Der DAV wächst weiter und sucht in seinem Jubiläumsjahr nach seiner Bestimmung. Das Jubiläum wird mit einer Reihe von hochkarätigen Veranstaltungen gefeiert.
Die Nachricht überrascht nicht und gibt dennoch Anlass zum Nachdenken: Der Alpenverein ist auch im 150. Jahr seit seiner Gründung weiter gewachsen wie schon in den vergangenen Dekaden. 1,3 Millionen Mitglieder zählt der Verein nunmehr, im Jahr 2006 waren es gerade einmal 750 000. Eine Erfolgsgeschichte also? Einerseits – andererseits, muss die Antwort wohl lauten. Einerseits, weil sich der DAV in Zeiten einer insgesamt schrumpfenden Vereinslandschaft als Gegenmodell positioniert, wie Vizepräsident Jürgen Epple bei der Jahrespressekonferenz deutlich machte. Der Alpenverein wird jünger und weiblicher (42,6 %), auch ein Trend, den sich viele andere Vereine wünschen würden. Zwar macht die größte Gruppe nach wie vor die Altersklasse von 41 bis 60 Jahren aus, doch die Gruppe der 19- bis 25-Jährigen wächst stärker (um 6,28 %), was vor allem an den beliebten Kletter- und Boulderhallen liegt.
Epple führte das Wachstum auch auf den anhaltenden gesellschaftlichen Trend zum Natursport zurück, der ein Gesundheitsversprechen mit sich führe. »Es geht aber vor allem um das Lebensgefühl, das man teilen möchte.«
Heftige Richtungsdebatten
Das kontinuierliche Wachstum ist auf der anderen Seite auch Grund für heftige Richtungsdebatten im Verein. So hat sich der DAV erst dazu durchraufen müssen, das Mountainbiken als »Kernsportart« zu erklären, um wenig später eine Position zu E-Bikes (mit Hilfsmotor auch ohne eigenes Treten) und Pedelecs (eigenes Treten nötig) finden zu müssen. Ergebnis: E-Bikes lehnt man am Berg ab, Pedelecs sieht man wegen der Konflikte mit Wanderern und »normalen« Mountainbikern kritisch.
Präsident Josef Klenner ist sich der Ambivalenz der verschiedenen Vereinsziele durchaus bewusst, wenngleich er keinen Zweifel daran ließ, dass der DAV auch in Zukunft parallel die drei Kernbereiche Förderung des Bergsteigens/Bergsports, Hütten und Wegebau sowie Naturschutz verfolgen will. »Das größte Budget liegt bei Hütten und Wege«, sagte Klenner und verwies auf die hohen Instandhaltungskosten gerade in Zeiten des Klimawandels. Gleichzeitig sei der Naturschutz als Vereinsziel gesetzt. Der Kampf ums Riedberger Horn habe bewiesen, dass der Verein mit einem langen Atem Ziele erreichen kann. »Wir sind angekommen in der Mitte der Gesellschaft. Das ist Auftrag und Verpflichtung.« Das Motto des Jubiläumsjahres lautet deshalb schlichtweg: Weil wir die Berge lieben.
Für eine offenere Gesellschaft
Die Liebe zu den Bergen ist das tragende Element des Alpenvereins. Sie verbindet die aktuell 1,3 Millionen Mitglieder aus unterschiedlichen Regionen, sozialen Milieus und Altersgruppen. Anders als früher ist der Alpenverein heute weniger elitär und setzt sich neben dem Naturschutz auch für eine offene Gesellschaft ein. In den 30er Jahren, als der DAV jüdische Bergsteigerinnen und Bergsteiger ausgrenzte und eng mit dem nationalsozialistischen Regime zusammenarbeitete, wäre eine offene Unterstützung von Homosexuellen, Menschen mit Behinderung und Geflüchteten undenkbar gewesen.
150 Jahr Deutscher Alpenverein – Clip zum Jubiläum
Weiteres Jubiläum: 100 Jahre JDAV
»Für Teilnehmer der Jugendgruppen des Alpenvereins wird ein eigenes Abzeichen nebst Ausweiskarte geschaffen«, wurde 1919 auf der Hauptversammlung des damals noch Deutschen und Österreichischen Alpenvereins beschlossen. Die Geburtsstunde der JDAV. Heute, 100 Jahre später, sind 336 000 junge Menschen unter 27 Jahren in der JDAV organisiert – darunter 2500 ehrenamtliche Jugendleiter – womit sie zu den großen deutschen Jugendverbänden zählt. Aus- und Weiterbildung stellen die Kernaufgabe der Jugend des DAV dar. Der Verein will sich aber auch für Umwelt einsetzen und der Gesellschaft etwas zurückgeben.
So ist der JDAV, die an den Jubiläumsaktionen maßgeblich beteiligt ist, wichtig, »nicht das Feiern in den Vordergrund zu stellen,« wie Richart Kempert, Bundesjugendleiter der JDAV sagt. »Vielmehr wollen wir zum Mitmachen und Haltung zeigen aufrufen. Wir möchten die Jugendgruppen dazu motivieren, etwas für die Gesellschaft zu tun.«
15. bis 16. Februar: DAV Jubiläums Werkstatt »Entwicklung« in Leipzig (Vorträge und Diskussion zu digitaler Entwicklung, nachhaltige Entwicklung und Sport- und Verbandsentwicklung
23. März bis 30. Juni: JDAV Jubiläumsaktion »Downupcycling« (Sammeln und Wiederverwenden von Daune mit dem Partner Mountain Equipment)
13. April bis 23. Juni: JDAV Jubiläumsaktion »Hands on« (Mitmachaktion im Rahmen der 17 Sustainable Development Goals)
11. Mai: Eröffnung der Ausstellung »Die Berge und wir. 150 Jahre Deutscher Alpenverein (München, Alpines Museum)
12. Mai: Familienfest im Alpinen Museum
16. Mai: Veranstaltungsreihe »Die Alpen – Der gefährdete Traum« (1. Teil Alpinismus als »Projekt« der Moderne, in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München)
21. Mai: Veranstaltungsreihe »Die Alpen – Der gefährdete Traum« (Teil 2 Zur Versportlichung des Bergsteigens, im Alpinen Museum, München)
6. Juni: Veranstaltungsreihe »Die Alpen – Der gefährdete Traum« (Teil 3 Potenziale der Medialität und Vermarktung des Bergsports, im Alpinen Museum, München)
27. Juni: Veranstaltungsreihe »Die Alpen – Der gefährdete Traum« (Teil 4 Die »andere« Ökonomie der Alpenvereinskultur, Modelle jenseits des kapitalistischen Mainstreams?, in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München)
4. Juli: Veranstaltungsreihe »Die Alpen – Der gefährdete Traum« (Teil 5 Raumordnungskonzepte und Naturschutz im Alpenraum, im Alpinen Museum, München)
26. Juli: Wiedereröffnung der alten Prager Hütte als »Schauhütte«
25. Oktober: Festakt 150 Jahre DAV (Kleine Olympiahalle, München)
Nicht selten birgt ein neuer Trend auch Konfliktpotential. Beim Mountainbiken ist das nicht anders und daher Anlass für den DAV, beim »Bergforum« eine Diskussionsveranstaltung... mehr >
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