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30.10.2018

Drohender Felssturz am Hochvogel

Dass die Bergwelt in Bewegung ist, lässt sich am Hochvogel in den Allgäuer Alpen mit bloßem Auge erkennen. Über die Jahre ist dort ein 40 Meter langer, acht Meter tiefer und drei Meter breiter Spalt entstanden. Das Forschungsprojekt »AlpeSenseBench« soll den Zeitpunkt des drohenden Bergsturzes vorhersagen.
 
 
 
Am Hochvogel im Allgäu hat sich ein Spalt gebildet.
Der Spalt am Gipfelaufbau des Hochvogel öffnet sich immer schneller: In den letzten drei Jahren ist er um 30 Zentimeter gewachsen. Wissenschaftler der Technischen Universität München und der Ludwig-Maximilians-Universität München rechnen daher damit, dass in absehbarer Zeit ein großer Teil der südlichen Gipfelwand abbrechen wird. 260 000 Kubikmeter Fels würden dann über 1000 Meter ins Tal stürzen.
 
Ein innovatives Frühwarnsystem soll die Gefahr die Menschen im Tal minimieren. Zusammen mit 3d RealityMaps, dem europäischen Spezialisten für 3D-Digitalisierung beobachten die Forscher von TU und LMU den Spalt und haben ein innovatives Frühwarnsystem entwickelt. Durch Befliegungen mit Flugzeugen und Drohnen wird ein sehr genaues 3D-Modell des Gipfels erzeugt. »Anhand der Veränderungen vermessen wir Bewegungen im gesamten Gipfelaufbau möglichst exakt. Gemeinsam mit den Geologen, die die Felsbewegungen mit hochsensitiven Sensoren vermessen, soll ein durch Fernerkundung gestütztes Frühwarnsystem entwickelt werden, mit dessen Hilfe wir hoffen, rechtzeitig im Voraus vor einem drohenden Absturz warnen zu können«, sagt Prof. Dr. Florian Siegert, Gründer und Geschäftsführer von 3D RealityMaps.

Zeit zu reagieren

Ein Felssturz kündigt sich in der Regel durch immer schnellere Bewegung des Gesteins an. Zur Zeit bewegt es sich am Hochvogel etwa 0,4 mm in der Woche. Kurz bevor es zu dem Felssturz kommt, wird sich der Spalt dann es um einen Zentimeter täglich weiter öffnen. Prof. Dr. rer. nat. Michael Krautblatter der TU München nimmt an, dass man dadurch im Idealfall zwei bis drei Tage vorher wisse, dass es zu dem Felssturz kommen wird.

Der Wanderweg Bäumenheimer Weg, einer von drei Wegen auf den Hochvogel, ist bereits seit 2014 gesperrt. Dort besteht absolute Lebensgefahr, wie die DAV-Sektion Donauwörth warnt.
 
Journalisten des Bayerischen Rundfunks haben die Geowissenschaftler bei ihrer Forschung begleitet.
 

Das Projekt »AlpeSenseBench«

Das vom Bayerischen Wirtschaftsministerium geförderten Projekt »AlpeSenseBench« beschränkt sich nicht auf den drohenden Felssturz am Hochvogel. Auch an der Zugspitze, dem Hochvernagtferner in den Ötztaler Alpen und dem Sattelkar im Salzburger Land sollen durch kontinuierliches Monitoring und Veränderungsanalysen potentielle Gefahrenstellen die durch die Erderwärmung und den Anstieg der Permafrostgrenze entstehen, frühzeitig erkannt werden. Neben den Forschungseinrichtungen sind auch Verwaltungsbehörden aus Bayern und Österreich beteiligt.