Die Unersättliche der 24h Trophy | BERGSTEIGER Magazin

Die Unersättliche der 24h Trophy

Man nehme gut eingelaufene Wanderschuhe, ein Wechselshirt, die Regenjacke und eine Portion Mut. Viel braucht es nicht auf einer Wanderung der »24h Trophy«, denn für alles andere sorgen die Veranstalter. Doch was bewegt Menschen wie Adelinde Schulz dazu, sich auf solch lange Touren zu begeben – und das sogar mehrmals?
 
Adelinde Schulz (64) hat bis dato an jeder 24h Trophy teilgenommen. © grassl event & promotion services gmbh
Adelinde Schulz (64) hat bis dato an jeder 24h Trophy teilgenommen.
Alles begann in einem Supermarkt. 2011 weckte das Plakat einer 24-Stunden-Wanderung beim Einkaufen Adelinde Schulz’ Neugier. 24 Stunden lang wandern? Das war mal etwas anderes, dachte sie sich. »Kann ich das wohl schaffen?« Nachdenklich ging Adelinde nach Hause und rief eine gute Freundin an. Die gab ihr den nötigen Schubs. Gemeinsam gingen sie an den Start der ersten 24-Stunden-Wanderung in Berchtesgaden. »Das war eine tolle Tour«, erzählt Adelinde lächelnd. »Vor allem, weil wir nachts auch Vollmond hatten.«

Sich führen lassen, sich verpflegen lassen, sich gegenseitig motivieren – dies sind nur ein paar Dinge dessen, was Wanderer auf einer Veranstaltung der 24h Trophy erleben. Die Spielregeln: Die Teilnehmer entscheiden sich für eine der sechs Regionen, wählen zwischen der Zwölf- und 24-Stunden-Tour und – wenn verfügbar – zwischen alpiner und extremer Variante. Dann geht es los. Aber mit Gefühl. »Bei den Veranstaltungen geht es nicht darum, einen Wettbewerb zu gewinnen, sondern in der Gruppe die Faszination fürs Langzeitwandern zu spüren«, sagt Veranstalter Toni Grassl.


Wie eine Familie: Adelinde schätzt den Zusammenhalt der Teilnehmer.

Wer innerhalb eines Jahres drei Touren mitläuft, wird Trophy-König, erhält einen Pokal und eine Überraschung. Was 2011 als Marketingaktion für die Region Berchtesgadener Land begann, wurde zum Dauerbrenner. Nach fünf Jahren gewann die Eventagentur von Toni Grassl die Regionen Baiersbronn im Schwarzwald und Oberstaufen im Allgäu hinzu, im Jahre 2016 kamen der Harz und die Alpenregion Tegernsee-Schliersee dazu. Dieses Jahr wird die 24h Trophy erstmals in Österreich und in der Alpenwelt Karwendel Station machen.

Was Adelinde aus purer Neugier begann, entwickelte sich zu einer Leidenschaft. Dass Freunde und Familie anfangs dachten, sie sei verrückt, verunsicherte sie nicht. Keine Veranstaltung der 24h Trophy hat die 64-Jährige seither verpasst. Doch warum über eigene Grenzen gehen, warum weiterwandern, wenn sich andere Menschen schlafen legen? Das »Freiwandern« sei es, sagt Adelinde mit schwärmerischen Tonfall. In den ersten Stunden einer Trophy wandere sie viel in der Gruppe, zusammen mit den anderen Teilnehmern. »Wir lachen viel zusammen und reden über dies und das«, und dann, je weiter die Zeit voranschreitet, werden die Teilnehmer stiller, erinnert sich Adelinde. Man kehre in sich und sei mehr bei sich. Und dann beginne es: das Sich-Freiwandern.


Adelinde, die unangefochtene Trophy-Königin

Dennoch – könnte sich der normal gestresste Mensch nicht auch auf einer Wanderung freilaufen, die rund acht Stunden dauert? »Naja«, sagt Adelinde etwas leiser, »es ist ja auch das Gefühl, dass man an seine eigene Grenzen geht und etwas schafft. Da bin ich schon stolz drauf.« Die Auswirkungen davon merke sie sogar im Alltag, sie gehe ganz anders an Herausforderungen im Beruf heran: nämlich viel gelassener. Adelinde wird auch weiterhin bei den Touren mitgehen. »So lange mich meine Füße tragen.«

24h Trohy: Wandern als "große Familie"

Ganz gleich welches Alter oder welches Geschlecht – bei der 24h Trophy fallen sich Altbekannte in die Arme und neue Teilnehmer werden in den Kreis aufgenommen. »Wir sind wie eine große Familie, es ist so schön, diese Menschen wieder zu sehen, dieses Gefühl des Zusammenhalts zu teilen«, findet Adelinde. »Wenn wir am nächsten Morgen ins Ziel gehen, sind wir ausgelassen und glücklich – immer gute Stimmung.« So sehen das auch die Veranstalter: »Gemeinsam Wandern bringt Menschen zusammen«, erklärt Toni Grassl. Im Jahr 2017 gibt es sechs Veranstaltungsorte. Eine Besonderheit dieses Jahr: Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums des Salzbergwerks Berchtesgaden können sich Teilnehmer auf »die Spuren des Salzes« begeben. Alle Infos zur aktuellen 24h Trophy finden Sie auf www.24h-trophy.de
 
Laurie Hilbig