Das Taubensteinhaus am Spitzingsee | BERGSTEIGER Magazin
Hüttenzauber: Das Taubensteinhaus oberhalb des Spitzingsees

Das Taubensteinhaus am Spitzingsee

Das Taubensteinhaus steht bei Wanderern wie Skitourengehern hoch im Kurs. Sowohl im Sommer, als auch im Winter bietet die gemütliche Hütte Schutz und Wärme in wunderschöner Lage. Siegfried Garnweidner lüftet das Geheimnis des Taubensteinhauses.

 
Sichere Sache: Das Taubensteinhaus bietet auch im November und Dezember Schutz und Wärme für Wanderer. © Siegfried Garnweider
Sichere Sache: Das Taubensteinhaus bietet auch im November und Dezember Schutz und Wärme für Wanderer.
Als Jochen Dennerlein an einem strahlenden Herbsttag auf der sonnigen Hüttenterrasse direkt unter dem schroffen Gipfel des Taubensteins von Skitouren spricht, klingt das noch ein wenig exotisch. Doch sobald der erste Schnee trägt, starten die Tourengeher – viele auch erst am späten Nachmittag nach getaner Arbeit. Seit einem Jahr, erzählt der Wirt, haben sich auf dem Taubensteinhaus von Dienstag bis Donnerstag Tourengeher-Abende etabliert. Die Hütte ist bis 22 Uhr geöffnet, nach der Einkehr wird auf der Piste mit Stirnlampe abgefahren – gefahrlos, denn während der Woche sind keine Pistenfahrzeuge unterwegs.

Bisweilen hat die Hütte an solchen Abenden mehr Gäste als tagsüber, so sehr boomt diese besondere Art des Tourengehens. Während fast alle Berghütten im November und Dezember geschlossen oder nur bei schönem Wetter geöffnet sind, wird das Taubensteinhaus auch in dieser Zeit bewirtet. Man kann dann zwar nur in Notfällen übernachten, aber Getränke und eine Brotzeit bekommt man immer. Und man muss in dieser Zeit zu Fuß aufsteigen, denn die Seilbahn ist in Revision oder hat bereits den Winterbetrieb aufgenommen. Der rentiert sich aber nur noch am Wochenende.

Wehrmachtssoldaten bauten das Taubensteinhaus

Ein nicht namentlich genannter Major der Wehrmacht hatte die Idee, über dem Spitzingsee ein schmuckes Häuschen zu errichten. Es ist ihm das Kunststück gelungen, die Finanzierung der Wehrmacht zu überlassen und den Besitz in den neu gegründeten »Bergsportverein Beobachtungsabteilung 7 e.V.« zu übertragen. Im Jahr 1936 war das von Soldaten gebaute Haus am Taubenstein fertig. Ein Jahr nach dem Krieg gründete sich der »Verein Bergbund München«, heute eine Sektion des DAV, der das Taubensteinhaus, wie es seit 1973 genannt wird, vom Bergsportverein pachtete und bewirtschaftete.

Der ursprünglich militärisch geprägte Bergsportverein ist inzwischen aufgelöst. An schönen Wandertagen können schon mal 200 Leute kommen. Für solche Anstürme muss sich das Ehepaar Dennerlein, das die Hütte seit 2007 bewirtschaftet, gut vorbereiten und beschäftigt dann  bis zu fünf Leute. Jochen Dennerlein kennt seit 20 Jahren das Geschäft. Früher kümmerte er sich um die Tölzer Hütte am Schafreuter. An Sommer-Wochenenden sind die Übernachtungsplätze auf dem Taubensteinhaus gut belegt. Während der Woche kommen allerdings mehr als neunzig Prozent der Gäste von der Seilbahn (zehn Minuten) nur zu einer Einkehr herüber.

Stolz ist Hüttenwirtin Petra darauf, dass sich das Taubensteinhaus seit der Übernahme durch den Bergbund als Feriendomizil bei jungen Leuten etabliert hat. Im Sommer buchen viele Familien, denn das Gelände rund um den Taubenstein garantiert sorgenfreie Ferientage. Kleine und längere Bergtouren, Kletterfelsen, Tiere auf der Alm – jeder Bergtag wartet mit Abenteuern auf.

Sauerbraten mit Lebkuchensoße

Obwohl Jochen schon weit mehr als 20 Jahre in den Bergen lebt, hört man unschwer, wo er herkommt. Die fränkischen Wurzeln des Wirts, der gelernter Koch ist, wirken sich natürlich auch auf die Speisekarte aus. Fränkische Würstl, die er selbst aus Nürnberg holt, gehören ebenso zum kulinarischen Programm wie hin und wieder Schäufele oder, als besondere Spezialität, ein fränkischer Sauerbraten mit Lebkuchensoße und Kartoffelknödel. Das Rezept für diese Spezialität verrät der Wirt nicht. Er bereitet sie, wie alle guten Köche, nicht nach dem Kochbuch zu, sondern mit Gefühl und mit dem, was die Küche hergibt. Vielleicht schmeckt der Sauerbraten deshalb jedes Mal eine Idee anders – aber immer ganz besonders.
 
Text und Fotos: Siegfried Garnweidner
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 12/2012. Jetzt abonnieren!
 
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