Einsame Herbsttouren im Isartal
Am Sylvensteinsee muss die Isar eine unfreiwillige Pause einlegen.
„Aus dem Karwendelgebirg´, springt a gloana Bach.
Er is so wuid hinta Scharnitz, und weida geht´s zum Sylvenstein.
Da muaß a nei. Fall, Lenggries, Bad Tölz und dann in der Pupplinger Au,
wird die Zeit angehalten, in da Sommasonna auf dem weißen Kies,
i sog eich des is: Des Isarflimmern mitten im Paradies“- Willy Michl in "Isarflimmern"
Zugegeben. Dieser Tage werden eher Raureifnadeln als die vom legendären Willy Michl besungenen Luftspiegelungen die runden Steine von Bayerns schönsten Fluss zieren. Aber man kommt um diese Jahreszeit ja auch nicht zum Baden, sondern zum Wandern her.
Die leichten Bergtouren rechts und links der Isar, aber auch ihr wunderschönes Flussbett sind an klaren Herbsttagen ideale Ziele, um die Wandersaison zu verlängern.
Am Fuße der Birkkarspitze erblickt die junge Isar das Licht der Welt. Tropfend und gurgelnd quillt ihr Wasser aus 28 im Bergwald versteckten Karstquellen und sprudelt als glasklarer Gebirgsfluss durchs Hinterautal Richtung Scharnitz, um hinter Krün eine unfreiwillige Pause im Sylvenstein-Stausee einzulegen.
Auch das Flussbett der Isar ist ein beliebtes Ziel von Herbst-Touren. Foto: Adobe Stock/topics
Kleiner Gipfel, großer Ausblick
Am Ostufer des Stausees ist der südseitige Anstieg auf die Hochalm besonders zu empfehlen. Je später man im Jahr dran ist, desto mehr Sonnenstrahlen fallen durch den lichten Bergmischwald auf den belaubten Boden. Die breite Gipfelkuppe ist zwar das genaue Gegenteil des Matterhorns.Trotzdem kommen Gipfelgefühle auf. Der nur 1428 Meter hohe Berg hat tolle Ausblicke auf Roßstein, Blauberge, Rofan, Karwendel und Wetterstein zu bieten. Und bei kalter Herbstluft ist im Südosten gut der Großglockner zu erkennen.
Von den 1529 urkundlich erwähnten Almgebäuden sind nur noch Kalkblöcke vorhanden. Vielmehr lohnt es sich, nach anderen Gesteinen Ausschau zu halten. Der Hirte der Höllei-Alm suchte einer alten Legende zufolge nämlich einst seine Geißen und stieg dabei bis zur Hochalm hinauf.
Dort entdeckte er einen Felsen aus reinstem Gold. Der Hirte wollte sich ein Stück weg hacken, aber sein Hirtenhackl war ihm zu wertvoll. Deswegen stieg er zur Höllei-Alm hinab, um einen Pickel zu holen. Als er wieder oben war, war von dem Gold nichts mehr zu sehen.
Wer wie der Hirte kein Edelmetall findet, kann zum Trost ein beeindruckendes Herbst-Schauspiel erleben. Während der weiße Talnebel von Norden her an der Hochalm leckt und das Isartal in dicke Watte hüllt, stört oft kein einziger Kondensation-Tropfen den sonnigen Abstieg nach Süden.
Erst auf der Rückfahrt taucht man dann doch in die weiße Suppe ein. Die Staumauer des Sylvensteinspeichers leistet mit 770 m. ü. NN dem herauf drängenden Nebel einfach zu wenig Widerstand.
Das Nebelmeer im Isartal lässt sich bestens von der Hochalm betrachten. Foto: Michael Pröttel
Bergeinsamkeit garantiert
Einen Katzensprung flussaufwärts ragt mit dem Schönberg gleich das nächste Isarwinkel-Schmankerl in den Himmel. Vor der Tour muss man unbedingt in Fleck seine Brotzeit einkaufen.Dort gibt es nach wie vor keinen Supermarkt, sondern einen kleinen Lebensmittelladen, wo die Käsesemmel noch "auf Zuruf" zubereitet und zu einem Spottpreis über die Theke gereicht wird. Seit Jahrzehnten hat sich dieses Geschäft so gut wie nicht verändert.
Auf gar drei Jahrhunderte zurückblicken kann die auf dem Weg zum Schönberg stehende "Große Tann´ an der Bauernrast". Mit 520 Zentimetern Umfang gehört sie zu den fünfzehn dicksten Tannen Deutschlands. Nicht nur, um dem Naturdenkmal einen Besuch abzustatten, sollte man nicht der beschilderten Forststraße, sondern dem viel schöneren Weg über die "Bauernrast" folgen.
Auf schmalen Pfaden geht es dann durch dichten Bergwald und über aussichtsreiche Lichtungen hinauf zu "Maria Eck", wo der finale Gipfelanstieg beginnt. Auf 1620 Metern angekommen hat man das überwältigende Panorama mit großer Sicherheit für sich ganz allein.
Seekarkreuz und Rechelkopf sind zwei weitere schöne Bergtouren, welche die Isar auf ihrem Weg nach Bad Tölz begleiten. Sollte doch schon Schnee liegen sind diese lawinensicheren Ziele auch als Schneeschuhtour sehr zu empfehlen. Die schönsten Plätze im Flussbett selbst sollten aber auch Gipfelstürmer nicht verpassen.
Das Panorama am Schönberg haben Wanderer im Herbst meist für sich alleine. Foto: Michael Pröttel
1. Schöne Aussichten auf der Hochalm
Schwierigkeit: einfachDauer: 3:30 Std.
Höhendifferenz: 650 Hm
Distanz: 8 km
Charakter: Technisch absolut unschwierige Bergwanderung in zumeist sehr angenehmer Steigung. Gumpen, Bergmischwald Almflächen ergeben eine sehr abwechslungsreiche Tour
Ausgangs- und Endpunkt: Wanderparkplatz östlich des Sylvensteinspeichers (800 m)
Route: Parkplatz – Hölei Alm – Mitterhütte - Hochalm
2. Nomen est omen am Schönberg
Schwierigkeit: mittelDauer: 4:30 Std.
Höhendifferenz: 900 Hm
Distanz: 10 km
Charakter: Waldreicher Anstieg , der etwas Orientierungssinn und Trittsicherheit erfordert. Zur Belohnung wartet oben ein sensationelles Panorama.
Ausgangs- und Endpunkt: Wanderparkplatz östlich von Fleck (720 m)
Route: Parkplatz – Bauernrast - Maria Eck - Schönberg (1620 m)
3. Gipfeltour zum Seekarkreuz
Schwierigkeit: mittelDauer. 4:30 Std.
Höhendifferenz: 900 Hm
Distanz: 13 km
Charakter: Abwechslungsreiche Bergtour durch Bergmischwald zu schönem Almgelände.
Ausgangs- und Endpunkt: Wanderparkplatz Schloß Hohenburg (700 m)
Route: Parkplatz – Winterstube – Seekaralm – Lenggrieser Hütte - Seekarkreuz (1601 m)
Der letzte Anstieg zum Gipfel des Seekarkreuz. Foto: Adobe Stock/topics
4 Leichte Wanderung auf den Rechelkopf
Schwierigkeit: einfachDauer: 3:30 Std.
Höhendifferenz: 660 Hm
Distanz: 8 km
Charakter: Gemütliche Voralpentour mit längeren Waldpassagen aber einer schönen, freien Gipfelaussicht.
Ausgangs- und Endpunkt: Wanderparkplatz beim Ortsteil Lehen (670 m)
Route: Wanderparkplatz – Schwaigeralm – Rechelkopf (1328 m)
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Schwierigkeit: einfachDauer: 2 Std.
Höhendifferenz: 50 Hm
Distanz: 5 km
Charakter: Unschwere Talwanderung zu idyllischen Uferplätzen, die aber etwas Orientierungssinn erfordert. Hierbei gilt: "Die schönste Kiesbank ist das Ziel".
Ausgangs- und Endpunkt: "Brotzeitstüberl" westlich vom Weiler Leger
Route: "Brotzeitstüberl" - Garber Alm - Jachen