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06.02.2017

CIPRA fordert: "Olympiafrei in die Zukunft!"

Mehrere Orte in den Alpen bemühen sich um die Olympischen Winterspiele 2026. Sie berufen sich auf die "Agenda 2020", die vom Internationalen Olympischen Komitee als Reaktion auf die reihenweise Ablehnung von Bewerbungen für 2022 formuliert wurde. Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA bleibt allerdings bei ihrer Position "Olympiafreie Alpen!".
 
 
Die CIPRA stellt sich gegen Olympia in den Alpen. © wwwupertal/flickr.com,
Knapp vier Jahre nach der Ablehnung befinden die Stimmberechtigten des Schweizer Kantons Graubünden am 12. Februar 2017 erneut über eine Olympia-Kandidatur, diesmal für 2026. Die Westschweizer Kantone Bern, Freiburg, Waadt und Wallis bemühen sich ohne vorgängige Volksabstimmung gemeinsam um eine Kandidatur. In Österreich prüft Innsbruck eine länderübergreifende Kandidatur der Regionen Tirol, Südtirol und Trentino und führt bis Frühsommer eine Machbarkeitsstudie durch. Sollte diese positiv ausfallen, werden im Herbst die Bürgerinnen und Bürger Tirols dazu befragt.

Begründet werden die erneuten Anläufe zum einen mit der schwierigen wirtschaftlichen Situation der Berggebiete, die keine Alternative böte, zum anderen mit den Reformbemühungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Doch die "Agenda 2020" ist alter Wein in neuen Schläuchen, meint die internationalen Alpenschutzkommission CIPRA. Die 40 Empfehlungen seien unverbindlich und dienten einzig dazu, die westlichen Länder wieder ins Boot zu holen, wie Barbara Wülser, Stellvertretende Geschäftsführerin der CIPRA, festhält. "Fliessen Geld und Engagement der Alpenregionen in das Strohfeuer Olympischer Winterspiele, steht es nicht für identitätsstiftende, zukunftsweisende Projekte zur Verfügung."

"Demokratische Grundwerte bleiben außen vor"

In den Empfehlungen 4 und 5 der "Agenda 2020" wird das Wort Nachhaltigkeit zehn Mal erwähnt. Der Gastgeber der Olympischen Spiele soll eine Nachhaltigkeitsstrategie ausarbeiten und Nachhaltigkeitsmassnahmen umsetzen. Wie genau diese Maßnahmen aussehen, welche Standards eingehalten werden müssen und was eine Strategie beinhaltet, bleibt offen. Die Empfehlungen sind sehr allgemein formuliert: Die Transparenz soll erhöht, ethisches Verhalten gestärkt und die Kosten sollen gesenkt werden. Der Interpretationsspielraum bleibt groß. Grundlegende Änderungen der IOC-Strukturen und -Regelwerke sowie die Garantie von demokratischen Grundwerten in den Austragungsländern werden nicht diskutiert.

Die Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte zeigen laut CIPRA, dass die Bergregionen nur verlieren können. Allenfalls profitierten einzelne Exponenten kurzfristig von einem Investitionsschub. Die Bevölkerung, die in letzter Konsequenz zur Kasse gebeten wird, bezahle die Zeche.

Auf reichhaltiges Kultur- und Naturerbe setzen

Die Alpen sind reich an Natur- und Kulturlandschaften, an kulturellen Identitäten und Angeboten, an Traditionen, an engagierten Menschen mit Weitblick. Gemeinsam können diese die Zukunft eigenverantwortlich gestalten, indem sie neue wirtschaftliche Perspektiven entwickeln, die die kulturellen und sozialen Ressourcen respektieren und in Wert setzen.

"Olympische Winterspiele behindern eine solche Entwicklung", betont Barbara Wülser. "Sie geben vor innovativ zu sein, verkörpern indes mehr vom Gleichen, indem sie an alten Rezepten festhalten. Sie behaupten mutig zu sein, zeugen jedoch von Resignation und üben Zwang aus mit dem Argument, es gebe keinen anderen Ausweg."

Christian Baumgartner, Vize-Präsident von CIPRA International, bringt das Anliegen des Dachverbands von über 100 Organisationen und Institutionen in den Alpen auf den Punkt: "Erst wenn das IOC seine Regelwerke und Strukturen von Grund auf überarbeitet, demokratische Grundwerte in den Ausführungsländern garantiert und die Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung bei der Planung und Durchführung von Olympischen Winterspielen berücksichtigt, kann in den Alpen über eine Neu-Auflage diskutiert werden."