wegen der sehr schnellen Geruchsbildung als Produkt von schweißabbauenden Bakterien ist es heute fast immer mit einem Silberanteil (Odlo) oder anderen Geruchshemmern (Patagonia, Vaude, Mammut) versehen. Das festere Polypropylen nimmt zwar keine Feuchtigkeit auf, ist aber kein guter Feuchte-Weiterleiter und relativ teuer. Deshalb findet es sich nur bei extrem dünner Unterwäsche wie Löffler oder als Faseranteil. Die häufigste Kunstfaser der vorgestellten Modelle ist Nylon (Polyamid). Es ist sehr reißfest, nimmt wenig Feuchte auf und leitet diese gut weiter. In Verbindung mit dehnbaren Gummifasern (Elastan) lassen sich eng bis straff anpassende Shirts konstruieren, deren Trocknung langsamer erfolgt.

Alle modernen Modelle besitzen diesen Stoff, teils mit einem Zusatzmaterial (z. B. Tao 31 % Polyester). Die dichtere Webung ergibt nebenbei eine spürbare Windabweisung. Dünne Merino-Wolle kommt mit seiner Kombination aus Dampfabsorption (bis ein Drittel) und -weiterleitung der Idee des Feuchterückhalts entgegen, wie sich bei Ortovox und Mammut (Gemisch) zeigt. Hinzu kommt deren geruchsverringernde Eigenschaft, die ideal für Mehrtagetouren ist.

Komposition

Traditionelle Unterwäsche vertraut schlicht auf ihre Materialwirkung (hier alle weiten Shirts: Ortovox, Löffler, Patagonia, Mammut). Bei allen modernen und Fusionstypen wird die Effizienz durch dünne dampfdurchlässigere, gepolstert-wärmere und gerippte dehnbarere Zonen verbessert, die bei Schwitzen die Höhe der Dampfabgabe je nach Körperzone regulieren sollen. Diese funktionale Komposition hat X-Bionic zur Wissenschaft erhoben und bietet neben atmenden Polsterungen (Schultern, Hüften) auch feuchte- und lufteinschließende Zonen zur Temperaturregulierung an der Brust.

Einen dünneren, also feuchtedurchlässigeren Rücken besitzen fast alle modernen Shirts in mehr oder weniger ausgeprägter Form (X-Bionic auch Lendenbereich). Ohne Rucksack kann es dort kühl werden (z. B. bei der Gipfelrast). Auch die Seiten sollten dampfdurchlässiger sein, was meist durch Dehnungsrippen erreicht wird (Patagonia, Mammut dünneres Material). Der schwitzintensive Achselbereich kann sogar durchlöchert sein (Odlo). Bei den Unterhosen ist meist die Rucksackauflage im Lendenbereich dünner. Dagegen ist der Genitalbereich meist dichter oder zweilagig gewebt, mit Lüftung außen herum. Auch unten am After sollte der Stoff dichter sein (z. B. Vaude, Ortovox) und die Nähte drumherum führen. Außerdem besitzen einige Modelle Dehnungsrippen oder Vorformungen der Gesäßba­cken (X-Bionic, Odlo). Je nach Präferenz angenehm kann eine Vorformung im Genitalbereich sein (v. a. Löffler, Odlo), wobei es leider bei allen vorgestellten (Männer-)Unterhosen keinen Eingriff gibt.
Text: Christian Schneeweiß; Fotos: Bernd Ritschel, Christian Schneeweiß
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