Was sucht das Navi im Gebirge? | BERGSTEIGER Magazin
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Was sucht das Navi im Gebirge?

Wie das richtige Paar Stiefel oder ein Rucksack gehören GPS-Geräte für viele Bergsportler mittlerweile zur Standardausrüstung. Allerdings sollte man nicht jedem Track aus dem Internet blind vertrauen.

 
© Fotolia/Kotangens
Im weglosen Gelände leistet ein GPS-Gerät wertvolle Dienste.

Es war einmal eine Zeit, in der es keine GPS-Geräte gab. Mit einer Papierkarte im Gepäck versuchten einzelne Bergfreunde einsame Wege und neue Routen im Gebirge aufzuspüren. Doch wer sich dabei verirrte, konnte nur mit enormem Aufwand oder gar nicht mehr gefunden werden. Der Grund: Auch die besten Karten sind nicht immer absolut korrekt. Ebenso wenig die Standortbestimmung mit Kompass und Höhenmesser. Man wusste schlichtweg nicht genau, wo man war. Auch wer wieder rausgefunden und sicher das Tal erreicht hatte, konnte seinen Weg kaum nachvollziehen. Diese Situation wird wohl jeder kennen, der sich abseits der markierten Bergwege bewegte, also dort, wo’s spannend wird.

Diese Zeiten sind vorbei, seit es zuverlässige Navigationstechnik mit Aufzeichnungsmöglichkeit gibt. Nutzbar ist sie auf zwei verschiedenen Gerätetypen: Reine GPS-Geräte sind weitgehend wasserfeste und ausschließlich für den Gebrauch im Gelände konzipierte robuste Geräte mit einer Fülle von teils sinnvollen Funktionen. Auf modernen Geräten können topografische Karten (auch Open Streetmap) selbst bei intensivem Sonnenlicht einwandfrei dargestellt werden. 

Auch auf allen Smartphones, die über einen GPS-Chip verfügen, können Navigations-Apps verwendet und diverse Karten dargestellt werden. Mit guten Geräten ist präzise Navigation möglich, allerdings ist die Laufzeit wegen geringerer Batteriekapazitäten deutlich kürzer. Im Sonnenlicht sind Smartphone-Displays außerdem oft schwer abzulesen.

Egal welches Gerät: Auf dem Display kann man im Gelände nun jederzeit auf der eingeblendeten Karte seinen aktuellen Standort sehen, Gehrichtung, Zeit und die Entfernung zu den nächsten Zielen ermitteln. Und wenn man seine Tour aufgezeichnet hat, findet man auf alle Fälle wieder zurück. 

Vorsicht vor falschen Fährten

Zu Hause lässt sich anhand der aufgezeichneten Daten am Computer alles nachvollziehen. Und wer möchte, kann seine Touren Interessierten zur Verfügung stellen, damit sie im Gelände eine sichere Orientierungshilfe haben. Im Internet gibt es diese Tracks in Hülle und Fülle zum Herunterladen. Doch Vorsicht: Viele dieser Daten aus dem Netz sind nur am Bildschirm zusammengeklickt und leider oft auch falsch. Mit etwas Erfahrung lässt sich allerdings schon daheim erkennen, was nicht stimmen kann, und so die Spreu vom Weizen trennen. 

Wie das geht? Mit einem geeigneten Programm (z.B. dem Kompass-Programm für digitale Karten) werden auf dem Bildschirm die Karten- und die Trackdaten angezeigt. Enthält der Track keine Höhenangaben, lässt sich daraus schließen, dass er nicht im Gelände aufgezeichnet worden ist. Sind dann die einzelnen Punkte des Tracks weit voneinander entfernt und werden Kurven nicht rund, sondern eckig dargestellt, kann man sicher sein, dass es sich um ein »Fake« handelt, von dem man die Finger lassen sollte.

Radler zeichnen gerne geschaffte Höhenmeter und Strecke auf. Foto: Falk

Wanderer, die sich mit der GPS-Technik angefreundet haben, werden das Navi im Gebirge nicht mehr missen wollen. Zuverlässig weist es auch an unmarkierten Verzweigungen die richtigen Pfade, zeigt – sofern richtig kalibriert – die korrekte Höhe an, und gibt Auskunft, wo man sich gerade befindet und wie weit es zum nächsten gespeicherten Ziel ist.

Mountainbiker sieht man im Gebirge fast nicht mehr ohne GPS-Geräte. Meist sind sie am Lenker montiert und zeigen neben der richtigen Strecke auch aktuelle Geschwindigkeit, gemeisterte Höhenunterschiede und Entfernungen an. Je nachdem was einem wichtig ist, lassen sich noch weitere Daten zur Tour anzeigen.

Nicht mehr auf ein GPS-Gerät verzichten sollten Skitourengeher. Vor allem, wenn Nebel aufkommt und keine zuverlässige Spur vorhanden ist, wird im tristen Weiß in Weiß die Orientierung ohne ein solches Hilfsmittel schnell sehr schwierig. Mit einer genauen Karte auf dem Bildschirm lässt sich in gewissen Grenzen auch bei schlechter Sicht die Neigung der Hänge abschätzen und damit die Absturz- und Lawinengefahr.

Und für alle Nutzer gilt: Auf einem GPS-Gerät kann man stets die exakten Koordinaten seines Standorts mit einer Fehlerquote von etwa fünf Metern ablesen. Wer Hilfe braucht, kann zuverlässig die aktuelle Position angeben. So lassen sich lange Suchaktionen vermeiden und unter Umständen Leben retten.


 

Siegfried Garnweidner
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 04/2018. Jetzt abonnieren!
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