Test: Ferngläser für Bergsteiger

Scharfe Aussichten - Ferngläser im Test

Es gibt welche für Brillenträger, welche für Minimalisten und welche für Perfektionisten: Das Angebot an Bergsteiger-Ferngläsern ist gewaltig. Wir sagen Ihnen, worauf Sie beim Kauf achten sollten und warum es nicht immer ein High-End-Gerät sein muss.
(Aus BERGSTEIGER 09/2011)
 
Im Test: Ferngläser © Christof Schellhammer
Testbericht: Ferngläser

Das große Fernglas-ABC

Augenmuschel:
Augenmuschel nennt man den muschelförmig ausgestalteten Streulichtschutz. Bei hochwertigen Ferngläsern ist die Augenmuschel verstellbar, sodass der Abstand zwischen Auge und Austrittspupille variiert werden kann.

Austrittspupille:
Als Austrittspupille bezeichnet man den mathematischen Wert von Objektivdurchmesser im Verhältnis zur Vergrößerung. In Worte gebracht: Je größer die Austrittspupille ist, desto besser kann man durch das Fernglas schauen.

Armierung:
Sie besteht bei vielen Ferngläsern aus Gummi oder gummiähnlichem Material und schützt die wertvolle Mechanik vor Schlägen und Stößen. Zugleich dient sie als Kälteschutz.

Dachkantprisma:
Durch den Einsatz exakt und aufwändig geschliffener Dachkantprismen verlaufen die Lichtstrahlen annähernd linear. Dachkant-Ferngläser sind besonders schlank und handlich. Gebräuchlichste Typen: Abbe-König, Uppendahl, Peachan, Schmidt

Dämmerungszahl:
Bei der Dämmerungszahl handelt es sich um eine mathematische Berechnung (Wurzel aus Objektivdurchmesser und Vergrößerung) für die Eignung bei schlechten Lichtverhältnissen: je größer die Zahl, desto besser die Durchsicht. Der rein mathematische Wert hat jedoch in der Praxis eine geringe Aussagekraft. Ein Vergleich von Ferngläsern gleicher Dämmerungszahl sollte durch den persönlichen Eindruck entschieden werden.

Dioptrienausgleich:
Der Dioptrienausgleich ermöglicht es Brillenträgern durch eine Voreinstellung an der Optik, auch ohne Brille ein gestochen scharfes Bild zu genießen.

Doppelbild:
Ein sogenanntes Doppelbild entsteht, wenn die beiden Prismen verschoben werden und das Glas dejustiert ist. Dies kann durch einen Schlag oder Sturz passieren und führt zu einem Doppelbild-Effekt. Eine leichte Dejustierung kann durch die Akkomodierung (Anpassung) der Augen ausgeglichen werden, was aber zu Kopfschmerzen führen kann.

Fokussierung:
Mittels eines zentralen Drehrades werden die Linsensysteme im Fernglas verschoben, so kann die Schärfe auf unterschiedliche Motiventfernungen eingestellt werden.

Innenfokussierung:
Bei der Innenfokussierung erfolgt die Entfernungseinstellung nicht durch eine Verschiebung des ganzen Objektivs, sondern nur durch die Verschiebung von einer oder mehreren Linsen im Inneren des Objektivs. Ein typisches Merkmal der Innenfokussierung ist, dass sich die Baulänge des Fernglases nicht verändert.

Lichtstärke (effektive Lichtstärke):
(Eintrittspupille/Brennweite) Ein ebenfalls mathematischer Wert, bei der die in der Praxis wichtige Qualität und Lichtdurchlässigkeit der einzelnen Linsen nicht berücksichtigt wird. (s. o. bei Dämmerungszahl)

Nahbereich:
Er spielt für Ferngläser eigentlich eine untergeordnete Rolle – schließlich sind Ferngläser, wie der Name schon sagt, zum »in die Ferne schauen« konstruiert. Wer sein Fernglas auch für die Nahbetrachtung verwenden möchte, sollte den Kauf eines Monokulars in Betracht ziehen. Hier können Objekte noch in einer Entfernung ab 30 cm scharf abgebildet werden, was aus Konstruktionsgründen bei einem Binokular nicht möglich ist.

Okular:
Unter Okular versteht man ein Linsensystem. Beim Fernglas nennt man das Bauteil, durch das man unmittelbar durchsieht, Okular. Beim Binokular sind zwei Okulare flexibel miteinander verbunden. So kann der Augenabstand individuell an den Benutzer angepasst werden. Der Augenabstand ist dann richtig eingestellt, wenn der Betrachter nur noch einen Bildkreis erkennt. Lässt sich dieser Bildkreis nicht eindeutig herstellen, so stimmt entweder der Augenabstand nicht oder das Fernglas ist defekt oder von minderwertiger Qualität.

Objektivdurchmesser:
Er ist die wichtigste Kennzahl für Ferngläser zusammen mit der Vergrößerung und hat Einfluss auf Dämmerungszahl und Lichtstärke.

Porroprisma:
Der Prototyp der Ferngläser: Der Lichtstrahl wird durch zwei Prismen umgelenkt und verleiht dem Fernglas die typische Form mit nah beieinander liegenden Okularen und weit auseinander liegenden Objektiven. Das Porroprisma wurde bereits 1854 patentiert und gilt gegenüber dem Dachkantprisma als einfacher in der Konstruktion.

Sehfeld und Sehwinkel:
Mit dem Sehfeld wird bei einem Fernglas die maximal zu erkennende Objektgröße auf eine Entfernung von 1000 Metern angegeben. Der Sehwinkel bezeichnet ähnlich wie das Sehfeld den maximalen Bildwinkel, mit dem ein Objekt betrachtet werden kann.

Vergütung: 
Normale optische Linsen haben die Eigenschaft, einen Teil des einfallenden Lichtes zu reflektieren (etwa 4 %). Dadurch entsteht zwangsläufig ein Helligkeits- und Kontrastverlust. Durch das Aufdampfen einer Mineralschicht (im Nanometerbereich) kann die Reflexion verringert und die Lichtdurchlässigkeit deutlich verbessert werden. Den Unterschied kann man mit bloßem Auge feststellen. Man vergleiche nur die Abbildungsleistung eines High-End-Fernglases mit einem Billigprodukt.

Vergrößerung:
Neben dem Objektivdurchmesser ist die Vergrößerung die wichtigste Kennzahl für Ferngläser. In der Praxis hat sich für Bergsteiger- Ferngläser die achtfache Vergrößerung am besten bewährt.

 

Text: Wolfgang Pohl und Christof Schellhammer; Fotos: Christof Schellhammer (li.), Hersteller
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 09/2011. Jetzt abonnieren!
 
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