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10.12.2014

DAV sucht Alternativen zum Skitourismus

Der Deutsche Alpenverein hat heute auf einer Pressekonferenz seine Alternativen zum klassischen Skitourismus vorgestellt. Nachdem die Klage gegen den Ausbau der künstlichen Beschneiung am bayerischen Skigebiet Sudelfeld scheiterte, sieht sich der DAV in der Pflicht, als Vorreiter neue Konzepte für den Wintertourismus vorzustellen. Besonders drei Projekte sollen es richten.
 
 
»Neue Wege wagen« lautete das Motto der Pressekonferenz, die der Deutsche Alpenverein am 10. Dezember im Alpinen Museum in München veranstaltete. Vorgestellt wurden drei, teils seit Jahrzehnten laufende Projekte, die Alternativen zum klassischen Skitourismus darstellen sollen. Denn der, so der DAV, wird keine lange Zukunft mehr haben: " Die Grenzen der Beschneiung sind bald erreicht. Wer einen langfristig ökonomisch, ökologisch und sozial intakten Tourismus in den bayerischen Alpen haben will, muss also jetzt reagieren, und nicht erst in 20 Jahren. Es gilt, das touristische Angebot breit, vielfältig und regionenspezifisch aufzustellen. Dazu gehört es, neue Wege zu wagen. Das Setzen auf einen dominanten Pistentourismus führt hingegen in die Sackgasse."

"Wir wollen keine Aufrüstung auf Teufel komm raus, sondern setzen auf einen breiteren, vielfältigeren und vor allem regionenspezifischen Tourismus", sagte der Geschäftsleiter Hütten und Wege, Hanspeter Mair. Nach DAV-eigener Studie werden selbst bei einem massiven Ausbau der Beschneiung in rund 20 Jahren nur noch 50 bis 70 Prozent der Skigebiete in den bayerischen Alpen schneesicher sein. Auf lange Sicht sind nur die Skigebiete bei Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf wirtschaftlich zu führen.

Dieser Diagnose steht eine aktuelle Studie entgegen, die der Verband Deutscher Seilbahnen (VDS) Ende November 2014 vorgestellt hat. Demnach ändert der Klimawandel nichts an den Bedingungen für Beschneiung in allen Skigebieten in den bayerischen Alpen. Ob zwischen beiden Studien ein Widerspruch vorliegt, ist derzeit jedoch nicht überprüfbar: Bei der Vorstellung des VDS wurden nur einige Kernthesen präsentiert, während die Studie selbst nicht vorgelegt wurde und wohl auch erst im März 2015 kommt. Aus bekannt gemachten Handouts geht allerdings hervor, dass die VDS-Studie auf den Messungen von nur sehr wenigen Messstationen im bayerischen Alpenraum zurückgreift (Oberstdorf, Zugspitze, Garmisch, Hoher Peißenberg und Wendelstein). Die Aussagekraft der Ergebnisse darf, so der DAV, zumindest angezweifelt werden.

Was will der DAV beitragen?
»Der DAV ist der größte Bergsportverein der Welt und gleichzeitig der größte Naturschutzverein in Deutschland. Bei der Gestaltung des Tourismus in den bayerischen Alpen kommt ihm deshalb eine gewisse Verantwortung zu. Als Besitzer von 325 öffentlich zugänglichen Hütten und Betreiber von 30.000 Wanderweg-Kilometern wird er dieser Verantwortung seit seiner Gründung gerecht. Darüber hinaus ist er an der Ausgestaltung des Alpentourismus in vielen Projekten aktiv. Drei aktuelle Projekte können als Bausteine für die Entwicklung eines vielfältigen Wintertourismus in den bayerischen Alpen wichtige Beiträge leisten.«
  • Natürlich auf Tour: Das ist die neue Kommunikationskampagne zum Projekt „Skibergsteigen umweltfreundlich“, das 1995 gestartet wurde. Mit ihr sollen die naturnahen und sanften Sportarten Skitourengehen und Schneeschuhgehen gefördert, kommuniziert und so gestaltet werden, dass sie langfristig gut und naturschonend möglich sind.
  • Skitouren auf Pisten: Diese noch junge Bergsportdisziplin boomt. Mit dem Projekt will der DAV das Tourengehen auf Pisten so gestalten, dass alle davon profitieren: die Skigebiete, die Sportlerinnen und Sportler und die Natur.
  • alpenvereinaktiv.com: Viele naturnahe Winterbergsport-Möglichkeiten sind einem breiten Publikum schlichtweg nicht bekannt. Das Tourenportal der Alpenvereine macht Infos für die Tourenplanung im Web und per App zugänglich und setzt dabei unter anderem auf eine tiefgreifende Zusammenarbeit mit den Tourismusverbänden.
Die vom DAV vorgestellten Projekte sind also allesamt Konzepte, die den Wintertourismus in naturverträglichere Bahnen locken wollen. Dass man dabei erst am Anfang steht, gab auch Mair zu: »Wir wollen Denkprozesse anstoßen und mit den Gemeinden die Kreativität fördern, die es braucht, um neue Konzepte zu verankern. Wir brauchen sie aber in jedem Fall, denn der bayerische Alpenraum ist touristisch gesehen ein solches Pfund, das unbedingt auch für unsere Urenkel erfühlbar, erlebbar und erfahrbar bleiben muss.«

Dass Tourenportale wie alpenvereinaktiv ebenfalls Touristen anlocken und damit den Bayerischen Alpenraum belasten, sieht Mair differenziert: »Das ist ein Henne-Ei-Problem. Die Leute wollen auch ohne uns in die Berge. Dann sollen sie aber zumindest naturverträglich gehen. Dazu tragen wir mit dem Tourenportal bei.«

Ganz allgemein sieht der DAV das Bergerlebnis aus eigener Kraft als naturverträglicher als den Skitourismus an. Hanspeter Mair sagte: »Der Bergsteiger ist flexibel. Wenn der Schnee nicht reicht, macht er eben etwas anderes, z.B. Winterwandern.«


 
Foto: Wolfgang Ehn