Darauf sollten Sie beim Helmkauf achten

Schütze Deinen Kopf - Kaufberatung Helme

Sie sind leicht, hervorragend belüftet und sehen chic aus – moderne Kletterhelme schützen den empfindlichsten Körperteil vor Steinschlag und Sturzverletzungen. Wir sagen Ihnen, welche Konstruktion sich für welchen Einsatzbereich eignet.
(Aus BERGSTEIGER 08/2012)
 
Schütze Deinen Kopf - Helme im TestDarauf sollten Sie beim Kauf eines Helms achten © Bernd Ritschel
Darauf sollten Sie beim Kauf eines Helms achten
Bei den modernen Kletterhelmen gibt es zwei unterschiedliche Konstruktionen: In-Mould-Helme bestehen aus dickem, hartem Polystyren (Styropor) mit einem dünnen Polykarbonat-Überzug, der schon bei leichtem Schlag eine Delle bekommt. Diese Helme sind deutlich leichter als die konventionellen Konstruktionen, können recht gut der Kopfform angepasst und mit größeren Lüftungslöchern versehen werden. Bei einem harten Schlag (Steinschlag, Sturz) bricht das Styropor und fängt dabei einen großen Teil der Stoßenergie ab; der Helm ist allerdings dann nicht mehr brauchbar.

Die konventionellen Helme (ABS-Helme) dagegen besitzen eine Schale aus ABS-Kunststoff mit relativ geringer Energieabsorbtion; deshalb sind die aktuellen Modelle meist Hybride mit zusätzlich stoßdämpfendem Polystyren-Einsatz in der Kopfwölbung und seitlich umlaufenden Polstern. Nach einem Steinschlag sind sie meist noch funktionsfähig, zudem sind sie preisgünstig (bis 60 €) und unempfindlich gegen Schläge. Für Allroundbergsportler, die neben dem Klettern auch Mountainbike und Ski fahren bieten sich Multifunktionshelme mit zwei Lagen Polystyren an; sie sind allerdings recht teuer und in ihren Funktionen natürlich ein Kompromiss.

Umfang und Gewicht des Helms

Ein Helm für Erwachsene ist für einen Kopfumfang von 54 bis 62 Zentimeter konstruiert, bei einer Breite von etwa 17 Zentimetern. Für Kinder und zierliche Frauen gibt es Modelle mit kleinerem Kopfumfang (48 bis 57 cm). Viele Modelle sind mit nur etwa 14 Zentimeter Höhe (normal sind 15 Zentimeter, Stubai 16 Zentimeter) sehr kompakt und damit leicht im oder am Rucksack zu verstauen. Mit 330 bis 360 Gramm Gewicht sind die modernen ABS-Helme für alpine oder winterliche Einsatzbereiche trotz zusätzlicher Polystyren-Einsätze nur um ein Drittel schwerer als die fürs Sportklettern und für Klettersteige verwendeten Leichthelme mit In-Mold-Konstruktion und kaum schwerer als deren robustere Versionen.

Innenleben und Lüftung

Alle In-Mould-Helme und einige ABS-Hybridhelme besitzen wegen der harten Kopfauflage oben schweißabsorbierende, abklettbare Polster. Manchmal ist es ein härterer Schaumstoff, machmal auch ein kaum spürbares, sich anpassendes Druckpolster. Zusätzlich sind Stirn und Hinterkopffixierung mit abklettbaren Textilien gepolstert, bei ABS-Helmen für den Alpineinsatz zusätzlich die vordere Kopfhälfte mit Schaumstoff; an diesen Stirnpolstern schwitzt man leider recht schnell. Die Lüftung des Helms erfolgt durch mehr oder weniger große Lüftungsschlitze. Im Alpinbereich sind diese bei bröseligem Fels, Kälte oder Regen von Nachteil, weshalb die Schalendurchbrüche bei ABS-Helmen normalerweise – auch wegen der Stabilität – kleiner sind als bei In-Mould-Helmen; bei machnen Modellen lassen sich die Lüftungsschlitze als Witterungsschutz schließen.

Weiteneinstellung und Riemenkonstruktion

Die Weite des Kopfumfangs und damit die Fixierung des Helms am Kopf lässt sich bei modernen Helmen problemlos einhändig per Verstellrad am Hinterkopf einstellen. Ratschen sind zwar weniger anfällig als die hinten unterm Helm herausstehenden Verstellräder, aber sie garantieren keine zentrierte Fixierung. Neu sind an Gelenken unter den Hinterkopf ziehbare Verstellungen. Versenkt behindern sie nicht beim Transport wie konventionelle elastische Aufhängungen, übergezogen schließen sie den Kopf so ein, dass der Helm sich kaum noch abstreifen lässt. Dies verhindert zudem eine Riemenkonstruktion aus vier Ansatzpunkten, zwei seitlichen Geometrie-Anpassungen unterm Ohr und einem einseitig längenverstellbaren Doppelriemen oder leicht verstellbaren Einzelriemen mit Schnallenverschluss. Wegen der guten Anpassungsmöglichkeiten von Kopfumfang und Verstellriemen sollte ein Helm bei Fixierung in exakt waagerechter Lage mit kompletter Bedeckung der Stirn nicht verrutschen.

Helm-Extras

Helme sollten Angaben zum Produktionsdatum besitzen, denn sie sollten je nach Gebrauch nach drei bis zehn Jahren ausgemustert werden; Kunststoff altert durch die Sonne (UV-Einstahlung), die Verstellungen können verschleißen. Nach einem schweren Schlag (Steinschlag, Sturz) wird der Helm selbstredend sofort ausgetauscht. Außerdem sollten Fixierungen für Stirnlampen-Kopfbände rvorhanden sein. Schutzbeutel für den Transport sollen den Helm vor Kratzern und Dellen schützen.

Darauf sollten Sie beim Helmkauf achten:

  1. Belüftung: Der Helm sollte über eine gute Belüftung verfügen – außer bei regnerischer Witterung oder bröseligem Gestein sowie im Winter.
  2. Robustheit: Für Gebirgstouren mit Steinschlaggefahr oder Eisklettertouren generell sollte man robustere Helme aus ABS verwenden.
  3. Anpassung: Eine leichtgängige Verstellung der Hinterkopffixierung, der Riemengeometerie und des Riemenverschlusses erleichtert die Anpassung des Helms an den Kopf.
  4. Gewicht: Der Helm sollte möglichst leicht, bequem zu tragen und für den Klettersteig (ohne speziellen Kletterrucksack) kompakt sein.

Welcher Helm eignet sich wofür:

  • Sportklettern: Der Helm sollte leicht, gut anpassbar und gut belüftet sein und kann bei schwerem Schlag brechen (In-Mold-Helm mit Energieabsorption). Die Bedienung sollte schnell gehen.
  • Klettersteig: Der möglichst kompakte Helm sollte komfortabel und gut belüftet sein. Verrutschen und Anpassung müssen nicht perfekt sein.
  • Alpinklettern/Eis: Der auch nach schwerem Schlag äußerlich noch intakte Helm (ABS-Helm, bei Hybrid evtl. Innenabsorber gebrochen) ist gut gepolstert, die Anpassung exakt und sicher. 
Text: Christian Schneeweiß; Fotos: B. Ritschel (2), A. Strauß
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 08/2012. Jetzt abonnieren!
 
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