Stephan Siegrist kombiniert Klettern mit Basejumpen
Eiger-Nordwand »Magic Mushroom«
© Thomas Senf
Ein Traum wird war! Stephan Siegrist springt vom Pilz in der Eiger-Nordwand
Ein Traum wird war! Stephan Siegrist springt vom Pilz in der Eiger-Nordwand
Frlfrlfrlfrl« – das Geräusch, das sich als Echo in der vier Kilometer breiten konkaven Nordwand des Eigers, verhundertfacht, fährt mir durch Mark und Bein. Ein Mensch stürzt in freiem Fall nicht weit von uns entfernt in die Tiefe! Dann »Raaaatsch« – ein bunter Fallschirm öffnet sich, und der Basejumper segelt von der Wand weg ins Tal von Grindelwald. Zusammen mit Dani Anker hänge ich in unserer Route »las vida es silbar«, die erste Kletterführe, die direkt durch die Rote Fluh in der Eiger-Nordwand führt – überhängend und unheimlich luftig. Dani und ich kontrollieren immer wieder sorgfältig, ob wir uns auch wirklich richtig gesichert haben – kein Wunder bei dieser extremen Ausgesetztheit in der Wand der Roten Fluh! Und nicht weit entfernt von uns stürzen sich Menschen bewusst in die Tiefe und erleben dabei wohl verdammt gute Augenblicke.
Dann »drei – zwei – eins – GO!«. Der starke Abstoß aus den Beinen bringt dich in eine gute Position im erst einmal anströmungsfreien Raum – es ist wie bei einem Dynamo beim Klettern im »toten Punkt«: Du fühlst dich schwerelos. Dann, nach drei, vier Sekunden, kommt das, was wir in der Nordwand als »Frlfrlfrlfrl« gehört haben. Die Geschwindigkeit nimmt zu, die Luft bietet dir Widerstand. Nun kannst du den Körper fliegen lassen und die optimale »Tracking Position« einnehmen, um dadurch Abstand zur Felswand zu bekommen. Denn genau diese Felswand, die dir die Möglichkeit bietet abzuspringen, kann dein Todfeind werden. Dann nämlich, wenn deine Schultern beim Ziehen des Schirms nicht parallel liegen und sich der Fallschirm beim Öffnen um 180 Grad dreht und Richtung Felswand fliegt.
Genau ein Jahr nach meinem ersten Sprung stehe ich auf dem »Pilz« am Eiger. Dieses Mal habe ich beides dabei, einen Klettergurt und einen Fallschirm. Gestern früh sind wir in die Nordwand eingestiegen, in die Route »Magic Mushroom«. Die 22 Seillängen wurden 2007 von Roger Schäli und Christoph Hainz erstbegangen – aber die Beiden konnten nicht alle Seillängen rotpunkt (= frei und ohne die Sicherungshaken zu belasten) klettern. Auch im Jahr darauf scheiterten sie mit ihren Freikletter-Versuchen.
Luft – hautnah erlebt
Es beeindruckte mich ungemein, wie diese Basejumper ihren freien Flug durch die Luft kontrollieren können – damals vor zehn Jahren waren es nur einige wenige, die diesen Sprung vom »Pilz« wagten, einem überhängenden Felsturm am Ausstieg des Genferpfeilers an der Eiger-Nordwand. Der Gedanke faszinierte mich: einmal nach einer Nordwand-Durchsteigung mit einem Schirm am Rücken in die Tiefe der Nordwand abtauchen. Es wurde zum Traum, der sich in meinem Kopf einnistete. Doch »basejumping« war ein Tabu für mich. Xavier Bongard, ein guter Freund und einer meiner Bergsteigermentoren, war 1994 bei einem Basejump im Lauterbrunnental tödlich verunglückt. Ich werde nie vergessen, mit welcher Euphorie Xavier mir immer wieder vom Basejumpen erzählt hat. Aber nach seinem Unfall war mir klar – auch wenn mich der Gedanke, das Element Luft hautnah zu erleben, faszinierte: »Von einem Felsen zu springen, das lässt du bleiben!«100 Prozent Konzentration
Es ist genau ein Jahr her, seit ich auf dem Gipfel des Monte Brento in Arco stand. Eigentlich nichts Außergewöhnliches – hatte ich doch in den letzten Jahren das Glück, auf einer ganzen Menge von Berggipfeln stehen zu dürfen. Doch dieses Mal hatte ich, im Gegensatz zu sonst, den leichtesten Weg auf einen Berg gewählt. Dafür trug ich aber kein Seil und keinen Gurt, sondern hatte meinen Baseschirm dabei. Mein erster Sprung von einem festen Objekt verlief reibungslos. Nun konnte ich nachfühlen, warum Xaviers Augen immer so vor Begeisterung glänzten, wenn er vom Basjumpen erzählte! Du stehst am Abbruch einer riesigen Felswand, deine Konzentration ist hundertprozentig, dein Pulsschlag nimmt zu.Dann »drei – zwei – eins – GO!«. Der starke Abstoß aus den Beinen bringt dich in eine gute Position im erst einmal anströmungsfreien Raum – es ist wie bei einem Dynamo beim Klettern im »toten Punkt«: Du fühlst dich schwerelos. Dann, nach drei, vier Sekunden, kommt das, was wir in der Nordwand als »Frlfrlfrlfrl« gehört haben. Die Geschwindigkeit nimmt zu, die Luft bietet dir Widerstand. Nun kannst du den Körper fliegen lassen und die optimale »Tracking Position« einnehmen, um dadurch Abstand zur Felswand zu bekommen. Denn genau diese Felswand, die dir die Möglichkeit bietet abzuspringen, kann dein Todfeind werden. Dann nämlich, wenn deine Schultern beim Ziehen des Schirms nicht parallel liegen und sich der Fallschirm beim Öffnen um 180 Grad dreht und Richtung Felswand fliegt.
Genau ein Jahr nach meinem ersten Sprung stehe ich auf dem »Pilz« am Eiger. Dieses Mal habe ich beides dabei, einen Klettergurt und einen Fallschirm. Gestern früh sind wir in die Nordwand eingestiegen, in die Route »Magic Mushroom«. Die 22 Seillängen wurden 2007 von Roger Schäli und Christoph Hainz erstbegangen – aber die Beiden konnten nicht alle Seillängen rotpunkt (= frei und ohne die Sicherungshaken zu belasten) klettern. Auch im Jahr darauf scheiterten sie mit ihren Freikletter-Versuchen.
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