Touren in der Texelgruppe
Die Texelgruppe: Kleines Gebirge - große Vielfalt
© Franziska Baumann
Das Pferderer Tal wird von der Hohen Wilde dominiert
Das Pferderer Tal wird von der Hohen Wilde dominiert
Die Stille tut fast weh. Selbst der Wind scheint eine Verschnaufpause eingelegt zu haben. Wir schauen und genießen, sind sprachlos. Eine Bergdohle reißt uns aus unseren Träumereien. Frech setzt sie zum Sturzflug an und segelt knapp über unsere Köpfe hinweg. Sie hat keinen Blick für die Bergschönheiten der Texelgruppe, sondern nur für unsere Rucksäcke, in denen doch so mancher Leckerbissen verstaut sein muss. Ungeduldig sperrt sie ihren gelben Schnabel auf: »Nun hört schon auf, die Berge anzuglotzen, und packt endlich eure Brotzeit aus!«
Das kleine Gebirge nordwestlich von Meran, begrenzt vom Schnalstal im Osten und vom Passeiertal im Westen, ist eine in weiten Teilen noch unberührte Bergwelt. 1976 richtete man den »Naturpark Texelgruppe« ein. Mit 33 430 Hektar ist er der größte Naturpark Südtirols. Die Texelgruppe ist ein Gebirge der Gegensätze. Auf engstem Raum beheimatet der Naturpark die unterschiedlichsten Landschaften und Lebensräume – von submediterraner Vegetation bis zum vergletscherten Hochgebirge, von bäuerlicher Kulturlandschaft bis zu unzugänglicher Natur. Seine landschaftliche Vielfalt verdankt er einem Höhenunterschied von fast 3000 Metern innerhalb des Parkgebietes. Man erlebt sie am besten, wenn man das Texelgebirge auf dem Meraner Höhenweg umrundet (siehe Kasten). Aus dem heißen und staubtrockenen Vinschgau steigt man hinauf zu sprudelnden Bergbächen und glasklaren Gebirgsseen, aus den Weinbergen und Obstfeldern rund um Meran ins schroffe und karge Hochgebirge.
Viele Menschen dagegen nächtigen im Lager der Lodnerhütte, und wir sind deshalb etwas müde, als wir am nächsten Morgen zum Halsljoch hinaufsteigen, vorbei an den Tablander Lacken, die, noch eingebettet in Schnee, wie türkisblaue Gletscherseen wirken. In den höheren Regionen der Texelgruppe führt der Winter oft bis weit in den Juli hinein sein Regiment. Noch vor dem Joch fällt der Nebel-Vorhang. Weiße Schwaden verhüllen die Bühne mit den Darstellern aus Fels und Geröll. Als wir über die Böden der Andelsalm ins Pfelderer Tal hinauswandern, bleibt es unserer Phantasie überlassen, uns die mächtigen Flanken von Lodner und Hoher Weißer vorzustellen, die sich – jetzt unsichtbar – direkt über uns auftürmen müssten.
Hohe Wilde – alles beherrschend ragt sie im Talschluss des Pfelderer Tals empor. Ihr zu Füßen liegt auf 2875 Meter Höhe die Stettiner Hütte, die erst 1995 neu eröffnet wurde. Wanderer des Meraner Höhenweges nächtigen dort ebenso wie Mountainbiker, die über die Alpen auf dem Weg nach Süden sind. Das Pfelderer Tal begrenzt zusammen mit dem Pfossental das Texelgebirge nach Norden hin. Jahrhunderte lang fristeten die Bergbauern dort ein karges Leben, bewirtschafteten im Sommer die schwindelerregend steilen Wiesenhänge, harrten in langen, harten Wintern aus oder schmuggelten Ware über die Grenze, die über den Bergkamm oberhalb des Dorfes verläuft.
Schweren Herzens verabschieden wir uns von unserem idyllischen Rastplatz, folgen den Spuren der Pfelderer Bauern und machen uns an den langen Abstieg durch das Spronser Tal hinunter ins Pas-seiertal. Der steile Weg ist mit Steinplatten gepflastert. Wir stemmen möglichst viel unseres Körpergewichts auf unsere Teleskopstöcke. Dennoch zittern uns die Knie, als wir beim Gasthaus Tiroler Kreuz ankommen. Dankbar lassen wir uns vom Bus nach Dorf Tirol bringen…Wenige Stunden später flanieren wir in der Kurstadt Meran über die Passerpromenade. Ein lauer Sommerabend. Südliches Flair. Gerade noch waren wir mitten im Hochgebirge. Die Texelgruppe – in der Tat eine Landschaft der Gegensätze!
Texelgruppe: Gebirge mit Kontrasten
Doch wir schauen und staunen weiter. Können uns kaum satt sehen. Und wollen uns im Moment nicht satt essen – sehr zum Ärger unserer gefiederten Berggenossin. Unsere Aussichtsloge ist ein unscheinbarer Gipfel, eine graubraune Kuppe aus Geröll und Fels. Wenig spektakulär auch sein Name: Schwarzkopf. Doch das Panorama verdient fünf Sterne. Der Blick prallt auf den felsigen Wall der Dolomiten, streift den zerklüfteten Felsstock der Brenta, folgt den Schneegraten von Adamello und Presanella und bleibt an den markantesten Berggestalten der Texelgruppe hängen, dem Lodner und der Hohen Weißen mit ihren hellen Marmoreinlagerungen. Als weiße Sonderlinge ragen sie aus dem dunklen Urgestein ihrer Umgebung. Unter uns liegen die Spronser Seen wie die rund geschliffenen Scherben eines blank geputzten Spiegels, der hier irgendwann einmal zu Bruch gegangen ist. Die neun stufenförmig übereinander liegenden Seen, die größte hochalpine Seengruppe Südtirols, sind den eiszeitlichen Gletschern zu verdanken, deren Eismassen sie Zentimeter für Zentimeter ausgeschürft haben.Das kleine Gebirge nordwestlich von Meran, begrenzt vom Schnalstal im Osten und vom Passeiertal im Westen, ist eine in weiten Teilen noch unberührte Bergwelt. 1976 richtete man den »Naturpark Texelgruppe« ein. Mit 33 430 Hektar ist er der größte Naturpark Südtirols. Die Texelgruppe ist ein Gebirge der Gegensätze. Auf engstem Raum beheimatet der Naturpark die unterschiedlichsten Landschaften und Lebensräume – von submediterraner Vegetation bis zum vergletscherten Hochgebirge, von bäuerlicher Kulturlandschaft bis zu unzugänglicher Natur. Seine landschaftliche Vielfalt verdankt er einem Höhenunterschied von fast 3000 Metern innerhalb des Parkgebietes. Man erlebt sie am besten, wenn man das Texelgebirge auf dem Meraner Höhenweg umrundet (siehe Kasten). Aus dem heißen und staubtrockenen Vinschgau steigt man hinauf zu sprudelnden Bergbächen und glasklaren Gebirgsseen, aus den Weinbergen und Obstfeldern rund um Meran ins schroffe und karge Hochgebirge.
Ins Herz der Texelgruppe
Wir sind in Partschins gestartet, einem kleinen Dorf zu Füßen der wuchtigen Texelberge Tschigat und Zielspitze. Vorbei am tosenden Partschinser Wasserfall, dessen gischtende Wassermassen fast 100 Meter über die Felsen hinunterstürzen, wandern wir durch das von schroffen Bergflanken eingerahmte Zieltal, immer wieder begleitet vom Zielbach, der als ein schnaubendes und tobendes weißes Ungeheuer seinen Weg ins Tal sucht und uns unser eigenes Wort kaum verstehen lässt. An der Zielalm liegt unser Ziel, die Lodnerhütte, gleich hinter der nächsten Biegung. Weithin sichtbar leuchtet das weiß gestrichene Alpenvereinshaus aus den grünen Bergwiesen, umzingelt von dunklen Texelriesen. Sie ist die einzige Hütte im Zentrum der Texelgruppe und ein wichtiger Stützpunkt für die umliegenden Gipfel: die formschöne Pyramide des Tschigat und die Lazinser Rötelspitze, beide berühmt für ihre Aussicht, das Roteck, mit 3337 Meter der höchste Gipfel der Texelgruppe, und natürlich der Lodner. Seine Besteigung ist eine hochalpine Unternehmung, wie überhaupt die meisten Gipfel der Texelgruppe anspruchsvolle Bergziele sind. Auf viele Bergspitzen führen keine bezeichneten Wege, und manche sehen kaum jemals eine Menschenseele.Viele Menschen dagegen nächtigen im Lager der Lodnerhütte, und wir sind deshalb etwas müde, als wir am nächsten Morgen zum Halsljoch hinaufsteigen, vorbei an den Tablander Lacken, die, noch eingebettet in Schnee, wie türkisblaue Gletscherseen wirken. In den höheren Regionen der Texelgruppe führt der Winter oft bis weit in den Juli hinein sein Regiment. Noch vor dem Joch fällt der Nebel-Vorhang. Weiße Schwaden verhüllen die Bühne mit den Darstellern aus Fels und Geröll. Als wir über die Böden der Andelsalm ins Pfelderer Tal hinauswandern, bleibt es unserer Phantasie überlassen, uns die mächtigen Flanken von Lodner und Hoher Weißer vorzustellen, die sich – jetzt unsichtbar – direkt über uns auftürmen müssten.
Hohe Wilde – alles beherrschend ragt sie im Talschluss des Pfelderer Tals empor. Ihr zu Füßen liegt auf 2875 Meter Höhe die Stettiner Hütte, die erst 1995 neu eröffnet wurde. Wanderer des Meraner Höhenweges nächtigen dort ebenso wie Mountainbiker, die über die Alpen auf dem Weg nach Süden sind. Das Pfelderer Tal begrenzt zusammen mit dem Pfossental das Texelgebirge nach Norden hin. Jahrhunderte lang fristeten die Bergbauern dort ein karges Leben, bewirtschafteten im Sommer die schwindelerregend steilen Wiesenhänge, harrten in langen, harten Wintern aus oder schmuggelten Ware über die Grenze, die über den Bergkamm oberhalb des Dorfes verläuft.
Auf historischen Spuren
Wir haben dem Schwarzkopf den Rücken gekehrt und gönnen unseren heiß gelaufenen Füßen eine Etage tiefer ein eiskaltes Bad im glasklaren Bergwasser der Spronser Seen und uns einen Mittagsschlaf auf einem weichen Graspolster. Am Ufer ni-cken uns die weißen Köpfe des Wollgrases wohlwollend zu. Graue Felsbuckel ragen aus dem Wasser wie durch einen Fluch erstarrte Walrücken. Eine urzeitlich anmutende, weltabgeschiedene Landschaft. Doch immer wieder zogen Menschen durch diese Bergregion. Das Spronser Joch oberhalb der Seen ist ein uralter Übergang, der bereits in der Steinzeit genutzt wurde. Bei der Oberkaser, ebenfalls im Bereich der Spronser Seenplatte, wurden vor 7000 und vor 3000 Jahren Brandopfer dargebracht. Etwas weiter, am Pfitscher Sattel, stieß man auf Reste von Tongefäßen aus dem 12. und 11. Jahrhundert v. Chr. Außerdem entdeckte man dort mehr als 30 Schalensteine, Felsplatten mit von Menschen ausgearbeiteten, kreisrunden Vertiefungen. Ihre Bedeutung ist nach wie vor ungeklärt. Auch zur Zeit der Grafen von Schloss Tirol wurde der Übergang genutzt, um zu den Almen und Jagdgebieten im Pfelderer Tal zu gelangen. Schmugglerware wanderte über diesen Weg ins Meraner Talbecken. Und bis ins 18. Jahrhundert zogen jeden Frühsommer, sobald der Schnee getaut war, die Bewohner von Pfelders an den Spronser Seen vorbei – beladen mit einer ungewöhnlichen Last. Sie trugen ihre Toten, die sie im Laufe des Winters zu beklagen hatten, zum Friedhof von St. Peter bei Dorf Tirol, zu dessen Pfarrei ihr Weiler damals gehörte. Was musste das für eine seltsame Prozession gewesen sein, die durch das lang gestreckte Faltschnaltal zum Spronser Joch hinauf und durch das Spronsertal hinaus wanderte – knapp 1000 Höhenmeter bergauf und jenseits wieder 2000 Höhenmeter hinab.Schweren Herzens verabschieden wir uns von unserem idyllischen Rastplatz, folgen den Spuren der Pfelderer Bauern und machen uns an den langen Abstieg durch das Spronser Tal hinunter ins Pas-seiertal. Der steile Weg ist mit Steinplatten gepflastert. Wir stemmen möglichst viel unseres Körpergewichts auf unsere Teleskopstöcke. Dennoch zittern uns die Knie, als wir beim Gasthaus Tiroler Kreuz ankommen. Dankbar lassen wir uns vom Bus nach Dorf Tirol bringen…Wenige Stunden später flanieren wir in der Kurstadt Meran über die Passerpromenade. Ein lauer Sommerabend. Südliches Flair. Gerade noch waren wir mitten im Hochgebirge. Die Texelgruppe – in der Tat eine Landschaft der Gegensätze!
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