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22.11.2013

Große Themen in kleiner Runde

Gore-Tex-Athleten setzen Mountain Xtreme-Diskussion fort.
 
 


Für einen Abend war das winzige Kleinhöhenkirchen bei Rosenheim der Nabel der Bergsportwelt: Hier setzten am 19. November einige der besten Alpinisten der Welt ihre Diskussion fort, die beim IMS in Brixen mit dem »Mountain Xtreme« begonnen wurde. Hans-Peter Eisendle, Robert Jasper, David Lama, Edurne Pasaban, Ralf Dumjovits und Seb Michaud, allesamt GORE-TEX-Athleten, diskutieren über die Bereiche Risikobereitschaft, das Verhältnis von Bergsport und Medien sowie Verantwortung von Profibergsteigern gegenüber Familie, der Natur und ihrer Vorbildrolle.

Eingeladen hatte die Firma W.L. Gore aus Feldkirchen-Westerham. Einig waren sich die Athleten vor allem in einem Punkt: Das Präfix »Extrem«, welches ihnen immer wieder zugeschrieben wird, sei für sie unverständlich. 

»Ich gebe zu, dass unser Tun nicht ganz normal ist. Aber extrem? 14 Stunden am Tag im Büro zu sitzen, das wäre für mich extrem«, sagte zum Beispiel Robert Jasper.  Extrem und riskant würden ihre Leistungen nur erscheinen, weil sie für andere kaum nachvollziehbar seien. »Es gibt keinen, oder fast keinen Journalisten auf der Welt, der verstehen kann, was wir tun“, sagte der junge Kletterprofi David Lama.

Er fand es zudem »schade, dass der Begriff ”Extrem“ mittlerweile einen stark negativen Beigeschmack hat. Dabei bezeichnet er eher die Grenze zwischen dem Möglichen und dem Unmöglichen. Etwas kann auch extrem leicht oder extrem lecker sein – diesem Denken sollten wir wieder mehr Raum geben.« 

Bei der Debatte über Risiko führte vor allem Hans-Peter Eisendle das Wort. Es sei eine »sehr moralische, fast spießbürgerliche Haltung, wenn man uns unser Risikoverhalten ankreidet«, sagte der Südtiroler. Er und andere Bergführer würden tagtäglich Risiken kalkulieren und sich ihre Entscheidungen sicher nicht leicht machen.

Auch Jasper gab zu, dass das Abwägen von Risiken zu seinem Lebensalltag gehöre, und er sich einen davon befreiten Alltag kaum vorstellen könne. Der Freiburger Eiskletterer, dessen Frau nach der Geburt zweier Kinder ihre Kletterkarriere weitestgehend beendete, beklagte sich zudem über die weitreichende Beseitigung aller Risiken aus dem gesellschaftlichen Leben.

Das Bergsteigen sei einer der letzten Bereiche, wo man noch voll und ganz für sich selbst verantwortlich sein könne, sagte Jasper.    Befragt nach ihrer Vorbildfunktion wollte sich keiner der Athleten festlegen. David Lama sagte, die Tatsache, dass ihm viele junge Kletterer nacheifern würden, belaste ihn nicht und sei auch nicht ausschlaggebend für die Auswahl seiner Projekte.

Eisendle gab zu, früher selbst Walter Bonatti nachgeeifert zu haben. »Ich wollte seine Erlebnisse auch haben, es war Try and Error. Immerhin lebe ich heute noch.« Für ihn sei Inspiration wertvoll, solange man dabei mit den eigenen Mitteln arbeite, anstatt blind nachzuahmen. Dass dabei die Rolle der Medien sehr wichtig sei, um authentische Geschichten zu transportieren, kam im Laufe des Abends immer wieder zur Sprache. »Journalisten und Alpinisten müssen aufhören, sich voreinander herzutreiben«, sagte Eisendle.