Genusswanderung auf dem Koblat-Höhenweg bei Oberstdorf
Unterwegs auf dem Koblat-Höhenweg
Am Koblat-Höhenweg geht es vorbei an drei wunderschönen Bergseen. Foto: Wolfgang Kleiner
Draußen im Wandergebiet ist es deutlich ruhiger. Und nach einem kurzen steilen Anstieg auf eine Geländekante nur wenige hundert Meter weiter, muss man den herrlichen Rundumblick nur noch mit wenigen Turnschuhtouristen teilen. Hinter jeder Bergkette spitzt hier eine noch höhere, noch schroffere Felsformation hervor. Alles überragt vom knapp 2600 Meter hohen Hochvogel. Linkerhand geht es etwas sanfter weiter. Die verkarstete Hochfläche des Koblat zeigt sich als eine Mischung aus spektakulärer Steinwüste und blumenübersäter Grasmatte.
Auf der Wengen-Alpe am Koblat-Höhenweg
Um diesen Ausblick kann man Harald Gmeinder nur beneiden. Der vollbärtige Endfünfziger ist ist seit 1993 Hirte auf der etwa 2000 Meter hohen Koblat-Weide der Wengen-Alpe. Die Alpe gehört zu einer Genossenschaft und liegt an den südlichen Hängen unterhalb des Nebelhorns und des Hindelanger Klettersteigs. "Das Nebelhorn heißt nicht umsonst so", sagt Gmeinder. "Oft sitzen wir im Sommer hier oben tagelang im Nebel."So recht will man ihm das an diesem Tag nicht glauben. Aber der Hirte muss es wissen. Seine Alpsaison beginnt Mitte Juni, wenn die Bauern ihre Tiere abliefern und endet mit dem Viehscheid Ende September. Gmeinder ist froh, nicht am großen Bad Hindelanger Viehscheid für die Touristen teilnehmen zu müssen. Er mag es gemütlich. Auf die Frage, was das Alpleben ausmacht, antwortet er: "Da oben bin ich mein eigener Herr. Wenn die Tagesarbeit erledigt ist, kann ich tun und lassen, was ich will."
Fabelhafter Überblick am Engeratsgundsee unterhalb des Großen Daumen. Foto: Wolfgang Kleiner
Dass seine Tagesarbeit eine enorm wichtige ist, zeigt sich am hohen Stellenwert der Alpen im Allgäu. Neben ihrer klassischen Aufgabe, nämlich der Nutzung des Weidelandes in hochgelegenen Gebieten, müssen sie sich heutzutage vielfältigen gesellschaftlichen Anforderungen stellen: Vorbild sein in Sachen nachhaltiger Landwirtschaft, Biodiversität fördern und die Natur als Urlaubs- und Erholungsgebiet pflegen.
Der harmonische Wechsel zwischen offener Landschaft und Wald durch die Bewirtschaftung mit Vieh ist seit vielen Jahren prägend für das Allgäu und stellt mittlerweile eine wichtige Grundlage für den Tourismus dar.
Drei Bergseen am Wegesrand des Koblat-Höhenweg
Für Abwechslung auf dem Koblat-Höhenweg sorgen drei Bergseen, die mitten in den Alpgebieten und direkt am Wegesrand liegen. Den Anfang macht der Koblatsee. Fast unwirklich leuchtet er aus der kargen Karstlandschaft heraus. Er und sein Nachbar, der Laufbichelsee am Fuß des Großen Daumen, sind Sonderlinge unter den Allgäuer Bergseen. Eingerahmt von großen Steinblöcken und Schutthalden strahlen sie einen herben Charme aus. Baumeister dieser Landschaft ist die Erosion, die das Gestein scharf geschliffen und tiefe Rillen in seine Oberfläche gefressen hat.Gipfel so weit das Auge reicht. Foto: Wolfgang Kleiner
Der Engeratsgundsee ist dann wieder ein typischer Allgäuer, mit Wiesenhängen bis ans Seeufer und türkisblauem Wasser. Hier wird der Höhenweg zum Abstieg und findet an der Engeratsgundalpe seinen gefühlten Ausklang. Gut einen Kilometer vor dem offiziellen Ende am Giebelhaus gibt es leckere Brotzeiten und vor allem selbstgemachten Kuchen.
Wirtin Ulrike Scholl sagt, viele ihrer Gäste seien "Nebelhornleute", die am Ende ihrer Tour hier Rast machen. Doch das stimmt eigentlich nicht. Die Nebelhornleute sitzen immer noch drüben an der Bergstation. Wer es hierher geschafft hat, darf sich mindestens als "Koblatmensch" bezeichnen und stolz darauf sein.
Basiswissen für den Koblat-Höhenweg
Schwierigkeit: einfach, 5 Std., 9,5 km, 310 Hm aufwärts, 1180 Hm abwärts.Charakter: Der Weg ist auch für nicht so erfahrene Berggänger gut zu meistern. Vom Giebelhaus geht es mit dem Bus über Hinterstein und Bad Hindelang zurück nach Oberstdorf.
Ausgangspunkt: Station Höfatsblick der Nebelhornbahn (Achtung: die Nebelhornbahn ist voraussichtlich erst wieder zu Ostern 2021 in Betrieb)
Route: Station Höfatsblick – Koblatsee – Laufbichelsee –Engeratsgundsee – Engeratsgundalpe – Giebelhaus
- Wie ankommen? Oberstdorf ist Endpunkt der Bahnstrecke Ulm – Kempten – Oberstdorf. Mit dem Auto über die A7 bis zum Autobahnkreuz Allgäu. Über das Teilstück der A980 (Richtung Lindau) bis Waltenhofen und weiter auf der B 19 über Sonthofen nach Oberstdorf
- Wo anklopfen? Tourist Information Oberstdorf
- Sich orientieren: Kompass Karte "Allgäuer Alpen – Kleinwalsertal"
- Wo wohnen? Wer die Tagestour verlängern möchte, kann auf einer der Hütten am Weg (Edmund-Probst-Haus und Schwarzenberghütte) übernachten oder sich nach der Tour im Hintersteiner Tal einquartieren. Hier ist das Bergsteiger-Hotel Grüner Hut besonders zu empfehlen: Talstraße 97, 87541 Hinterstein
- Nicht versäumen! Adlerhütte des LBV: Ganz in der Nähe des Endpunkts der Tour am Gasthof Giebelhaus steht die Hütte mit einer kleinen aber feinen Ausstellung über das Artenhilfsprogramm Steinadler und das Naturschutzgebiet "Allgäuer Hochalpen". Geöffnet von Mai bis Oktober Naturbad Prinze Gumpe in Hinterstein: In dem kleinen Teich unterhalb des Wasserfalls am Zipfelsbach badete schon Prinzregent Luitpold von Bayern. Hier trifft sich das Dorf und seine Gäste zur Abkühlung oder zum Sonnenbad auf den umgebenden Wiesen. Im Sommer täglich geöffnet. Der Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten.
Der Koblat-Höhenweg: Weitere Tourentipps rund um Oberstdorf
- Wanderung im Allgäu: Auf den Großen Daumen
- Hindelanger Klettersteig: Wandern im Allgäu
- Wandern Allgäu: Nebelhorn – Laufbichelsee
- Wandern Allgäu: Von Oberstdorf nach Gerstruben
- Wandern Allgäu: Oberstdorfer Wiesen und Moore
- Wandern Allgäu: Von Oberstdorf ins Oytal
- Packliste fürs Wandern: Ausrüstung für eine Tagestour