Ruhige Wanderungen im Wedenfelser Land
Saisonstart rund um Garmisch
© Andreas Strauß
Immer wieder begeisternd! Der Blick über den Riessersee gegen Alpspitze (links) und Zugspitze, davor die Waxensteine
Immer wieder begeisternd! Der Blick über den Riessersee gegen Alpspitze (links) und Zugspitze, davor die Waxensteine
Nichts ist mehr unmöglich. Bestimmt kann man jeden einzelnen von uns zu jeder Tages- und Nachtzeit verorten; sagen, woher er kommt und wohin er gehen wird. Ich stelle mir eine Landkarte für Bayern vor. Als Zeitraffer übers Jahr bewegt sich jede Person als kleines Pünktchen: Wohnzimmersofa, Büro, Feriendomizil. Das würde interessante Muster ergeben. Samstags in der Früh die Flucht in den Süden, sonntags dann das allgemeine Zurückströmen. Den Beginn der Schulferien könnte man sicher schön erkennen. Und das Oktoberfest auch. An manchen Orten wäre nie was los, an anderen immer. München, Nürnberg, Regensburg. Und dann? Garmisch.
Verkehrsknoten war Garmisch schon zur Römerzeit, als hier die Via Raetia hindurchführte. Auf meiner imaginären Karte könnte man heutzutage den Stau zwischen dem Autobahnende und Oberau sehen. In Garmisch würde sich die Ameisenkolonne aufteilen auf Fernpass, Reutte und Mittenwald. Viele der Pünktchen würden sich aber von Garmisch aus in die Fläche zerstäuben. Im Winter in den Skigebieten an der Zugspitze und Alpspitze, dann kommen ein paar ruhige Wochen und im Juli beginnt die Wanderhochsaison. Jetzt hat das Werdenfels überall Sommersprossen: 1,2 Millionen Besucher jährlich müssen ja irgendwo bleiben.
Kaum ist das Seeufer erreicht, flüchten wir dann ohne einen weiteren Blick in die Zahnradbahn, in den Bus oder ins Auto, um dem Ausflügler-Getümmel zu entgehen. Wer hat ihn schon einmal umrundet? Hand aufs Herz! Dabei könnte man die eineinhalb Stunden um den See auch schlechter verbringen. Die meiste Zeit haben wir die Zugspitze vor uns, ganz winterlich weiß noch um diese Jahreszeit. Ein schöner Anblick – zumal es für den Gipfelsturm ohnehin noch zu früh im Jahr ist.
Einen Baedekerstern bekommt man für die Wanderung durch die Höllentalklamm. »Kenn ich«, sagt jeder. »Geht man automatisch durch, wenn man durchs Höllental aufsteigt.« Aber kennen wir sie wirklich? Oder sind wir zuletzt im August nur durchgehetzt, um noch rechtzeitig zum Abendessen auf der Höllentalangerhütte zu sein? Haben den Kopf geschüttelt über die Japaner, die knipsend die Engstellen blockierten? Oder am Sonntagmorgen um fünf, ohne Japanerstau, dafür im Dämmerlicht, auf dem Weg zur Zugspitze? Dabei ist die Klamm ein Ziel für sich. Genauso wie die andere Klamm im Südosten von Garmisch, die Partnachklamm. Für sie nimmt man sich auch in der Hochsaison etwas mehr Zeit. Nicht weil sie lohnender wäre, sondern weil der Weg über die Partnachklamm Richtung Zugspitze, ins Oberreintal, zum Schachen oder zur Meilerhütte ohnehin weit ist und es daher auf die zusätzliche halbe Stunde, die man braucht, um die Partnachklamm mit gemütlichem Schritt zu durchqueren, nicht ankommt.
Wir sind mit unseren kleinen Ausflugszielen übrigens in guter Gesellschaft. »Früh am Morgen nach unserer Ankunft machten wir über Garmisch einen Ausflug in das Höllental, welches die nordöstliche Abdachung der Zugspitze bildet und seinen Namen durch die schauerlich großartigen Eindrücke, die es erzeugt, wohl verdient. Auch die Höllentalklamm wurde eingehend besichtigt und angestaunt, wie schon vorher die Partnachklamm, und der Rest des Tages dann einem Besuche des finsteren Eibsees gewidmet.« So wird es schon über die Reise von König Max II. am Alpensaum berichtet. Wo‘s dem König gefiel, kann‘s nicht so schlecht sein.
Das Schloss Elmau in seiner Vorzugslage, das erst Anfang des 20. Jahrhunderts als Künstlertreff erbaut wurde. Dann den Ferchensee und den Lautersee am Nordostrand des Wettersteins. Und schließlich das Ortszentrum von Mittenwald mit seinen kleinen Läden, der Kirche mit dem Viererspitzblick und seinen Wirtshäusern. Und ganz zum Schluss die Blumenwiesen bei der Fahrt mit der Bahn zurück, am Schmalsee und an Klais vorbei nach Garmisch.
Nach See und Klamm und Höhenweg muss noch ein richtiger Gipfel her! Mit südseitigem Aufstieg und nicht zu hoch gelegen, steht da der Wank in erster Reihe. Das ist buchstäblich so gemeint, denn kein anderer Gipfel rückt noch näher an Garmisch heran. Freilich, der Wank ist ein Seilbahnberg und die findet der »wahre Alpinist« ja so anziehend, wie wenn sich zwei gleiche Pole eines Magneten treffen. Aber gleich morgens, im Frühjahr… man ist allein, versprochen. Und man hat wirklich einen Platz in der vordersten Reihe, denn jenseits des Talkessels von Garmisch-Partenkirchen stehen Waxensteine, Zugspitze, Alpspitze.
Steiler wird die Flanke und der Weg bleibt schmal. Fast 1300 Höhenmeter sind es bis zum Fricken. Drei bis vier Stunden Aufstieg – ohne eine Menschenseele zu treffen. Oft wandert mein Blick dabei auch hinüber zum Kramer, dem verschmähten Alternativziel für heute. Im Sommer und im Herbst ein viel besuchter Berg, jetzt ist es dort sicher auch noch ruhig. Bis die Wandersaison beginnt und die Berge um Garmisch wieder Sommersprossen bekommen, dauert es aber zum Glück noch ein paar Wochen. Für den Kramer bleibt also noch reichlich Zeit.
Verkehrsknoten war Garmisch schon zur Römerzeit, als hier die Via Raetia hindurchführte. Auf meiner imaginären Karte könnte man heutzutage den Stau zwischen dem Autobahnende und Oberau sehen. In Garmisch würde sich die Ameisenkolonne aufteilen auf Fernpass, Reutte und Mittenwald. Viele der Pünktchen würden sich aber von Garmisch aus in die Fläche zerstäuben. Im Winter in den Skigebieten an der Zugspitze und Alpspitze, dann kommen ein paar ruhige Wochen und im Juli beginnt die Wanderhochsaison. Jetzt hat das Werdenfels überall Sommersprossen: 1,2 Millionen Besucher jährlich müssen ja irgendwo bleiben.
Die perfekte Jahreszeit zum Wandern im Werdenfelser Land
Wenn es in den Skigebieten ruhig wird und den Wanderern noch zu viel Schnee liegt, ist es in Garmisch und Umgebung besonders schön. Der eine oder andere Gasthof ist jetzt geschlossen, aber dafür blühen auf den Wiesen die Blumen um die Wette. Beliebte Ausflugsziele steuert man am besten jetzt an. Da ist zum Beispiel der Eibsee. Für Bergsteiger erscheint er in der Wahrnehmung als Farbklecks und Orientierungspunkt, wenn wir über die Wiener-Neustädter Hütte von der Zugspitze absteigen oder vom Höllental über die Riffelscharte kommen.Kaum ist das Seeufer erreicht, flüchten wir dann ohne einen weiteren Blick in die Zahnradbahn, in den Bus oder ins Auto, um dem Ausflügler-Getümmel zu entgehen. Wer hat ihn schon einmal umrundet? Hand aufs Herz! Dabei könnte man die eineinhalb Stunden um den See auch schlechter verbringen. Die meiste Zeit haben wir die Zugspitze vor uns, ganz winterlich weiß noch um diese Jahreszeit. Ein schöner Anblick – zumal es für den Gipfelsturm ohnehin noch zu früh im Jahr ist.
Einen Baedekerstern bekommt man für die Wanderung durch die Höllentalklamm. »Kenn ich«, sagt jeder. »Geht man automatisch durch, wenn man durchs Höllental aufsteigt.« Aber kennen wir sie wirklich? Oder sind wir zuletzt im August nur durchgehetzt, um noch rechtzeitig zum Abendessen auf der Höllentalangerhütte zu sein? Haben den Kopf geschüttelt über die Japaner, die knipsend die Engstellen blockierten? Oder am Sonntagmorgen um fünf, ohne Japanerstau, dafür im Dämmerlicht, auf dem Weg zur Zugspitze? Dabei ist die Klamm ein Ziel für sich. Genauso wie die andere Klamm im Südosten von Garmisch, die Partnachklamm. Für sie nimmt man sich auch in der Hochsaison etwas mehr Zeit. Nicht weil sie lohnender wäre, sondern weil der Weg über die Partnachklamm Richtung Zugspitze, ins Oberreintal, zum Schachen oder zur Meilerhütte ohnehin weit ist und es daher auf die zusätzliche halbe Stunde, die man braucht, um die Partnachklamm mit gemütlichem Schritt zu durchqueren, nicht ankommt.
Wir sind mit unseren kleinen Ausflugszielen übrigens in guter Gesellschaft. »Früh am Morgen nach unserer Ankunft machten wir über Garmisch einen Ausflug in das Höllental, welches die nordöstliche Abdachung der Zugspitze bildet und seinen Namen durch die schauerlich großartigen Eindrücke, die es erzeugt, wohl verdient. Auch die Höllentalklamm wurde eingehend besichtigt und angestaunt, wie schon vorher die Partnachklamm, und der Rest des Tages dann einem Besuche des finsteren Eibsees gewidmet.« So wird es schon über die Reise von König Max II. am Alpensaum berichtet. Wo‘s dem König gefiel, kann‘s nicht so schlecht sein.
Blick für das Tiefergelegene
Nach so vielen düsteren Klammerlebnissen sind die freien Wiesenflecken am Eckbauer besonders schön. Der Eckbauer und die Gaststätte Hintergraseck sind Wanderziele mit schöner Aussicht auf den gesamten Wettersteinstock und wegen ihrer geringen Höhe schon im Frühjahr empfehlenswert. Wer den Eckbauer als Endziel deklariert, kann zum Beispiel durch die Partnachklamm gehen und über Vordergraseck und den steilen Südwestrücken aufsteigen. Wer den Kamm Eckbauer – Wamberg als erstes Etappenziel wählt und von Garmisch nach Mittenwald gehen will, der fährt am besten mit dem Lift zum Eckbauer – andernfalls wird die Zeit zu kurz, um alles zu sehen, was auf dieser Tour geboten ist: den Blick auf die noch winterlichen Nordseiten von Zugspitze & Co., während wir die Wiesenrücken östlich des Eckbauer entlangwandern. Die fetten Enzian- und Mehlprimelhänge beim Abstieg hinunter nach Elmau.Das Schloss Elmau in seiner Vorzugslage, das erst Anfang des 20. Jahrhunderts als Künstlertreff erbaut wurde. Dann den Ferchensee und den Lautersee am Nordostrand des Wettersteins. Und schließlich das Ortszentrum von Mittenwald mit seinen kleinen Läden, der Kirche mit dem Viererspitzblick und seinen Wirtshäusern. Und ganz zum Schluss die Blumenwiesen bei der Fahrt mit der Bahn zurück, am Schmalsee und an Klais vorbei nach Garmisch.
Nach See und Klamm und Höhenweg muss noch ein richtiger Gipfel her! Mit südseitigem Aufstieg und nicht zu hoch gelegen, steht da der Wank in erster Reihe. Das ist buchstäblich so gemeint, denn kein anderer Gipfel rückt noch näher an Garmisch heran. Freilich, der Wank ist ein Seilbahnberg und die findet der »wahre Alpinist« ja so anziehend, wie wenn sich zwei gleiche Pole eines Magneten treffen. Aber gleich morgens, im Frühjahr… man ist allein, versprochen. Und man hat wirklich einen Platz in der vordersten Reihe, denn jenseits des Talkessels von Garmisch-Partenkirchen stehen Waxensteine, Zugspitze, Alpspitze.
Alles in Ruhe
Wer uns heute als Pünktchen auf der großen Karte verfolgt, würde sich wundern: erst mit Tempo an Farchant vorbei – dem Tunnel sei Dank. Dann ein paar Schlangenlinien in Garmisch. Ein Stopp bei unserer Lieblingsbäckerei und gemütlich wieder nach Farchant zurück. Der Grund dafür ist gelb. Auf den Blumenwiesen im Loisachtal blühen Löwenzahn und Hahnenfuß. Nach einem längeren Spaziergang bei Farchant finden wir, dass das Gelb der Wiesen, das Maigrün der Bäume, das Weiß der Berge und dazu Himmelsblau von weiter oben auch schön aussehen müsste. Der nächste Gipfel von Farchant aus heißt Hoher Fricken, steht im Estergebirge, ist im Gegensatz zum Wank nicht mehr in der ersten Reihe, aber auch sehr schön. Vorbei an den Kuhfluchtfällen steigen wir durch den lichten Wald auf. Immer wieder streift der Blick das Farbenspiel im Tal. Doch, das Frühjahr ist eine wunderbare Zeit!Steiler wird die Flanke und der Weg bleibt schmal. Fast 1300 Höhenmeter sind es bis zum Fricken. Drei bis vier Stunden Aufstieg – ohne eine Menschenseele zu treffen. Oft wandert mein Blick dabei auch hinüber zum Kramer, dem verschmähten Alternativziel für heute. Im Sommer und im Herbst ein viel besuchter Berg, jetzt ist es dort sicher auch noch ruhig. Bis die Wandersaison beginnt und die Berge um Garmisch wieder Sommersprossen bekommen, dauert es aber zum Glück noch ein paar Wochen. Für den Kramer bleibt also noch reichlich Zeit.
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Saisonstart rund um Garmisch - Fotos: Andreas Strauß
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 04/2012. Jetzt abonnieren!
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