Was unterscheidet die Unterkühlung von der Erfrierung? Während die Erfrierung eine lokale Erscheinung ist, bei der nur einzelne Körperteile betroffen sind, ist die Unterkühlung eine Ganzkörperreaktion auf zu große Kälte. Kann der Körper sich nicht mehr ausreichend warm halten, beginnt die Körperkerntemperatur zu sinken. Die Unterkühlung kann im Gegensatz zur Erfrierung, die lediglich beim Wiedererwärmen schmerzhaft sein kann, lebensbedrohlich werden, wenn die Körperkerntemperatur stark sinkt und ohne Hilfe sogar bis zum Tod führen.
→ Erfrierung
Symptome der Erfrierung sind:
• erfrorenes Körperteil ist weiß, kalt und hart
• Gelenksteifigkeit
• Gefühllosigkeit oder stechende Schmerzen
Besonders anfällig sind Nasenspitze, Wangen, Ohrläppchen, Zehen und Finger (vor allem Daumen).
Erhöhtes Risiko durch:
• Unterkühlung
• nicht wettertaugliche, beengende Schuhe
• starken Wind und tiefe Temperaturen
• exponierte Körperteile
• Druckbelastung (z. B. im Schuh)
• Durchblutungsstörungen
• Flüssigkeitsmangel
• große Höhe
Maßnahmen:
• raus aus der Kälte
• beengende Kleidung oder Schuhwerk lockern
• aufwärmen durch aktive Bewegung der Person (z. B. Zehen oder Hände bewegen, Hampelmann machen usw.)
• Hilft das nicht, erfrorenes Körperteil vorsichtig anwärmen, am besten durch passive Wärmezufuhr (lauwarme Kaffeetasse für Hände oder lauwarme Wasserbäder für Hände oder Füße)
• erneute Kälteeinwirkung unbedingt vermeiden
• beruhigen und gut zureden
Bei Blasenbildung:
• steriler Verband, Körperteil hochlagern
• weitere Versorgung unbedingt im Krankenhaus: Notruf 112 oder Fahrt ins Krankenhaus
Wichtig:
• Erfrorenes Körperteil nicht mit Schnee einreiben oder durch Helfer massieren lassen (Gewebeschädigung)
• Blasen nicht öffnen (Infektionsgefahr)
• Schuhe erst ausziehen, wenn betroffene Person im Warmen ist und Schuhe nicht wieder angezogen werden müssen
Nässe kann bei einem plötzlichen Kälteeinbruch gefährlich werden.
→ Unterkühlung
Symptome für Unterkühlung sind:
• Kältezittern
• blaue Lippen
• Apathie mit beginnender Muskelstarre
• schläfrig mit erhöhter Muskelstarre
• Bewusstseinseintrübung bis Bewusstlosigkeit (Muskeln erschlafft)
Diese Symptome treten in zeitlicher Abfolge auf und entsprechen den Unterkühlungsgraden. Wird die Unterkühlung nicht rechtzeitig erkannt, kann diese bis zur Bewusstlosigkeit führen. Die Unterkühlung wird lebensbedrohlich, wenn sich die unterkühlte Person nicht mehr aktiv bewegen möchte oder kann!
Erhöhtes Risiko durch:
• Sturz in kaltes Wasser
• schlechte oder nasse Kleidung
• Alkohol- oder Drogenkonsum
• wenig oder keine Bewegung
• körperliche Überanstrengung
• Schock
• feuchtnasse Witterung und Wind
Unterkühlte Person kann/will sich noch bewegen:
• nasse Kleidung ausziehen und durch trockene Kleidung ersetzen
• aktiv selber bewegen
• windstillen, möglichst warmen Ort aufsuchen
Unterkühlte Person kann/will sich nicht mehr bewegen (kritischer Unterkühlungsgrad):
• nasse Kleidung nicht ausziehen
• nicht unnötig bewegen, vor allem Arme und Beine
• warm einpacken (von oben und unten)
• Körperkern zusätzlich wärmen, z. B. durch Wärmflasche, Trinkflasche mit Heißgetränk oder Wärmekissen zwischen Überjacke und zweiter Schicht (nicht direkt auf Haut oder Unterhemd – Verbrennungsgefahr!)
• beruhigen und gut zureden
• Notruf 112
• eigenen Abtransport vermeiden
Die Beachtung folgender Regeln hilft, eine Unterkühlung oder Erfrierung zu vermeiden. Das Grundprinzip ist Vorbeugen!
• dem Wetter angepasste Kleidung und Schuhe tragen
• Mütze tragen: ca. 30 % der Körperwärme werden über den Kopf abgegeben
• feuchte Kleidung nach körperlicher Anstrengung wechseln
• körperliche Überanstrengung vermeiden
• regelmäßig trinken, aber bei kalter Witterung keine zu langen Pausen machen
• beim ersten Zittern wieder aktiv bewegen, nicht sitzen bleiben!
• sich auf Tour gegenseitig beobachten, aufeinander achten◀
Die Serie »Erste Hilfe am Berg« entsteht in Zusammenarbeit mit dem VDBS (Verband Deutscher Berg- und Skiführer) und der Firma Ortovox.
Ortovox bietet mit der
Safety Academy kostenlose Online-Tutorials zu Sicherheitsthemen an und veranstaltet alpine Erste-Hilfe-Kurse mit der
Autorin Daniela Hornsteiner an. Alle Termine gibt es
hier.
Artikel aus
Ausgabe 2/20. Hier geht es zurück zu
Teil 8 der Serie und weiter zu
Teil 10.
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