Traurige Rekordsaison: Zwei weitere Todesfälle am Mount Everest
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Der Mount Everest, mit seinen 8.848 Metern der höchste Gipfel der Welt, zieht jedes Jahr Tausende von Bergsteigern an, die bereit sind, ihre Grenzen zu testen und das ultimative Abenteuer zu erleben. Doch der Everest birgt nicht nur Ruhm und Erfolgsgeschichten. Die Herausforderungen, denen Bergsteiger auf dem Weg zum Gipfel begegnen, sind extrem – von Sauerstoffmangel über extreme Kälte bis hin zu unberechenbaren Wetterbedingungen. Diese Bedingungen haben dazu geführt, dass rund 300 Menschen ihr Leben auf dem Berg verloren haben, viele davon für immer in der eisigen "Todeszone" gefangen.
Ab einer Höhe von etwa 8.000 Metern beginnt die sogenannte "Todeszone". Hier wird die Luft so dünn, dass der menschliche Körper beginnt, abzubauen – selbst mit Sauerstoffflaschen. Die meisten Bergsteiger können in dieser Höhe nicht länger als 48 Stunden überleben, und viele unterschätzen die tödliche Wirkung der extremen Bedingungen.
Diese "Todeszone" ist auch der letzte Ruheort für viele, die ihr Ziel nicht erreicht haben. Skelettierte Überreste, manchmal noch in bunten Kletteranzügen, liegen verstreut entlang der Pfade und sind oft von Schnee und Eis umhüllt. Bergungen in dieser Höhe sind nicht nur logistisch äußerst schwierig, sondern auch lebensgefährlich, weshalb die meisten Leichen am Berg bleiben.
Auf dem Weg zum Gipfel sind viele dieser leblosen Körper zu makabren Wegweisern geworden. Der berühmteste unter ihnen ist "Green Boots", ein indischer Bergsteiger, dessen Überreste seit Jahren als Orientierungspunkt für nachfolgende Expeditionen dienten. Solche Anblicke sind nicht nur bedrückend, sondern dienen auch als Mahnung an die Gefahren, die der Berg birgt. Die steifen Körper, die einst Träume von Triumph und Abenteuer verkörperten, sind nun stumme Zeugen des ultimativen Preises des Bergsteigens.
Die Popularität des Mount Everest hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen, was zu einem massiven Zustrom von Bergsteigern geführt hat. Das Ergebnis? Eine Überlastung der Hauptkletterrouten, fehlende Sicherheitsstandards und unzureichende Vorbereitung vieler Teilnehmer. Während der Saison 2024 wurden über 17 Todesfälle verzeichnet, was diese zu einer der tödlichsten in der Geschichte des Everest macht.
Viele Experten, darunter auch erfahrene Sherpas – die nepalesischen Bergführer, die eine Schlüsselrolle bei Expeditionen spielen – kritisieren den zunehmenden "Kommerz" des Bergsteigens. Sie fordern strengere Vorschriften und eine bessere Sauerstofflogistik, um das Risiko zu minimieren. Denn ohne ordnungsgemäße Planung und Vorbereitung können selbst erfahrene Bergsteiger den Berg unterschätzen.
Mit dem Anstieg der Zahl der Bergsteiger hat auch die Menge des Mülls zugenommen, die auf dem Berg zurückgelassen wird. Tausende von Essensverpackungen, leere Sauerstoffflaschen, abgenutzte Zelte und andere Ausrüstungsgegenstände sind auf den Hängen verstreut. Schätzungen zufolge liegen auf dem Everest mittlerweile Tonnen von Müll. Dieser "Müllberg" stellt eine zusätzliche Herausforderung dar – nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Teams, die versuchen, die Aufstiegsroute sicher zu halten.
Jedes Jahr versuchen nepalesische Behörden und NGOs, den Berg zu reinigen und den zurückgelassenen Abfall zu bergen. Die Aufgabe ist jedoch monumental, und trotz dieser Bemühungen bleibt der Everest ein Symbol für die Auswirkungen des Massentourismus in extremen Umgebungen.
Die Sherpas, ein nepalesisches Volk, das seit Jahrhunderten in den Bergen lebt, sind die wahren Helden jeder Everest-Besteigung. Sie tragen nicht nur Ausrüstung und Vorräte, sondern sind oft auch die ersten, die gefährliche Passagen wie den Khumbu-Eisbruch sichern, wo riesige Eismassen jederzeit abbrechen können. Ohne die Sherpas, die das Risiko der Bergungen übernehmen und die Route sichern, wäre der Erfolg vieler Expeditionen unmöglich. Doch auch sie sind die ersten, die unter den schlechten Bedingungen leiden und oft ihr Leben riskieren.
Der Khumbu-Eisbruch, oberhalb des Basislagers gelegen, ist eine der gefährlichsten Passagen auf dem Weg zum Gipfel. Die riesigen, beweglichen Eisbrocken stellen eine ständige Gefahr dar, und ein falscher Schritt kann tödlich enden. Unzählige Bergsteiger und Sherpas haben ihr Leben in diesem Labyrinth aus Eis verloren, was den Abschnitt zu einem der gefürchtetsten auf der Normalroute macht.
1. Everest Base Camp (5.364 Meter)
2. Khumbu-Eisbruch (5.486 - 5.800 Meter)
3. Camp I (6.065 Meter)
4. Western Cwm und Camp II (6.400 Meter)
5. Lhotse-Flanke und Camp III (7.200 - 7.470 Meter)
6. South Col und Camp IV (7.920 Meter)
7. Der Südostgrat und der Hillary Step (8.760 Meter)
8. Gipfel des Mount Everest (8.848 Meter)
Der Mount Everest bleibt ein Symbol für menschliche Entschlossenheit, Ehrgeiz und den Willen, die eigenen Grenzen zu überschreiten. Doch die Frage bleibt: Ist der Preis zu hoch? Die vielen Leichen und Tonnen von Müll, die den Berg säumen, sind Mahnungen an die Lebenden, die Gefahren und die Verantwortung, die mit dem Bergsteigen in dieser extremen Umgebung einhergehen. Der Gipfel des Mount Everest mag das ultimative Ziel sein, aber der Weg dorthin ist voller Opfer, die nicht ignoriert werden sollten.
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