Sechsmal im Jahr freue ich mich aufs „DAV Panorama“ in meinem Briefkasten, der Zeitschrift des Deutschen Alpenvereins. Natürlich freue ich mich auch auf andere Dinge im Jahresverlauf. Das wären aber andere Themen, die ich an dieser Stelle nicht erörtern möchte. Neulich im Februar also wieder ein aktuelles Heft. Ich blättere durch Gebietsvorstellungen, neue Erkenntisse der Sicherheitsforschung und Rekordmarken in „spitz&breit“, die sowohl früher als auch jetzt und erst recht in Zukunft absolut jenseits meiner Leistungsfähigkeit waren und sind und sein werden. Da rutscht der Prospekt „UNSERE HIGHLIGHTS 2017“ des DAV Summit Club heraus, eine Beilage der kommerziellen Reisebüro-Tochtergesellschaft des DAV. Neugierig überfliege ich die 24 Seiten zum Thema „Wandern, Bergsteigen und Bike“. Es ist schon ein üppiges Angebot an vielfältigen Reisen, von Skitouren in Tirol über die Besteigung des Elbrus bis zu den Feuerbergen Boliviens. Sehnsuchtsziele ohne Ende. Wer aber leitet all die Touren? Sind das erfahrene Personen, die Land und Leute kennen und allen Anforderungen der Gruppe gewachsen sind? Denen ich mich voll anvertrauen kann? Ich lese also weiter bei den „LEISTUNGEN“ zu den jeweiligen Tourenbeschreibungen. An erster Stelle steht meist die Qualifikation des Führers.
Prädikat: Kulturell wertvoll
Als ein mit Fremdsprachenkenntnis nicht übermäßig beschlagener Bergsteiger bevorzuge ich muttersprachliche Reiseleitung oder wenigstens so viel Englisch, dass auch ich das Wichtigste verstehe. Die Reise zur Amalfiküste betreut also ein „Einheimischer Deutsch sprechender Kultur- und Bergwanderführer“, die in Kreta ein „Deutsch sprechender einheimischer Kultur- und Bergwanderführer“. Wem die Herkunft des Führers egal ist, dem wird auch ein „Deutsch sprechender Kultur- und Bergwanderführer“ auf der Reise durch Armenien genügen. Eine Stufe höher in der Clubführer-Hierarchie angesiedelt ist die Begleitung durch einen „DAV Summit Club Kultur- und Bergwanderführer“ beim (sprachlosen?) Wandern durchs Oberengadin oder – zahlenmäßig und sprachlich aufgerüstet – die Führung durch „zwei Deutsch sprechende einheimische DAV Summit Club Kultur- und Bergwanderführer“ beim Wandern auf Madeira.
Nicht jeder Reisende ist kulturbeflissen. Auch dafür sorgt der Club mit Angeboten. Der um die Kultur reduzierte „DAV Summit Club Bergwanderführer“ bringt uns schweigend über die Alpen nach Meran, alpin aufgewertet durch den „DAV Summit Club Bergführer“ mit einer gleichfalls ruhigen Alpenüberquerung in die Dolomiten. Fremdsprachenmuffel freuen sich, wenn der „Einheimische Deutsch sprechende DAV Summit Club Bergführer“ in Marokko dabei ist und der „Deutsch sprechende einheimische DAV Summit Club Bergführer“ in Tansania betreut. Und wer seit seinen Schultagen nicht alles vergessen hat, kann dem „Englisch sprechenden einheimischen DAV Summit Club Bergführer“ bei der Besteigung des Chimborazo zuhören.
Mit Bergführer auf La Gomera. Bild: Redaktion Bergsteiger
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Gut geführt ist halb bestiegen
Wer vor dem Trekking – also im Tal - einen „Bergwanderführer“ braucht und wem während der Tour – also am Berg - aber ein „Wanderführer“ genügt und dabei gerne bilingual unterwegs ist, fühlt sich in Schweden auf der Tour zum Kebnekaissa bestens aufgehoben mit einem „Deutsch sprechenden Bergwanderführer vor und nach dem Trekking, Englisch sprechendem Wanderführer während des Trekkings.“ Doppelt betreut kann man auch in Nepal unterwegs sein. Ein „Deutsch sprechender einh. Bergführer, Englisch sprechender einh. Begleiter“ leitet ins Everest Basecamp. Oder reicht etwa der „Deutsch sprechende einh. Bergführer“ auf dem Weg zum Kloster Tengpoche?
Ein „Einheimischer deutschsprechender Bergführer“ begleitet auf der Tour im Trentino. Wem Berge und Kultur egal sind und dennoch outdoor unterwegs sein und dabei ein bisserl quatschen möchte, der freut sich auf den „Englisch sprechenden einheimischen DAV Summit Club Wildnisführer“ in Finnland. Gänzlich ohne Sprachen kommen anscheinend der „DAV Summit Club Bike Guide“ beim Radeln auf dem Peloponnes aus und auch der „Staatlich geprüfte Berg- und Skiführer“, beispielsweise auf einer Tour auf die Wildspitze. Liegt’s etwa an der Begleitung durch maulfaule Tiroler oder Bayerische Bergführer (weitgehend einheimisch, leidlich Deutsch und rudimentär Englisch sprechend)? Oder an der flotten Marschgeschwindigkeit, die einem eh die Luft zum Reden raubt? Wir wissen es nicht, im Kleingedruckten findet sich kein Hinweis. Aber vielleicht war der Februar-Prospekt ja nur die Faschingsausgabe mit Laufzeit bis zum 1. April.
Wie dem auch sein: Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!