Die besten Klettersteige im Ötztal
© Ötztal Tourismus/Bernd Ritschel
Auf Wipfelhöhe mit den Zirben im Obergurgler Steig
Auf Wipfelhöhe mit den Zirben im Obergurgler Steig
Arthur schaut skeptisch nach oben, in die graue Mauer. Ganz schön steil. Vermutlich hausen in den Felsen vor allem Lebewesen, denen die Natur die Fähigkeit zum Fliegen mitgegeben hat. Deshalb wohl auch der Name: Geierwand. Arthur hat keine Flügel, aber kräftige Arme, doch gerade ist er sich seines Gewichts sehr bewusst. Das liegt zwar im gesunden Bereich, aber die 70 Kilogramm müssen trotzdem nach oben befördert werden, was bei einem Höhenunterschied von gut 400 Metern einen beachtlichen Kraftaufwand ergibt.
Irgendwo da über ihm, hat Mona erzählt, schlängelt sich ein fix verankertes Drahtseil durch die Felsen, zusätzlich erleichtern Eisenklammern an den schwierigsten Stellen den Aufstieg.
»Halb so wild!«, beruhigt Mona. Sie kann es kaum erwarten, in die Greifvogelwand einzusteigen. Arthur, der die Leidenschaft seiner Partnerin für Klettersteige kennt, aber nicht unbedingt teilt, bereut schon ein wenig, dass er sich zu der Tour überreden ließ. Jedenfalls sind seine Hände etwas feucht, und das liegt bestimmt nicht an der Sonne, denn die hält sich noch dezent hinter einer Inntaler Morgenwolke.»Maximal C, und das nur an wenigen Stellen, sonst überwiegend B«, weiß Mona, die sich gut vorbereitet hat. Das mit dem kleinen Überhang oberhalb der Dreiseilbrücke behält sie lieber für sich.
Klettersteig-Freuden bei Kaiserwetter © Ötztal Tourismus
Die Route startet dann auch recht moderat, sucht und findet zuverlässig den leichtesten Durchstieg. Klick-klick! Mona macht den Vorstieg, Arthur folgt, konzentriert sich auf den nächsten Schritt, fühlt sich zunehmend sicherer. Die Tiefe nimmt allmählich zu, die Sonne leuchtet das Inntal farbig aus. Auf einen markanten Absatz folgt eine steile, mit Klammern bestückte Wandstufe, dann wird’s wieder leichter und schließlich lädt eine Bank, gelb bemalt, zur Rast.
»Und?«, fragt Mona, die vor Energie nur so sprüht. Arthur nickt, muss zugeben, dass es auch ihm gefällt. Der Blick hinab ins Inntal ist fantastisch, vor jenem ins Ötztal steht der bewaldete Rücken des Ambergs, und auch vom Alpenhauptkamm ist nichts zu sehen.
Verdiente Pause in der Wand © Ötztal Tourismus
Für sie erschien das Ötztal erst 1991 auf der eisernen Alpenkarte, just in jenem Jahr, als Helmut und Erika Simon am Tisenjoch über die Leiche des Mannes im Eis stolperten. Da wurde am Lehner Wasserfall die erste Via ferrata der Region eröffnet, talnah, wie – ebenfalls bei Längenfeld – ein paar Jahre danach der deutlich anspruchsvollere Reinhard-Schiestl-Klettersteig. Hinten im Tal gab’s ebenfalls viele Drahtseile, dickere und ungleich längere, die vor allem im Winter Besucher in hochalpine Regionen beförderten. Klettersteige suchte man allerdings vergebens. Vielleicht lag’s daran, dass hier – im Gegensatz zum benachbarten Stubai – keine Kalkkögel stehen, die zur attraktiven Dolomiten-Kulisse verwitterten. Dafür Eis und Gneis, beides bei Klettersteigbauern weniger beliebt. Doch den Trend zum »eisernen Spaß« konnte nichts aufhalten, und so entstand am Schwärzenkamm schließlich eine richtig alpine Ferrata, mit Aussicht auf viele Dreitausender und den schwindenden Reichtum an Gefrorenem.
Wassermarsch: Seilbrücke über den Stuibenbach © Ötztal Tourismus
Am großen Gamsband, rund 400 Meter über dem Inn, läuft die Route aus. Die beiden schälen sich aus dem Klettergurt, verräumen Set und Helm. Mona streicht Arthur übers allmählich schütter werdende Haupthaar. »Klasse Route!«, ist sein Kommentar. Dass er unterwegs zwei, dreimal ziemlichen Bammel hatte, hat er schon fast vergessen. Zufrieden schaut Arthur hinunter ins Tal. Mona schaut bereits nach vorn. »Morgen«, verkündet sie, »machen wir den Obergurgler Klettersteig!« So ist sie halt.
Irgendwo da über ihm, hat Mona erzählt, schlängelt sich ein fix verankertes Drahtseil durch die Felsen, zusätzlich erleichtern Eisenklammern an den schwierigsten Stellen den Aufstieg.
Der Klettersteig in der Geierwand
Die Geierwand, eine 2015 eingeweihte Via ferrata der Ötztalregion, ist unter Insidern ein heißer Tipp. Die Geierwand schaut nach Süden: wer nicht ausreichend Flüssiges dabei hat, wird sich im Hochsommer bald wie ein Grillhendl vorkommen. Bei dem einen oder der anderen dürfte auch ein bisschen Angstschweiß dabei sein, die Exposition der Route ist beachtlich und die Seilbrücke im oberen Abschnitt etwas wackelig.»Halb so wild!«, beruhigt Mona. Sie kann es kaum erwarten, in die Greifvogelwand einzusteigen. Arthur, der die Leidenschaft seiner Partnerin für Klettersteige kennt, aber nicht unbedingt teilt, bereut schon ein wenig, dass er sich zu der Tour überreden ließ. Jedenfalls sind seine Hände etwas feucht, und das liegt bestimmt nicht an der Sonne, denn die hält sich noch dezent hinter einer Inntaler Morgenwolke.»Maximal C, und das nur an wenigen Stellen, sonst überwiegend B«, weiß Mona, die sich gut vorbereitet hat. Das mit dem kleinen Überhang oberhalb der Dreiseilbrücke behält sie lieber für sich.
Klettersteig-Freuden bei Kaiserwetter © Ötztal Tourismus
Die Route startet dann auch recht moderat, sucht und findet zuverlässig den leichtesten Durchstieg. Klick-klick! Mona macht den Vorstieg, Arthur folgt, konzentriert sich auf den nächsten Schritt, fühlt sich zunehmend sicherer. Die Tiefe nimmt allmählich zu, die Sonne leuchtet das Inntal farbig aus. Auf einen markanten Absatz folgt eine steile, mit Klammern bestückte Wandstufe, dann wird’s wieder leichter und schließlich lädt eine Bank, gelb bemalt, zur Rast.
»Und?«, fragt Mona, die vor Energie nur so sprüht. Arthur nickt, muss zugeben, dass es auch ihm gefällt. Der Blick hinab ins Inntal ist fantastisch, vor jenem ins Ötztal steht der bewaldete Rücken des Ambergs, und auch vom Alpenhauptkamm ist nichts zu sehen.
Ötzi: Der Mann aus dem Eis
»Dort im Süden«, klärt ihn Mona auf,»liegt das Tisenjoch. Da wurde der Ötzi gefunden, vor 25 Jahren.« Selbst Menschen, die Sölden bestenfalls mal in einem Kreuzworträtsel begegnet sind, noch nie etwas von der Area 47 gehört haben und die Hohe Geige möglicherweise für ein Musikinstrument halten, kennen den Steinzeitmann, der vor über 5000 Jahren beim Niederjoch zu Tode kam und heute in Bozen bestaunt werden kann. Ötzi – ein Werbeträger mit weltweiter Ausstrahlung. Das Tal freut sich drüber, denn hier lebt man von und mit dem Tourismus, vor allem in Winter. Der Sommer gehört Rotsocklern, die markierte Wege und urige Einkehren lieben. Und den Klettersteiglern, jenen Zwitterwesen, die nicht richtig klettern können, aber trotzdem im steilen Felsgelände unterwegs sind.Verdiente Pause in der Wand © Ötztal Tourismus
Für sie erschien das Ötztal erst 1991 auf der eisernen Alpenkarte, just in jenem Jahr, als Helmut und Erika Simon am Tisenjoch über die Leiche des Mannes im Eis stolperten. Da wurde am Lehner Wasserfall die erste Via ferrata der Region eröffnet, talnah, wie – ebenfalls bei Längenfeld – ein paar Jahre danach der deutlich anspruchsvollere Reinhard-Schiestl-Klettersteig. Hinten im Tal gab’s ebenfalls viele Drahtseile, dickere und ungleich längere, die vor allem im Winter Besucher in hochalpine Regionen beförderten. Klettersteige suchte man allerdings vergebens. Vielleicht lag’s daran, dass hier – im Gegensatz zum benachbarten Stubai – keine Kalkkögel stehen, die zur attraktiven Dolomiten-Kulisse verwitterten. Dafür Eis und Gneis, beides bei Klettersteigbauern weniger beliebt. Doch den Trend zum »eisernen Spaß« konnte nichts aufhalten, und so entstand am Schwärzenkamm schließlich eine richtig alpine Ferrata, mit Aussicht auf viele Dreitausender und den schwindenden Reichtum an Gefrorenem.
Arthur schafft’s
Mona packt ihre Wasserflasche in den Rucksack, Arthur verabschiedet sich eher ungern von der komfortablen Sitzgelegenheit. Die Karabiner schnappen nach dem Drahtseil, weiter geht’s, aufwärts an einem schroffen Felszahn, den ein tiefer Graben vom eigentlichen Bergkörper. Zurück zum Berg hilft dann eine Seilbrücke. Mona ist schon drüber und guckt aufmunternd zurück. »Das schaffst du locker!«, ist sie sich sicher – und recht hat sie. Als schwieriger erweist sich dann die Schlüsselstelle etwas höher in der Wand: ein kleiner Überhang, von unten wenig einladend. Das Hindernis ist mit einer XXL-Packung Eisenbügel entschärft.Wassermarsch: Seilbrücke über den Stuibenbach © Ötztal Tourismus
Am großen Gamsband, rund 400 Meter über dem Inn, läuft die Route aus. Die beiden schälen sich aus dem Klettergurt, verräumen Set und Helm. Mona streicht Arthur übers allmählich schütter werdende Haupthaar. »Klasse Route!«, ist sein Kommentar. Dass er unterwegs zwei, dreimal ziemlichen Bammel hatte, hat er schon fast vergessen. Zufrieden schaut Arthur hinunter ins Tal. Mona schaut bereits nach vorn. »Morgen«, verkündet sie, »machen wir den Obergurgler Klettersteig!« So ist sie halt.
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- Wie ankommen? Von München per Bahn bzw. über die Salzburger- und Inntalautobahn zur Mündung des Ötztals (Bahnstation). Gute Busverbindungen mit allen Ortschaften des Ötztals
- Sich orientieren: Kompass Wanderkarte 1:50 000, Blatt 43
- Wo wohnen? Hier muss man abwägen, was einem wichtiger ist: kurze Anfahrt zu den Steigen oder mehr Ruhe. Die kleinen Orte bieten viele vergleichsweise günstige Unterkünfte.
- Was essen? Liebhaber von Tiroler Spezialitäten werden auf der Speisekarte nach Knödeln, Gröstl, Kasspatzn, Schlutzkrapfen und Kaiserschmarren Ausschau halten.
- Nicht versäumen! Vor allem für Familien ein Muss: das Ötzi-Dorf in Umhausen. Geöffnet Mai bis Oktober täglich 9.30 – 17.30 Uhr (Okt. bis 17 Uhr)
- Wo anklopfen? Ötztal Tourismus, Gemeindestr. 4, A-6450 Sölden; Tel. 0043/57 200, www.oetztal.com
- Mehr erfahren! Eugen E. Hüsler »Klettersteige 1 – Alle Klettersteige der Nordalpen« und »Klettersteiggehen«, beide Bruckmann Verlag
Eugen E. Hüsler
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