Bergschuhe fürs Gebirge: Wanderschuhe im Test | BERGSTEIGER Magazin
Harte Sohle weicher Kern - Wanderschuhe im Test

Der Bergsteiger Wanderschuhe-Test

Wie viel Freiheit braucht ein Zeh? Welches Profil verleiht einen sicheren Tritt und was bewirkt ein Soll-Knick? Wir verraten Ihnen in unserem großen BERGSTEIGER Wanderschuhe Test, worauf es bei halbhohen Bergwanderschuhen ankommt.
 
Der Bergsteiger Wanderschuhe Test © BERGSTEIGER
Wanderschuhe im großen BERGSTEIGER Test
Wer will schon mehr Gewicht am Fuß hängen haben als nötig? Bei dieser Marktübersicht beschränken wir uns daher auf halbhohe Wanderschuhe. Doch auch wenn man sich auf diese Modelle beschränkt, gibt es noch große Unterschiede.
 

Darauf sollten Sie achten!

Obermaterial Das Obermaterial sollte einerseits robust, andererseits leicht und atmungsaktiv sowie besonders im Zehenbereich (hochgezogen) gegen Abrieb/Stöße verstärkt sein.
Textilfutter Das Textilfutter sollte nördlich des Alpenhauptkamms wegen häufigeren Regens und geringerer Wärme eine wasserdicht-atmungsaktive Membran enthalten.
Schaft Der Schaft muss nur den Knöchel abdecken, sollte seitenbeweglich sein und für den Abstieg hinten tiefer oder ausgeschnitten sein.
Sohle Die Sohle sollte an der Ferse gut gedämpft, am Mittelfuß hart und am Vorderfuß biegsam/aufgebogen sein.
Profil Das Gummiprofil sollte mitteltief (um 5 mm) und griffig, aber auch dreckabweisend sein, der Absatz kantig.
 

Richtig auf Tour …

Auf steilen Pfaden setzt man möglichst das ganze Profil des Vorderfußes oder zumindest des Ballens auf, da der Zehenbereich meist glatter profiliert ist.
Bei steilen Abstiegen wird der ganze Fuß belastet, damit das ganze Profil und der Absatz zur Wirkung kommen.
Im steilen Gelände tritt an die Stelle des Profileinsatzes der seitliche Kanteneinsatz, bei Schnee auch die Ferse. Voraussetzung: kantige und verwindungssteife Sohlen
Für Tagestouren mit wenig Gepäck ist eine weichere Dämpfung sinnvoll, die nicht schwammig ist, gleichzeitig aber beim Abstieg die Stöße (auf Fahr-/Teerwegen auch am Vorderfuß) gut abfängt.
Tiefe Profilstollen mit 90°-Kanten sind besonders griffig, aber dreckanfällig; flachere, schräg geschnittene oder weiter stehende Stollen oder Noppen weisen Dreck auf feucht-erdigen Wegen besonders gut ab.
 

Experten-Tipp

Tipp1

Bei einem Wanderschuh sollte die mit Polyamid bezogene Einlegesohle nicht nur die Schritte dämpfen, sondern auch viel Feuchtigkeit aufnehmen können. Ersteres wird durch Schaum, Letzteres durch ein Vlies (Vildona Drysole von Freuden- berg) erreicht und lässt sich durch Auftragen des Schaums während der Produktion ideal kombinieren. Die Einlage sollte nach jeder Tour zum Trocknen aus dem Schuh genommen werden.

Tipp2

Zentraler Bestandteil des Schuhs ist die Brandsohle, die heute aus beliebig versteifbarem Kunststoff besteht. Sie bestimmt die 1976 von Lukas Meindl senior eingeführte Einsatz-Kategorie (A bis D). Ein Wanderschuh mit stabilerer Brandsohle (Kategorie B) führt besser und schützt eher vor Verletzungen.

Tipp3

Dämpfungskeile aus EVA (Kennzeichen: außen wie geschliffen) sind leichter und wegen der großen Abstiegsbelastung relativ dicht, verlieren aber mit der Zeit an Dämpfung. Die Dämpfung aus PU (Kennzeichen: außen glatt) bleibt konstant, altert aber bei Nichtbenutzung des Schuhs, wird dann porös und kann sich sogar lösen.

Tipp4

Die Profilgummisohle eines knöchelhohen Wanderschuhs sollte als Sicherheit für den Abstieg einen ausgeprägten Absatz wie beim Bergschuh haben, aber zur Gewichtsreduktion ein weniger tiefes, offeneres Profil besitzen.

Hier den kompletten Wanderschuhe Test herunterladen

Text: Christian Schneeweiß
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 09/2012. Jetzt abonnieren!
 
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