Schlangen in Deutschland: Harmlos, scheu und schützenswert | BERGSTEIGER Magazin
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Schlangen in Deutschland: Harmlos, scheu und schützenswert

Obwohl sie oft im Verborgenen leben, spielen Schlangen eine wichtige Rolle im Ökosystem. Für Naturbegeisterte und Bergsteiger ist das Wissen über heimische Schlangen nicht nur interessant, sondern auch hilfreich. In diesem Artikel beleuchten wir die in Deutschland lebenden Schlangenarten, ihren Lebensraum und ihre Bedeutung.
 
Ringelnatter in feuchten Waldgebieten © Adobe Stock / bennytrapp
Die Ringelnattern ist eine exzellente Schwimmerin. Sie ernährt sich von Fischen, Fröschen und Molchen.
Schlangen werden oft missverstanden. Sie gelten als aggressiv, glitschig und gefährlich – doch diese Vorurteile halten einer genaueren Betrachtung nicht stand. In Wirklichkeit sind Schlangen weder glitschig noch von Natur aus aggressiv. Weltweit gibt es etwa 3000 Schlangenarten, von denen nur 600 giftig sind, und nur ein Bruchteil davon ist für Menschen lebensgefährlich. In Deutschland leben lediglich sieben Arten, die alle unter Schutz stehen, da ihre Bestände durch die Zerstörung ihrer Lebensräume stark zurückgehen.

Gibt es Schlangen in Deutschland?

Ja, es gibt Schlangen in Deutschland! Insgesamt kommen hier sieben heimische Schlangenarten vor, die sich in zwei Gruppen einteilen lassen: die ungiftigen Nattern und die Kreuzotter, eine Giftschlange. Viele dieser Tiere sind jedoch selten geworden, da ihr Lebensraum schwindet. 
 

Blindschleiche (Anguis fragilis)

Obwohl sie oft für eine Schlange gehalten wird, ist die Blindschleiche eigentlich eine Echse ohne Beine. Mit einer Länge von 30 bis 50 Zentimetern ist sie relativ klein und ungiftig. Blindschleichen bevorzugen Waldränder und Hecken, wo sie sich von Schnecken und Insekten ernähren.

  • Merkmale: Bis zu 50 cm lang, glatte Haut, grau oder braun gefärbt
  • Besonderheiten: Kann ihren Schwanz bei Gefahr abwerfen
  • Vorkommen: Gärten, Hecken und Waldränder in ganz Deutschland
 

Kreuzotter (Vipera berus)

Die Kreuzotter ist die einzige Giftschlange Deutschlands. Sie ist in Braun-, Grau- und Schwarztönen gefärbt und wird bis zu 80 Zentimeter lang. Ihr Lebensraum sind feuchte Gebiete, Moore und lichte Wälder. Für Menschen ist ihr Biss meist nicht lebensgefährlich, aber schmerzlich. Bergsteiger, die in solchen Gebieten unterwegs sind, sollten festes Schuhwerk tragen.

  • Merkmale: Bis zu 80 cm lang, Zickzack-Muster auf der Oberseite, Farben von Braun über Grau bis Schwarz
  • Besonderheiten: Scheu, ihr Biss kann allergische Reaktionen hervorrufen, ist aber selten tödlich
  • Vorkommen: Feuchte Wiesen, Moore und Waldränder, vor allem in Mittel- und Süddeutschland
 

Ringelnatter (Natrix Natrix)

Die Ringelnatter ist leicht an ihrem gelb-schwarzen Nackenfleck zu erkennen. Sie kann bis zu 1,50 Meter lang werden und lebt in der Nähe von Gewässern, wo sie Fische, Molche und Frösche jagt. Trotz ihrer Größe ist sie vollkommen ungiftig.

  • Merkmale: Bis zu 1,50 m lang, grau bis olivgrün, auffällige gelb-schwarze Halbmondflecken hinter dem Kopf
  • Besonderheiten: Exzellente Schwimmerin, ernährt sich von Fischen, Fröschen und Molchen
  • Vorkommen: In ganz Deutschland, vor allem in der Nähe von stehenden Gewässern
  • Hinweis: Eine Unterart, die Barren-Ringelnatter (Natrix helvetica), wurde 2017 als eigene Art bestätigt und lebt in Westdeutschland
 

Aspisviper (Vipera aspis)

Diese Art kommt nur in wenigen Regionen Süddeutschlands vor. Sie bevorzugt sonnige, felsige Hänge – ein Gebiet, das auch bei Bergsteigern beliebt ist. Die Aspisviper ist eine Giftschlange, jedoch sehr scheu und selten.


 

  • Merkmale: Bis zu 90 cm lang, dreieckiger Kopf, rechteckige Flecken und aufgeworfene Schnauze
  • Besonderheiten: Lebendgebärend, bevorzugt warme, trockene und steinige Lebensräume
  • Vorkommen: Nur im südlichen Schwarzwald, ansonsten in den Alpen und Pyrenäen
 

Äskulapnatter (Zamenis longissimus)

Mit bis zu zwei Metern Länge ist die Äskulapnatter die längste Schlange Deutschlands. Sie ist braun oder grünlich gefärbt und lebt bevorzugt in warmen, felsigen Gebieten mit Bäumen. Ungiftig und scheu, stellt sie keine Gefahr dar.

  • Merkmale: Bis zu 2 m lang, braun bis olivgrün, glatter und schlanker Körper
  • Besonderheiten: Kann gut klettern und lebt bevorzugt in warmen, felsigen Gebieten
  • Vorkommen: Vor allem im südlichsten Zipfel Hessens und entlang des Neckars
 

Schlingnatter (Coronella austriaca)

Diese kleine, graubraune Schlange wird bis zu 75 Zentimeter lang und ist oft schwer zu entdecken. Sie lebt an Waldrändern und ernährt sich von kleinen Säugetieren und Eidechsen.

  • Merkmale: Bis zu 80 cm lang, grau-braun mit dunklem Band zwischen Augen und Maul
  • Besonderheiten: Ungiftig, tötet Beute wie Mäuse und Eidechsen durch Erdrosseln, Lebendgebärend
  • Vorkommen: In sonnigen, trockenen Gegenden wie Heiden, Büschen und Steinbrüchen
 

Würfelnatter (Natrix tessellata)

Die Würfelnatter ist eine Wasserschlange, die in Flüssen und Seen vorkommt. Mit ihrer braunen oder grauen Würfelzeichnung ist sie gut getarnt. Leider gilt sie in Deutschland als vom Aussterben bedroht.


 

  • Merkmale: Bis zu 1 m lang, graubraun mit charakteristischem Würfelmuster auf der Oberseite
  • Besonderheiten: Lebt überwiegend unter Wasser und ernährt sich von Fischen und Amphibien
  • Vorkommen: Kleine Populationen in Rheinland-Pfalz (Lahn, Mosel, Nahe) und erfolgreich angesiedelt an der Elbe in Sachsen
 

Lebensräume und Bedeutung für Bergsteiger

Schlangen in Deutschland bevorzugen eine Vielzahl von Lebensräumen, von feuchten Gebieten bis hin zu felsigen Hängen und Waldrändern. Diese Orte überschneiden sich oft mit beliebten Zielen für Wanderer und Bergsteiger.

Besonders in den Sommermonaten, wenn die Weibchen Eier legen oder die Tiere aktiv auf Beutefang gehen, können sie in sonnenbeschienenen Bereichen angetroffen werden. Für Bergsteiger ist es daher ratsam, aufmerksam zu bleiben, um Begegnungen zu vermeiden – oder sie sicher zu genießen.
 

Wie gefährlich sind Schlangen in Deutschland?

Von den sieben heimischen Arten ist nur die Kreuzotter eine Giftschlange. Ihr Biss ist selten tödlich, kann aber unangenehm sein. Aspisvipern sind ebenfalls giftig, kommen jedoch nur sehr begrenzt vor. Die anderen Schlangenarten sind ungiftig und harmlos.

Ein ruhiger Umgang mit den Tieren ist entscheidend, da sie meist nur angreifen, wenn sie sich bedroht fühlen. Ein Sicherheitsabstand von ein bis zwei Metern reicht aus, um Konflikte zu vermeiden.
 

Wie schützen Bergsteiger die heimischen Schlangen?

Der Schutz der Schlangen beginnt beim Erhalt ihres Lebensraums. Viele Arten stehen unter Naturschutz, da sie durch Landwirtschaft, Bauprojekte und Umweltverschmutzung bedroht sind.Alle sieben deutschen Schlangenarten stehen unter Naturschutz. Gründe für ihre Bedrohung sind der Verlust von Lebensräumen durch Bauprojekte, intensive Landwirtschaft und Umweltverschmutzung. Arten wie die Würfelnatter und Aspisviper sind besonders gefährdet und stehen auf der Roten Liste. Organisationen wie der NABU setzen sich für ihre Erhaltung ein, indem sie Populationen überwachen und Lebensräume wiederherstellen.

Bergsteiger können helfen, indem sie in sensiblen Gebieten auf den Wegen bleiben und keinen Müll hinterlassen. Wer eine Schlange entdeckt, sollte sie bewundern und respektieren, ohne sie zu stören. Das Beobachten dieser Tiere in freier Wildbahn ist ein besonderes Erlebnis, das Verständnis für die Natur fördert.
 

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