Tagesrucksäcke im Bergsteiger-Test
Bergtaugliche Tagesrucksäcke im Test
Tagesrucksäcke im Test
Bergtaugliche Rucksäcke für Tagestouren mit etwa 30 Litern Volumen unterscheiden sich in einigen Punkten von reinen Wanderrucksäcken: Der eher schlanke Packsack bringt den Schwerpunkt des Gepäcks nah an den Rücken (Ausnahme Berghaus mit Ventilationsnetz). In Kombination mit der Fixierung durch einen Hüftgurt verrutscht das gute Stück dadurch seitlich nicht so stark. Des Weiteren haben die alpinen Vertreter der Spezies Tagesrucksack meist einige Möglichkeiten zur externen Befestigung von Ausrüstungsteilen wie Stöcken, Pickel, Helm oder Karabinern. In vielen Fällen bieten sie auch die Möglichkeit, über das angegebene Volumen hinaus Gepäck zu verstauen – etwa Kleidung oder Seil unter einem im Idealfall dehnbaren Deckel mit.Tagesrucksäcke im Test - Diese Modelle haben wir für Sie getestet: Bergans Alitude 30, Berghaus 30+6, Osprey Explore 36, Macpac AMP Light 35, Mammut Extreme Ultralight, Millet Prolight 27, Mountain Hardwear Scrambler, Northland Stretch-Rucksack, Rocksnake Python 35, Tatonka Andro 30 und Vaude Magic Rock 35.
Volumen, Gewicht und Kompression
Erhöht werden kann die Volumen- und Einsatz-Variabilität von Tagesrucksäcken durch einen ausziehbaren Deckel, wodurch das Packvolumen erweitert werden kann (z. B. 35 plus 5 Liter; alle Volumenangaben laut Hersteller). Ebenso wird der Tragekomfort für schwere Lasten bei Hoch- oder Mehrtage-Touren ( in dieser Übersicht bei Rocksnake oder Vaude) durch zusätzliche Applikationen erhöht. Diese Modelle sind zwar etwas schwerer als die Gewichts-Obergrenze von anderthalb Kilogramm für Tagesrucksäcke; ihre Hüftgurte lassen sich aber zum Klettern abnehmen. Typische Leichtrucksäcke wiegen normalerweise um ein Kilogramm (z. B. Millet). Es geht aber auch leichter, wie beim minimalistischen Ultra-Leichtrucksack von Northland (750 g) mit je nach Füllstand 16 bis 28 Litern Volumen durch eingearbeitete Gummibänder. Oder gar dem trotz 400 (!) Gramm Fliegengewicht funktionellen, in sich verstaubaren Rucksack von Mountain Hardwear, der leider jedoch keinen Hüft-/Bauchriemen besitzt.Der Riemenverschluss des »Toploaders« ist mit einer Zentralschnalle schneller zu bedienen, beim Modell mit zwei Schnallen lässt sich zwischen Deckel und Packsack Ausrüstung sicherer fixieren. Außerdem befindet sich an diesem Rucksack als eigentlicher Verschluss eine leichtgängige, im Gegensatz zum Rundbogenreißverschluss ersetzbare Zugschnur mit Tankaverschluss. Normalerweise erfolgt die Kompression des Rucksackinhalts durch zwei Paar Kompressionsriemen mit leicht zu öffnenden Schnallen an den Seiten (außer Macpac, Berghaus). Die Riemen eignen sich nebenbei zur Befestigung von Stöcken, feuchter Kleidung, Isomatte, teils auch Skiern (besonders gut bei Osprey). Ein zusätzlicher Top-Kompressionsriemen kann einen Rucksack auch oben in Form halten oder der Fixierung eines untergelegten Seils dienen, ist aber ansonsten im Weg (bei Rocksnake ist er abnehmbar).
Rücken- und Tragesystem
Viele Tagesrucksäcke mit nicht verstellbarem Tragesystem werden wegen der unterschiedlichen Rückenlängen in mehreren Größen (z. B. S, M, L) angeboten. Einige andere Modelle besitzen eine Rückenlängenverstellung – zum Beispiel Tatonka oder Vaude (Schnellverstellung von XS bis XL!). Zudem gibt es teils Frauenvarianten der Rucksackmodelle, bei denen unter anderem die Schulterträger kürzer, deren Winkel enger und die Polsterung an Trag- und Hüftgurten weicher sind.Obwohl auf Tagestouren nur selten schwere Lasten getragen werden müssen, besitzen die vorgestellten Rucksäcke – außer einigen (ultra-)leichten Modellen – Drahtaufhängungen, Formstangen oder ähnliches für eine flexible »Textilplatte« oder gleich eine Kunststoff-Formplatte am Rücken. Wer viel schwitzt oder bei Hitze unterwegs ist, sollte sich für ein Modell mit Ventilationsnetz (z. B. Tatonka) oder konkavem Rücken (z. B. Vaude) entscheiden. Meist reicht jedoch ein strukturierter, druckstabiler, poriger Schaumstoff-Besatz (3D-Mesh) mit Lüftungskanal oder einzelne Mesh-Pads aus. Bei Tagesrucksäcken ist das Zusammenspiel von Schultertraggurt und Hüftgurt wichtig. Ob diese aus Mesh- oder glattem, robustem Antischweißgewebe bestehen, ist letztlich Geschmackssache. Die Traggurte sollten jedoch gut gepolstert sein (auch ohne Hüftgurt tragbar), während Stummel-»Flösschen« statt Komfortflossen am Hüftgurt in der Regel ausreichen. Voll atmungsaktiv sind komplett aus Mesh bestehende Traggurte, bei Mammut idealerweise auch der Hüftgurt. Die Schulterverstellung zum Festziehen des Rucksacks am Rücken und zur günstigsten Lastpositionierung ist bei den vorgestellten Tagesrucksäcken häufig eher symbolisch und bei manchen Modellen gar nicht vorhanden. Sie kann aber bei durchdachter Anordnung die Funktion deutlich verbessern (Variabilität und Seitenhalt perfekt bei Deuter).
Taschen und Fächer
Deckelrucksäcke besitzen eine Deckeltasche (RV-Rucksäcke oft oben ein Frontfach, Tatonka), die nicht klein sein sollte und eine Notsignalanweisung (Deuter, Vaude) enthalten kann. Fächer für Wertsachen und Erste-Hilfe-Ausrüstung sollten innen angebracht sein (oft mit Schlüsselclip), Täschchen am Hüftgurt sollten groß genug für eine Digitalkamera sein. Am Rücken des Packsacks befindet sich bei manchen Modellen das Trinkblasen-Fach, das um einen sinnvollen Clip oder Klett zur Aufhängung (außer einfachen Modellen), eine Öffnung für den Wasserschlauch (bei Bergans isoliert) und Fixierungsgummi am Schultergurt ergänzt ist (Trinksystem). Seitliche Balgtaschen (Berghaus) sind ebenso Geschmacks- und Organisationssache wie Fronttaschen oder gar ein Fronteingriff (unpraktisch bei Deuter).Befestigungen und Extras
Front-Meshnetze für verschwitzte Wäsche können sich auch als Helmhalter eignen (Deuter), selten für Steigeisen (Macpac). Für die sind robuste Gummizug-Netze (Rocksnake) oder Spezialtaschen sinnvoller. Offene seitliche Meshnetz- oder robustere Textil-Taschen sollten groß genug für Trinkflaschen und fixierbar sein (perfekt bei Macpac).Tagesrucksäcke für Bergsteiger haben normalerweise eine (für Firn, Gletscher) oder sogar zwei Pickelschlaufen; sinnvoller sind Pickel-/Stockschlaufen. Die diversen Materialschlaufen (z. B. Deckelschlaufen für Steigeisenfixierung) bei verschiedenen Modellen dagegen sind eher etwas für Netz- und Riementüftler. Für Gletscher oder Klettersteig sind Karabinerschlaufen am Hüftgurt ideal (Rocksnake, Osprey). Diese Alpin- und Hochtouren-Kletterrucksäcke besitzen am Hüftgurt einen Flaschenzug für optimales Fixieren. Signalpfeife und Reflektoren gehören bei vielen Herstellern bereits zur Sicherheits-Grundausstattung von Bergrucksäcken, während Regenhüllen eher bei Wanderrucksäcken wie Tatonka oder Berghaus üblich sind (Bergrucksäcke sind häufig ziemlich wasserresistent).