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05.10.2016

Wintertourismus in den Alpen: Wachstum auf Teufel komm raus?

Alpenweit planen etliche Tourismusregionen neue und zum Teil großräumige Seilbahnprojekte. Im Gebiet zwischen Pitztal und Ötztal beispielsweise sollen oberhalb der Braunschweiger Hütte zahlreiche Seilbahnen, Pisten, Restaurants und Beschneiungs-Anlagen entstehen. Problematisch daran ist nicht nur, dass die Projekte oft im Konflikt mit Schutzgebieten stehen. Vielmehr steht eine solche Strategie des „ungebremsten Wachstums“ im Widerspruch mit großen Herausforderungen wie dem Klimawandel und ist kein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in Alpenregionen. Die internationale Alpenschutzkommission Cipra tritt mit vereinten Kräften für den Schutz der alpinen Landschaft ein.
 
 
Klimawandel - Auch in den Alpen wird es wärmer. Ein Grund mehr, den alpinen Tourismus Richtung Nachhaltigkeit verstärkt auszurichten.

Klimawandel hinterlässt Spuren

Die Seilbahnbranche überbietet sich zur Zeit mit Superlativen: so soll durch die Verbindung der Skigebiete im Pitztal und im Ötztal das „größte Gletscherskigebiet der Welt“ entstehen.
Doch gewichtige Gründe sprechen gegen diesen Wettstreit um immer größere Skigebiete. Allen voran der Klimawandel: Für den deutschen Alpenraum geht die Bundesregierung davon aus, dass künftig nur mehr eines von zehn Skigebieten natürlich schneesicher sein wird. Mit künstlicher Beschneiung trifft dies noch auf eines von drei zu.

Auch die Tatsache, dass viele Skigebiete wirtschaftlich bereits ums Überleben kämpfen und auch stagnierende Skifahrerzahlen sprechen gegen den stetigen Ausbau der Skigebiete. Seilbahnen sind nach Ansicht der Cipra keine Garantie mehr für Wohlstand und eine gesunde Entwicklung in den Alpentälern.

Länderübergreifendes Wettrüsten

Im Arbeitsgebiet der drei nationalen Vertretungen der Internationalen Alpenschutzkommission Cipra in Deutschland, Südtirol, Österreich und der Schweiz befinden sich immer mehr Projekte in dieser Wettbewerbsspirale. In Österreich sind vor allem der geplante Zusammenschluss der Gletscherskigebiete Ötztal – Pitztal, die grenzüberschreitende Erschließung vom Kaunertaler Gletscher ins Langtauferer Tal, St. Anton am Arlberg mit Kappl im Paznaun sowie Sexten mit Sillian über die Staatsgrenze wieder aufgeflammt. Mit der geplanten Erschließung durch das Ruhegebiet „Kalkkögel“ und in Oberösterreich durch das Naturschutzgebiet „Warscheneck-Nord“, wird auch vor Schutzgebieten nicht Halt gemacht.

Alpenweiter Ansatz notwendig

Immer häufiger werden die Ausbaupläne im eigenen Land mit skitechnischen Aufrüstungen im Nachbarland politisch gerechtfertigt. Die Cipra fordert nun die Durchbrechung dieses nahezu automatisierten Wachstumskreisels. Sie setzt sich unter anderem für eine umfassende Neuausrichtung des alpinen Tourismus in Richtung Nachhaltigkeit.

Die Cipra als international tätige Organisation mit nationalen und regionalen Vertretungen in allen Alpenstaaten appelliert daher an die Politik, an die Tourismusverantwortlichen, an die Behörden sowie an die UmweltministerInnen im Rahmen der XVI. Alpenkonferenz in Grassau am 11. Oktober 2016 tätig zu werden und eine sachgerechte, zukunftsweisende und auf Augenhöhe stattfindende Debatte über die Zukunft des alpinen Wintertourismus einzuleiten.

Foto: Cipra/Heinz Heiss Zeitenspiegel