Talrundweg am Fuße des Großglockner | BERGSTEIGER Magazin
Familientouren rund um Kals

Talrundweg am Fuße des Großglockner

Das Osttiroler Dorf Kals am Großglockner ist vor allem als Ausgangspunkt für dessen Besteigungen bekannt. Der aussichtsreiche Talrundweg ist zwar nichts für Gipfelstürmer, dafür aber für Familien und Genusswanderer ideal. Ein leichter Klettersteig mit Hängebrücke ist das Highlight des Rundwanderwegs.
 
Talrundweg am Fuße des Großglockners © Peter Tembler/ Martin Lugger
Talrundweg am Fuße des Großglockners
Ein bisschen kitschig ist die Szenerie schon – aber sie ist echt. Vom Rastplatz in Arnig aus hat der Wanderer freien Blick über den Talkessel, in dem die Ortschaft Kals liegt. Dahinter bauen sich die Berge auf, gekrönt vom höchsten, dem Großglockner (3798 m). Während die Wanderer die Aussicht genießen, rauscht hinter ihrem Rücken klares Gebirgswasser durch die Räder und Rinnen der Jagglermühle und liefert die perfekte Untermalung. Der idyllische Rastplatz ist nur einer von vielen auf dem 19,5 Kilometer langen Rundweg, der vom Ortsteil Taurer im Norden des Talkessels einmal rundherum führt.

»Mit unserem Talrundweg möchten wir Familien und älteren Menschen imposante Naturerlebnisse bieten«, beschreibt Eva Oberhauser vom Tourismusverband Osttirol die Zielgruppe. »Der Weg ist aber auch eine lohnende Alternative für ambitionierte Wanderer, die gemütliche Wandertage und Gipfeltouren abwechseln wollen.«

Touren mit Blick auf die Großen

Tatsächlich wird Kals jedem Wanderertypus gerecht. Das Osttiroler Dorf liegt auf der Alpensüdseite mitten im Nationalpark Hohe Tauern. Eingerahmt von einem Bogen aus drei markanten Gebirgsgruppen – der Schober-, Glockner- und Granatspitzgruppe – bieten sich Tagestouren, etwa auf Schönleiten- (2810 m) oder Blauspitze (2575 m) sowie mehrtägige Hüttentrekkings an.

Der Talweg kreuzt immer wieder die Wege, die zu den Gipfeln führen. Und natürlich lockt von Kals aus der höchste Berg Österreichs. Das Dorf, in dem Ende des 19. Jahrhunderts die erste Bergführervereinigung der Ostalpen gegründet wurde, ist Bergsteigern als Ausgangspunkt für die beliebteste Aufstiegsroute auf den Großglockner bekannt. Fast jede Familie hier hat einen Bergführer in ihren Reihen vorzuweisen. Mit dem Rundweg setzt der Tourismusverband dagegen auf sanftes Wandern und, wie es Eva Oberhauser ausdrückt, auf »entschleunigte Menschen, die das Panorama genießen wollen«. Schließlich sehen die alpinen Gipfel auch vom gemütlichen, in großen Teilen fast ebenen Talweg aus imposant aus. Einer der wenigen Anstieg führt von Lesach (1319 m) über einen Waldsteig in Kehren bergauf und gibt den Blick auf den Glödis (3206 m) frei, der wegen seiner perfekten Form auch als »Osttiroler Matterhorn« bezeichnet wird.

Klettersteig und Hängebrücke

Einen Rundweg anzulegen, der sich im Bereich zwischen 1300 und 1500 Metern dahinzieht, war ein langjähirger Wunsch des örtlichen Tourismusverbands. Die Runde verbindet die verschiedenen Ortsteile. Sie führt immer etwas oberhalb der Häuser durch Felder, Wiesen und am Waldrand entlang. Der Abschnitt auf der Westseite existierte bereits, an den Osthängen wurden neue Wege gebaut. Dazu zählt auch eine Hängebrücke aus Metall. »Kinder lieben diese Passage«, erzählt Christian Riepler. 55 Meter lang ist die schwankende Querung über den Ködnitzbach, der 28 Meter weiter unten dahinrauscht. Für den 28-jährigen Bergführer, der im Sommer fast täglich mit Gästen auf dem Gipfel des Großglockner steht, ist der Talrundweg keine aufregende Sache. Aber Riepler weiß, dass er für zukünftige Bergsteiger durchaus zum Abenteuer werden kann. Für Familien mit kleinen Kindern eignet er sich perfekt. In den Ortsteilen Lesach, Großdorf und Ködnitz wurden sogar Buggy-taugliche Abschnitte eingerichtet. Während sportliche Läufer bei 19,5 Kilometern und gut 200 Höhenmetern an die perfekte Trainingsstrecke für einen Halbmarathon denken, hat der Tourismusverband diese noch einmal unterteilt in mehrere Etappen.

Entspannen im Glocknersessel

Das zweite Highlight fi ndet sich auf dem Abschnitt zwischen Lana und Lesach. Im Weiler Arnig wurde die Jagglermühle restauriert. Während die Kids dort mit Begeisterung das Wasser über Rinnen umleiten können, haben Erwachsene die Möglichkeit, sich auf einem der »Glocknersessel« auszuruhen und das Panorama zu genießen. Wer Glück hat, sieht Wanderfalke, Steinadler oder Bartgeier vorbeiziehen. Und wer sich gut informiert hat, trägt in seinem Rucksack nicht nur normale Brotzeit, sondern auch Fleisch, Fisch oder Gemüse mit. Denn bei Lesach haben die Wegebauer etwas eingerichtet, wovon manch Bergsteiger auf den letzten Metern zum Gipfel träumt: einen Aussichtsturm mit Grillplatz. Vorausgesetzt man hat nicht schon bei einer der zahlreichen Einkehrmöglichkeiten unterwegs zugeschlagen.

Tourentipp: Leichter Klettersteig auf den Blauspitz

Gehzeit: 2¾ Std.
Höhenunterschied: 1210 Hm
Altersempfehlung: +14 J.
Ausgangs-/Endpunkt: Kals-Großdorf (1365 m)
Tour: Talaufstieg über die Wanderwege Nr. 516 und Nr. 25 zum Einstieg. Über den Westgrat führt ein mittelschwerer Klettersteig zum Gipfel. (Klettersteigsets können im Sportgeschäft in Kals ausgeliehen werden). Alternativ in leichter Kletterei über den Ostgrat (II+/III, gut abgesichert mit Theniushaken): Zum Einstieg in circa 40 Minuten von der Bergstation über Wanderweg Nr. 25a in Richtung Aussig-Teplitzer-Weg (AV-Weg Nr. 516), Kletterzeit ca. 2 Std.
Information: Betriebszeiten der Bergbahn unter www.bergbahnen-kals.at, 0043/48 76/82 33
Sandra Zistl
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 07/2013. Jetzt abonnieren!
 
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