Zum Auftakt der Saison am Matterhorn setzt der Urner Spitzenbergsteiger Dani Arnold einen neuen Meilenstein: Er klettert die Nordwand in 1 Stunde und 46 Minuten. Damit unterbietet er den bisherigen Rekord von Ueli Steck um 10 Minuten.
Es wird der Sommer des Matterhorns werden. Zermatt feiert seinen weltbekannten Hausberg. Vor 150 Jahren, am 14. Juli 1865, erreichten Edward Whymper und seine Seilschaft den Gipfel, der lange als nicht besteigbar galt. Was damals unmöglich schien, ist heute Alltag. Der Urner Spitzenalpinist Dani Arnold hat mit verschiedenen Speed-Begehungen in schwierigen Routen bereits mehrfach an den Grenzen des Machbaren gerüttelt. Diese Woche setzte er eine neue Bestmarke: Er brauchte für die Durchsteigung der Matterhorn Nordwand gerade einmal 1 Stunde und 46 Minuten. Er kletterte auf der klassischen Route der Nordwand-Erstbegeher (Schmid-Route). Arnold unterbietet damit den bisherigen Rekord von Ueli Steck aus dem Jahre 2009 um zehn Minuten.
"Was zählt, ist der Rythmus"
Dani Arnold stieg am Mittwoch, 22. April um 8:34 Uhr am Bergschrund in die 1100 Meter hohe Wand ein. 1 Stunde und 46 Minuten später drückte er am Gipfel auf die Stoppuhr. "Zu Beginn fühlte ich mich gar nicht gut", kommentierte Arnold am Abend seine Tagesform. "Es wurde mir fast schlecht und ich überlegte aufzugeben." Er hielt aber durch und fand schliesslich einen guten Rhythmus. "Ich war nicht mega schnell, das einzige was zählt, ist der Rhythmus", sagt er. Angesichts der Zeit wohl ein leichtes Understatement – normale Bergsteiger brauchen acht bis zehn Stunden für die Route durch die Nordwand. Understatement passt zu Arnold, er geht auch schwierige Projekte mit einer verblüffenden Leichtigkeit an. Als er 2011 Ueli Stecks Rekord in der Eiger Nordwand knackte, er war 20 Minuten schneller als Steck, kannte ihn ausserhalb der Szene kaum jemand. Dass er es fast auf den Tag genau vier Jahre später schaffte, auch die Bestzeit in der Matterhorn Nordwand zu unterbieten, ist für Arnold eine besondere Bestätigung. "Es zeigt mir, dass ich den letzten Jahren vieles richtig gemacht habe. Das ist für mich das wichtigste an diesem Ereignis."
Geht es noch schneller?
Speed und Solo Begehungen sind eine Form des Alpinismus, die dem Urner Bergführer besonders liegen. Er ist bekannt dafür, viel "Dampf" zu haben und auch in schwierigem Gelände mit traumwandlerischer Sicherheit unterwegs zu sein. Schnelligkeit ist aber längst nicht das einzige, was Arnold sucht. Er sieht sich als Allrounder und setzt sich in verschiedenen alpinistischen Bereichen stets neue Ziele. So war er auch in diesem Frühling mit verschiedenen anderen Projekten beschäftigt und arbeitete nicht speziell auf eine neue Rekordmarke am "Horu" hin. "Ich dachte, nach den vielen Vorträgen im Winter sei ich nicht so fit", erzählt er. "Auf den letzten Touren lief es aber super gut." So kam plötzlich die Nordwand wieder ins Blickfeld. Die Bedingungen, die Arnold in der Wand auffand, waren gut, aber nicht perfekt. Besonders im oberen Teil lag wenig Schnee, das Klettern auf blankem Eis oder auf den Felsen gestaltete sich entsprechend anspruchsvoll. Das bringt Arnold zum Fazit: "Es würde wahrscheinlich noch schneller gehen."