Die häufigsten Brüche beim Bergsteigen betreffen Arme und Beine, vor allem Unterarme, Handgelenke und Unterschenkel. In dieser Ausgabe der Serie erfährst du, was in so einem Fall zu tun ist.
Auch hier arbeitest du zuerst die Schritte 1 bis 6 des alpinen Erste-Hilfe-Algorithmus (EHA) gewissenhaft ab, um in dieser stressigen Ausnahmesituation den Überblick zu behalten und deinen Selbstschutz nicht zu vernachlässigen. Kläre auch, ob (und wenn ja, warum) die Person gestürzt ist. Taste sie dann kurz von Kopf bis Fuß ab (BodyCheck), um sicherzustellen, dass keine weiteren unter Umständen schwerwiegenderen
Verletzungen vorliegen (linke Säule des EHA). Das Erkennen eines Bruchs ist nicht immer so einfach. Als Ersthelfer ist es auch nicht deine Aufgabe, eine Diagnose zu stellen. Das kann je nach Bruch im Gelände ohne Röntgenmöglichkeit sogar für einen Fachmann schwierig sein. Entscheidend ist, dass du entsprechend der dir erkennbaren Symptome handelst.
→ Erkennen
Typische Anzeichen eines Bruchs sind:
• Schmerzen an verletzter Stelle, v. a. im knöchernen Bereich zwischen zwei Gelenken
• Bewegen des Arms oder Beins schwer möglich
• ggf. Fehlstellung
• ggf. offener Bruch – Knochen sichtbar oder kleine offene Wunde an Bruchstelle
• ggf. Kribbeln, Taubheitsgefühle um oder unterhalb der Bruchstelle/Verrenkung
Obwohl Brüche an Armen oder Beinen sehr schmerzhaft sein können, sind sie gewöhnlich nicht lebensbedrohlich.
→ Versorgen und betreuen
Wie kannst du helfen:
• verletzte Person so lagern, dass es ihr angenehm ist (z. B. Oberkörperhochlagerung)
• bei Verletzung von Arm, Handgelenk oder Hand eine Armschlinge mit Dreiecktuch anlegen. Für eine Armschlinge wird in den 90-Grad-Winkel eines Dreiecktuchs ein kleiner Knoten gemacht. Dieses Ende dient als Tasche für den Ellbogen. Ein Flügel wird jetzt vorsichtig unter dem verletzten Arm durchgeführt und mit dem zweiten Flügel zusammen als Armschlinge am Nacken fixiert. Optimalerweise sollten auch die Finger in der Armschlinge liegen.
• bei verletztem Bein/Knöchel nur rechts und links polstern (z. B. mit Rucksäcken) und ruhig lagern
• offene Stellen steril abdecken und locker verbinden
• verletzte Person warm halten
• beruhigen und gut zureden
• Notruf 112 absetzen
In der Regel wird die Person nicht mehr gehen können oder wollen – das ist bei einem Beinbruch sofort nachvollziehbar, aber auch bei einem Armbruch bereitet jede Bewegung große Schmerzen. Daher sollte die Bergwacht über die 112 alarmiert werden. Allein bei einem Handgelenksbruch ist es ggf. für die verletzte Person noch möglich mit einer Armschlinge und lockerer Kühlung abzusteigen. Das sollte gemeinsam besprochen werden.
Offene Wunden sollten steril verbunden werden.
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Was du nicht tun solltest:
• Keine Wiederausrichtung von Brüchen oder Wiedereinrenkung von Fehlstellungen. Dies ist eine ärztliche Maßnahme und darf von Laien nicht durchgeführt werden. Sie kann bei falscher Handhabung zu bleibenden Schäden und/oder deutlich verzögerter Wundheilung führen. Ausnahme: Die verletzte Person renkt sich ein Körperteil öfter aus und weiß, wie sie es einrenkt. Als Ersthelfer kannst du dann nach Anweisung unterstützen. Sollte der erste Versuch nicht erfolgreich sein, setze den Notruf 112 ab, starte keinen weiteren Versuch.
• Keine Schmerzmittel verabreichen – auch dies ist eine ärztliche Maßnahme.
Vorsicht: Kommt die Bergwacht zur Unfallstelle, ist ein Schienen des Arms oder Beins nicht notwendig. Eine Immobilisierung macht vor allem dann Sinn, wenn die verletzte Person noch gehen muss oder von den Ersthelfern transportiert
wird. Richtiges Schienen muss jedoch gekonnt sein und entsprechend vorher geübt werden!
Die Serie »Erste Hilfe am Berg« entsteht in Zusammenarbeit mit dem VDBS (Verband Deutscher Berg- und Skiführer) und der Firma Ortovox.
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