Daniele Nardi und Tom Ballard am Nanga Parbat vermisst | BERGSTEIGER Magazin

Daniele Nardi und Tom Ballard am Nanga Parbat vermisst

Seit Sonntag (24. Februar) haben sich der Italiener und der Brite nicht mehr gemeldet. Schlechtes Wetter, Flugverbote und bürokratische Hürden behinderten die Rettung. Mittlerweile ist das Rettungsteam um den Basken Alex Txikon bis knapp unter Lager 3 aufgestiegen, konnte aber keine Spuren der Vermissten finden.
 
 
© Facebookseite Daniele Nardi
Blick auf den Nanga Parbat vom Basecamp aus
Update Mittwoch, 6. März

Alex Txikon hat seinen Einsatz am Nanga Parbat beendet und kehrt zum K2 zurück, nachdem er heute morgen noch die Kinshofer-Route (eine mögliche Abstiegsroute) abgesucht hat.

Am Dienstag hatte das Rettungsteam um Txikon (Félix Criado, Ali Sadpara und Rahmat Ullah Baig) die Diamir-Flanke abgesucht. Sie waren bis auf 300 Meter unter Lager 3 aufgestiegen, dann aber wegen der großen Lawinengefahr gezwungen umzudrehen. Sie fanden keine Spuren. Der Einsatz von Drohnen bei der Suche war weniger hilfreich als erhofft. Die Sicht war schlecht und eine Drohne ging während des Einsatzes verloren.

Der erfahrene Winterbergsteiger Simone Moro bezeichnete das Klettern an der Mummery-Rippe gegenüber dem Deutsche-Welle-Journalisten Stefan Nestler unterdessen als »Selbstmord«. Diese Route werde wirklich ständig von Lawinen heimgesucht.

Update Montag, 4. März

Nach einem Wochenende des Wartens auf besseres Wetter, hat es am Montag, 4. März endlich so weit aufgeklart, dass die Hubschrauber den Spanier Alex Txikon, drei Mitglieder seines K2-Teams und den pakistanischen Bergsteiger Rahmat Ullah Baig zum Lager 1 am Nanga Parbat fliegen konnten. Zuvor hatten sie das Gebiet 50 Minuten lang vom Helikopter aus abgesucht und waren bis auf 7100 Meter geflogen, aber weder an der Mummery-Rippe noch in der Kinshofer-Route waren Spuren von Ballard und Nardi zu sehen. Das Team will mit Drohnen weitersuchen, außerem stieg Txikon mit einem Partner in die Nähe des Lagers 2 auf.

Stand Freitag, 1. März

Seit fünf Tagen herrscht Funkstille. Was zunächst noch auf ein Funkloch oder leere Akkus geschoben werden konnte, bereitet mittlerweile große Sorgen. Denn als eine Wetterbesserung am Mittwoch den Blick auf den Berg freigab, konnte die Mannschaft im Basecamp die beiden Alpinisten mit dem Fernglas nirgends entdecken. Ein Hubschrauber wurde angefordert und sollte Muhammad Ali Sadpara, dem 2016 mit Simone Moro und Alex Txikon die Winter-Erstbesteigung des Nanga Parbats gelungen war, ins Basislager fliegen. Doch wegen des wieder aufgeflammten Kaschmir-Konflikts war ein Flugverbot über Nordpakistan verhängt worden. Erst eine von der italienischen Botschaft erwirkte Sondergenehmigung ermöglichte am Donnerstagmorgen den Start.
 
Zwei Helikopter brachten Muhammed Ali Sadpara ins Basislager und flogen anschließend zweimal bis auf 7000 Meter. Auf 6300 Metern glaubten die Piloten den Lagerplatz der Vermissten zu sehen. Doch das unter einer Lawine begrabene Zelt war in der Kinshofer-Route und nicht an der Mummery-Rippe, wie die spanische Internetseite desnivel.com berichtet.

Komplikationen über Komplikationen

Heute, am Freitag den 1. März, wollten eigentlich vier Bergsteiger der K2-Expedition aus Russland, Kasachstan und Kirgisistan zum Nanga Parbat fliegen, um bei der Suche zu helfen, wegen der großen Lawinengefahr machten sie jedoch einen Rückzieher. Stattdessen sagten Alex Txikon und drei Kollegen seines internationalen K2-Teams ihre Hilfe zu. Sie wollten sich ins Lager 1 fliegen lassen, um von dort mit speziellen Höhen-Drohnen nach den Vermissten zu suchen. Doch bürokratische Hürden verzögerten den Start der Helikopter in Skardu so lange, bis sich das kurze Schönwetterfenster wieder geschlossen hatte. Die Truppe hofft nun, am Samstagmorgen starten zu können.
 
Muhammed Ali Sadpara ist inzwischen mit Rahmat Ullah Baig und Karim Hayat, die zu Fuß zum Basislager gekommen waren, bis kurz unter das Lager 1 aufgestiegen. Die Pakistaner fanden keine Spuren von Nardi und Ballard und stiegen wieder ab. Vom Basislager aus wurde unterdessen gefilmt, wie eine Lawine auf die Mummery-Rippe abging.
 
Rahmat Ullah Baig und Karim Hayat waren ursprünglich Teil der Nanga-Parbat-Expedition von Nardi und Ballard, hatten aber aufgrund von Krankheit (Beig) und der Lawinengefahr abgebrochen. »Ich will an diesem Berg nicht sterben«, hatte Hayat geschrieben.
 
Mittlerweile soll sich die französische Bergsteigerin Elisabeth Revol in die Rettungsaktion eingeschaltet haben. Revol hatte letzten Winter am Nanga Parbat selbt ein Unglück erlebt, sie war von Denis Urubko und Adam Bielecki gerettet worden.

Ein Interview über die Rettungsaktion von 2018 lesen Sie hier.