Blog: Einbeinig auf dem Weg zur ersten Skitour – Teil 7 | BERGSTEIGER Magazin

Blog: Einbeinig auf dem Weg zur ersten Skitour – Teil 7

2016 überquerte Jacqueline Fritz die Alpen – auf einem Bein und mit Krücken. Jetzt hat die beinamputierte Sportlerin ein neues Projekt: Sie will auf Skitour gehen. Doch dafür muss sie zunächst Skifahren lernen. Im Bergsteiger-Blog erzählt sie von ihren Fortschritten.
Teil 7: Routine und neue Herausforderungen
 
Jaqueline Fritz mit immer mehr Schwung auf der Piste, begleitet von Freundin Saskia © Peter Musch
Jaqueline Fritz mit immer mehr Schwung
Da ich jetzt weiß, dass ich Loui ohne Probleme mitnehmen kann, werde ich ab nun nicht mehr ausschließlich am See oder im Wald mit den Tourenski Gassi gehen, sondern die Rodelbahn hoch. Dies ist nochmal ein besseres Training, da ich zum einen ein bisschen Steigung gehe, zum anderen mit Loui besser trainieren kann. Das Abfahren auf dem engen Ziehweg klappt inzwischen alleine super.

Jeden Vormittag fahren Saskia und ich zwei Stunden – das reicht. Was mich erstaunt, ist, dass ich zum Glück keinerlei Knieprobleme oder ähnliches habe. Aber mein Bein ist sehr viel muskulöser geworden.

Wir arbeiten uns täglich etwas mehr im Skigebiet Christlum vor und probieren neue Pisten und andere Lifte aus. Auch hoffen wir, dass Mario Oberlechner (ehem. österr. Krückenskirennfahrer) nochmal mit dazu kommt. Von ihm kann ich mir nochmal Spezielles, wie die Krückenskihandhabung abschauen. Beim letzten Treffen sagte er, dass man jetzt mit etwas Feinschliff anfangen könne. Er meinte, dass ich öfter ohne die Krücken – mehr auf einem Bein fahren soll... Einfach gesagt, aber bei ihm funktioniert das ja auch.



Bei flacheren Passagen versuche ich es immer wieder. Da Saskia hinter mir fährt, habe ich die Sicherheit, solche Dinge einfach mal ausprobieren zu können. Mich fasziniert, dass sie IMMER sieht oder spürt, wenn ich irgendwie unsicher werde. Ich muss da überhaupt nichts sagen, sie ist einfach da, wenn ich sie brauche. Ich merke von Anfang an, wie mir diese Tatsache den Kopf freimacht und ich mich ausschließlich aufs Fahren konzentrieren kann.

Dokumentation der Forttschritte

Heute war wieder ein Tag, an dem wir nochmal mit dem Schlepplift eine Piste höher gefahren sind. Oben angekommen wartet schon unser Sportfotograf Peter Musch. Er will unter anderem die Fortschritte sehen und nochmal Fahrfotos von uns machen – gerade jetzt, wo wir auch schon etwas schneller fahren können. 

Das ist jetzt das dritte Mal, bei dem ich auf einer roten Piste fahre. Inzwischen freue ich mich richtig, Neues kennenzulernen. Von oben hat man heute eine herrliche Aussicht. Das Wetter ist traumhaft. Irgendwie ist es sehr beeindruckend, so weit nach unten schauen zu können. Ich weiß nicht warum, aber manchmal ist mir auch ein bisschen mulmig. Gerade wenn die Ausfahrt zu eng oder mit einem Zaun gesichert ist. Irgendwie sehen die Berge im Winter viel steiler aus als im Sommer. Mir fällt das gar nicht in diesem Ausmaß auf, wenn ich Bergsteigen oder Klettern gehe. Manche, die diesen Blog lesen oder verfolgen, werden bestimmt schmunzeln. Aber ich glaube, dass es ganz vielen Skifahranfängern so geht wie mir.



Gerade in der Anfangszeit ist man mit allem noch etwas überfordert. Ob das andere Skifahrer, Rodler, Steigungen, verschiedene Schneeverhältnisse oder Lifte sind. Zum Glück hab ich nicht mehr so viele Probleme mit dem Förderband am Lift im Tal. So wie beim Skifahren werde ich dort auch immer sicherer.

In den kommenden Tagen muss ich für ein Interview ins Kühtai, ich nehme mir vor, dort mal alleine die Anfängerpisten zu probieren. Auf jeden Fall habe ich vor, längere Märsche mit Loui und meinem Tourenski zu machen. Ich werde ein paar Tage in der Dortmunder Hütte wohnen, von da aus kann man um den Stausee oder ins Längental laufen. Schnee ist auch wieder gemeldet. Bis es soweit ist, trainieren wir noch ein wenig im Christlum Skigebiet am Achensee.

Hier geht es zurück zu Teil 6 und weiter zur Teil 8.
Jaqueline Fritz
Fotos: 
Peter Musch
 
Mehr zum Thema