Erste Hilfe am Berg Teil 4: Knie- und Knöchelverletzung | BERGSTEIGER Magazin
Alpine Erste Hilfe

Erste Hilfe am Berg Teil 4: Knie- und Knöchelverletzung

Häufige Verletzungen beim Wandern oder Bergsteigen sind verdrehte Knie oder umgeknickte Knöchel. Bei diesen Beschwerden kann der Ersthelfer mit dem Befolgen der PECH-Regel viel Gutes tun.
 
© Ortovox/Hansi Heckmair
Punkt E und C der PECH-Regel: Kühlen und Stützverband anlegen
Nach den Schritten 1 bis 6 des alpinen Erste-Hilfe-Algorithmus (EHA) und der Nachfrage, ob (und wenn ja, warum) die Person gestürzt ist, sollte die verunfallte Person kurz von Kopf bis Fuß abgetastet werden (BodyCheck), um sicherzustellen, dass neben der Knie- oder Knöchelverletzung keine weiteren Verletzungen vorliegen (linke Säule des EHA).

In den meisten Fällen handelt es sich bei Knie- und Knöchelverletzungen um Verletzungen der weichen Strukturen wie Bänder, Sehnen, Muskeln, Menisken, und nicht um Knochenbrüche. Verstauchungen, Prellungen, Muskelfaserrisse und Pferdeküsse zählen auch dazu.

 → Erkennen                  

Typische Anzeichen für Weichteilverletzungen sind:
•    Schmerzen im verletzten Bereich
•    Schwellung, Rötung, Druckempfindlichkeit
•    weniger oder ggf. mehr Mobilität
•    Instabilität, Kraftlosigkeit
•    ggf. blauer Fleck
•    keine Wunde erkennbar
•    eingenommene Schonhaltung
 

 → Versorgen & betreuen         

Wie kannst du helfen:
1.  PECH-Regel anwenden
P = Pause – hinsetzen und Pause machen
E = Eis – verletzten Bereich lokal kühlen
C = Compression – Stützverband, am besten mit elastischer Binde
H = Hochlagern – verletztes Bein (oder Arm) hochlegen, z. B. zwei Rucksäcke unter verletzte Extremität legen
Der PECH-Verband verhindert eine weitere Einblutung und damit Schwellung des betroffenen Bereichs und reduziert durch die Kühlung gleichzeitig das Schmerzempfinden. Wenn die Kühlung nachlässt, wird der Verband erneuert.
Wichtig: Nehmen die Schmerzen durch das Anlegen des PECH-Verbands zu, wird die Maßnahme abgebrochen. Dann handelt es sich ggf. doch um einen Bruch. Hier reicht eine lokale Kühlung und Ruhigstellung völlig aus.

2. verletzte Person warm halten
3. sie beruhigen und ihr gut zureden

Es kann nun gemeinsam mit der verletzten Person besprochen werden, ob ein Abstieg oder der Weg zu einer Bergstation denkbar ist oder ob doch besser die Bergwacht alarmiert werden sollte. Im Zweifel sollte immer der Notruf 112 gewählt werden.



Vorsicht! Bei Weichteilverletzungen im Fuß- oder Knöchelbereich Schuhe nicht ausziehen! Der Schuh bringt bereits Kompression, wodurch ein übermäßiges Einbluten und Anschwellen verhindert wird. Der PECH-Verband wird dann oberhalb des Schuhschafts angebracht. Bei Skistiefeln kann man die unterste oder die beiden untersten Schnallen vorsichtig öffnen, damit die Füße nicht einfrieren.


Die Serie »Erste Hilfe am Berg« entsteht in Zusammenarbeit mit dem VDBS (Verband Deutscher Berg- und Skiführer) und der Firma Ortovox.

Ortovox bietet mit der Safety Academy kostenlose Online-Tutorials zu Sicherheitsthemen an und veranstaltet alpine Erste-Hilfe-Kurse mit der Autorin Daniela Hornsteiner an. Alle Termine gibt es hier.
Die Serie »Erste Hilfe am Berg« entsteht in Zusammenarbeit mit dem VDBS (Verband Deutscher Berg- und Skiführer) und der Firma Ortovox. Im Rahmen seiner Safety Academy bietet Ortovox auch Erste-Hilfe-Kurse mit der Autorin an. Alle Termine gibt es hier

Hier geht's zurück zu Teil 3 der Serie.
Daniela Hornsteiner
Fotos: 
Ortovox/Hansi Heckmair
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 09/2019. Jetzt abonnieren!