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27.04.2015

von Melle und Stitzinger brechen Everest-Expedition ab

Deutschlands erfolgreichstes Expeditionsbergsteigerpaar hat nach dem tragischen Erdbeben in Nepal, bei dem auch am Mount Everest zahlreiche Bergsteiger durch Lawinen ums Leben kamen, den Abbruch ihrer Expedition bekannt gegeben. In ihrem Tagebuch nehmen sie Stellung.
 
 
Alix von Melle und Luis Stitzinger © goclimbamountain

Aus dem Expeditions-Tagebuch von Alix von Melle und Luis Stitzinger

Angesichts der größten humanitären Katastrophe der jüngeren Geschichte Nepals und aus Respekt und Mitgefühl gegenüber der großen Zahl der Todesopfer und deren Angehörigen im ganzen Land und sogar an unserem Berg – der Südseite des Everest – haben wir uns dazu entschlossen, unsere Everest Expedition abzubrechen. Auch wenn auf der Nordseite keinerlei Schäden an Material oder Mensch zu verzeichnen sind, können und wollen wir unsere Augen vor dem Leid, das sich zugetragen hat, nicht verschließen. Darüber hinaus möchten wir nicht der Grund dafür sein, weshalb nepalische Helfer, Köche und Climbing Sherpas  weiterhin vor Ort gehalten werden und nicht zu ihren Familien nach Hause können, um dort nach dem Rechten zu sehen. Eine Weiterführung der Expedition würde uns unter den gegebenen Umständen nicht richtig erscheinen, selbst ein möglicher Gipfelerfolg würde sich schal und nichtig anfühlen. Wir könnten über ihn keine Freude empfinden. In den kommenden Tagen werden wir versuchen, unsere Heimreise über Lhasa anzutreten. Jeder Bergsteiger muss diese Entscheidung aber für sich selbst treffen. Wir haben auch Verständnis für diejenigen, die ihre Chance am Everest – vielleicht die einzige im ganzen Leben – nach wie vor nutzen möchten. Auch uns ist die Entscheidung nicht leicht gefallen. Wir waren bestens vorbereitet, hatten uns am Berg gut akklimatisiert und waren für die bevorstehende Aufgabe hoch motiviert. Letztendlich entscheiden wir aber immer nach unserem Gefühl, und das fühlt sich dieses Mal nicht richtig an. Wir zählen auf das Verständnis unserer Unterstützer und Partner und danken ihnen für das entgegengebrachte Vertrauen. Wir hoffen, dieses durch unsere Entscheidung nicht enttäuscht zu haben. Unser Mitgefühl gilt all jenen, die Familie, Angehörige oder Freunde in dieser Katastrophe verloren haben – egal ob Einheimische aus Nepal oder Bergsteiger und Trekker aus fernen Ländern. Ihnen wünschen wir viel Kraft und Unterstützung in dieser schweren Zeit. An alle Leser möchten wir appellieren, die nepalische Regierung und internationale Hilfsdienste bei der Bewältigung dieser Krise zu unterstützen. Auch wir werden unser Möglichstes dazu beitragen. Wir bedanken uns bei allen, die bei dieser ach so kurzen Expedition mitgefiebert und uns den Daumen gehalten haben! Seid versichert, Everest, wir kommen wieder! Irgendwann.
Alix & Luis