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16.08.2019

Grünten: DAV kritisiert Skigebiets-Ausbau

Eine Unternehmerfamilie aus der Region plant, das bestehende, seit zwei Jahren stillgelegte Skigebiet am Grünten im großen Stil zu modernisieren und für den Sommerbetrieb auszubauen. Die dafür vorgesehene Investitionssumme liegt bei rund 30 Millionen Euro. Der DAV lehnt dieses Großprojekt nicht im vollen Umfang ab, betrachtet jedoch mehrere Punkte sehr kritisch.
 
 
Am Grünten soll die Beschneiungsanlage ausgebaut und in den Sommertourismus investiert werden. © DAV/ Manfred Scheuermann
Der Grünten ist ein auffallender, 1738 Meter hoher Berg, welcher den Allgäuer Alpen vorgelagert ist, und als »Wächter des Allgäus« gilt. Schon seit langer Zeit ist er ein äußerst beliebtes Ausflugsziel für Wintersportler, Wanderer, Kletterer, Mountainbiker und viele mehr. Daneben ist der Grünten aber auch ein Landschaftsschutzgebiet, der Gipfel wird als europäisches FFH-Gebiet sogar besonders geschützt.

Durch den ausbleibenden Schnee in den Wintermonaten und der immer geringer werdenden Nachfrage lohnte sich der Skibetrieb in den letzten Jahren nicht mehr, so dass die Lifte seit 2017 stillstehen. Seitdem erlebt der Grünten einen Aufschwung als Naherholungs- und Skitourengebiet.

Geplant: »Walderlebnisbahn« im Sommerbetrieb

Im Zuge der Modernisierung sollen sieben alte Lifte mit Dieselantrieb durch drei neue, elektrisch betriebene, Anlagen ersetzt werden. Die bereits existierende Beschneiungsanlage soll soweit ausgebaut werden, dass zwischen Berg- und Mittelstation flächendeckend beschneit werden kann. Weiterhin ist eine neue Winterrodelbahn geplant.

Für den Sommerbetrieb am Grünten soll eine »Walderlebnisbahn« (Rollglider) installiert werden. Hierfür sollen zwei parallel laufende, knapp drei Kilometer lange Stahlkonstruktionen von der Berg- zur Talstation durch den Wald errichtet werden. An ihnen soll man an Gurten hängend und in unterschiedlichen Geschwindigkeiten (ca. 15 oder 50 km/h) talwärts gleiten können. Die geplante Zehnerkabinen-Gondelbahn soll zukünftig Gäste zur ebenfalls neu zu errichtenden Grüntenhütte bringen. Die Kapazität des Parkplatzes an der Talstation soll auf 650 Stellplätze verdoppelt werden.

Die Kritik des DAV

Aus Sicht des DAV handelt es sich bei der geplanten »Walderlebnisbahn« um eine Attraktion, die nicht in einer Bergregion gebaut werden sollte. Erlebnisinstallationen dieser Art, bei denen die Landschaft zur Kulisse wird, lehnt der Deutsche Alpenverein kategorisch ab. Weiter steht der DAV der geplanten Modernisierung der technischen Bescheiungsanlage inklusive Bau eines neuen Speicherteiches kritisch gegenüber. In Zeiten der CO2-Reduktion unterstützt der DAV auch die Pläne für den Parkplatzausbau nicht.

Der DAV spricht sich für den Erhalt der ganzjährigen Erholungsmöglichkeiten in naturverträglichen Bahnen aus und sieht diese Ansicht in der momentanen Planung der Unternehmerfamilie nicht gegeben. Weiterhin müsste die Modernisierung aus Sicht des DAV zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen und nicht dazu führen, dass Bergerlebnisse künstlich inszeniert und kommerzialisiert werden.