Die Alpenstadt im Meraner Land

Wandern rund um Schenna

Schenna im Meraner Land bietet ein reichhaltiges Kontrastprogramm: geschichtsträchtige Schlösser und schön gelegene Almen, mediterranes Flair und alpine Gipfel, gemütliche Wanderungen und anspruchsvolle Steige. Wandern rund um Schenna, zu Füßen des Hirzer.

 
Umrahmt von grünen Wiesen und Gipfeln: das 2800-Einwohner-Dorf Schenna mit Blick auf die Mutspitze. © TV Schenna, Franziska Baumann
Wandern rund um Schenna
Manchmal beneidet Josef Mair seine Gäste. Heute zum Beispiel. Der Nordwind hat den Himmel blank geputzt. Die Luft ist so klar, dass sie fast gläsern wirkt. Ein Tag, um auf dem Gipfel des Hirzer zu stehen. Doch während der Saison hat Josef Mair auf seiner Mahdalm oberhalb von Schenna alle Hände voll zu tun. Die Kühe müssen versorgt, die Milch verarbeitet werden. Dann kommen schon die ersten hungrigen Wanderer von der Bergstation der Hirzer-Seilbahn herüber. Da bleibt keine Zeit, um seinem Hüttenberg einen Besuch abzustatten. Höher hinaus geht es nicht mehr. Zumindest nicht in den Sarntaler Alpen.

Der Hirzer ist die höchste Erhebung dieser Gebirgsgruppe, die zwischen Sterzing, Meran und Bozen liegt. Sein Gipfel aus dunklem Blockgestein hat nicht unbedingt einen Schönheitspreis verdient, aber das Panorama ist fünf Sterne wert. Ihm liegt das Meraner Land mit dem Ferienort Schenna zu Füßen, eine Region, die landschaftliche Gegensätze auf engstem Raum vereint. Von den Palmen auf Merans Promenaden zu den Dreitausendern im Naturpark Texelgruppe ist es nicht weit. Das Ultental zieht sich von den Apfelfeldern im Etschtal bis an den Fuß der vergletscherten Ortlerberge. An die steilen Hänge des Passeiertals klammern sich alte Bergbauernhöfe.

Nur wenige Kilometer weiter thronen im weiten Meraner Talkessel Villen und Schlösser inmitten üppig blühender Gärten. Oben am Hirzergipfel vergraben die Schaulustigen fröstelnd ihre Hände in den Jackentaschen. Doch im Meraner Land friert niemand für lange Zeit. Nur wenige Stunden später sitzen sie hemdsärmlig in einem der Cafés in Merans Altstadt oder im sonnigen Schenna am Eingang des Passeiertals und fühlen sich dem Mittelmeer schon ein gutes Stück näher.


160 000 Urlauber, 2800 Einwohner

Ein »Führer für Kurgäste und Touristen« aus dem Jahr 1867 berichtet von einer anderen Zeit: »Schenna ist von Meran mit Maulthier in 1 Stunde zu erreichen. Im Wirtshause finden Fremde in drei Zimmern leidliche Unterkunft.« Heute ist Schenna einer der beliebtesten Ferienorte Südtirols.

Das 2800-Einwohner-Dorf wird von mehr als 160 000 Urlaubern pro Jahr aufgesucht. Kein Wunder, über 300 Sonnentage verzeichnet die Statistik. In den Gärten blüht und grünt es wie sonst nur in mediterranen Gefilden. Im Frühjahr verwandeln sich die Apfelfelder rund um Schenna in ein weißes Blütenmeer, ideal zum Wandern rund um Schenna.

Durch die blühenden Zweige glänzen die schneebedeckten Gipfel der Texelgruppe – ein faszinierender Kontrast. Auch die Adeligen wussten um diese Vorzüge. Das im 14. Jahrhundert erbaute Schloss prägt heute noch das Ortsbild von Schenna, ebenso das Mausoleum, ein roter Sandsteinbau im neugotischen Stil, das für Erzherzog Johann von Österreich errichtet wurde. Der Habsburger hatte das Schloss 1845 erworben. Bis heute wird es von seinen Nachfahren bewohnt. Eine ganz andere Welt erlebt, wer den abgeschiedenen Weiler Videgg fast 1000 Höhenmeter über Schenna besucht. Dort wird die mühevolle Arbeit der Bergbauern, die seit Jahrhunderten die steilen Hänge bewirtschaften, spürbar.

Erst seit Ende der 1980er- Jahre führt eine Straße zu den Höfen hinauf. Auch Wanderungen rund um Schenna bieten ein Kontrastprogramm: vom kurzen, luftigen Klettersteig am Felszacken des Großen Ifinger über aussichtsreiche, mit Gasthäusern gespickte Höhenwanderungen bis zum beschaulichen Schlendern auf Waalwegen.
Text: Franziska Baumann. Fotos: TV Schenna, Franziska Baumann
 
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