Bergrettung im Trentino: Nachts kein Einsatz wegen Bären und Wölfen | BERGSTEIGER Magazin
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Bergrettung im Trentino: Nachts kein Einsatz wegen Bären und Wölfen

Sicherheitsbedenken aufgrund von Bären- und Wolfsangriffen führen zu einer bedeutenden Änderung in der Bergrettung im norditalienischen Trentino. Die neue Regelung, die nächtliche Rettungseinsätze in Gebieten mit diesen Raubtieren einschränkt, hat weitreichende Auswirkungen auf die Sicherheit und das Verhalten von Wanderern und Einheimischen. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe dieser Entscheidung, die jüngsten Vorfälle, die zu dieser Maßnahme geführt haben, und die Auswirkungen auf die lokale Gemeinschaft.
 
Bärenattacke in Trentino Bergrettung © Antonioguillem
Aufgrund von Wildtieren in der Trentino Region finden aktuell keine Rettungsaktionen mehr bei Nacht statt.

Neue Sicherheitsrichtlinien: Bergrettung im Trentino schränkt nächtliche Einsätze ein

In der norditalienischen Provinz Trentino hat die Bergrettung neue Sicherheitsrichtlinien eingeführt, die nächtliche Einsätze in Gebieten mit Bären und Wölfen einschränken. Diese Maßnahme wurde aufgrund der zunehmenden Anzahl von Bären- und Wolfsangriffen in der Region ergriffen.

Die Trentiner Bergrettung hat beschlossen, wegen des hohen Risikos eines Raubtierüberfalles keine nächtlichen Einsätze mehr durchzuführen. Wer sich also in der Dunkelheit verirrt oder verunglückt, ist nicht nur der Witterung schutzlos ausgesetzt, sondern auch Bären und Wölfen. Die neuen Regeln besagen, dass die Bergretter in den Gebieten, wo es Bären und Wölfe gibt, nicht mehr zu nächtlichen Einsätzen ausrücken, da es für sie zu gefährlich sei. Der Einsatzstopp gilt ab der Abenddämmerung und damit zwischen 17 und 19 Uhr und gilt bis in die frühen Morgenstunden von 4 bis 5 Uhr.

Hintergrund: Tödliche Bären- und Wolfsangriffe führen zu Änderungen in der Bergrettung

Die Entscheidung folgt auf eine Reihe von Vorfällen, darunter der tödliche Angriff eines Bären auf den Jogger Andrea Papi im April dieses Jahres und der Überfall auf einen Spaziergänger im März, bei dem der Mann schwer verletzt wurde. Im Juni 2020 rettete ein Mann seinem Sohn das Leben, der von einem Bären attackiert wurde.

Die neue Vorschrift ist offiziell noch nicht in Kraft, wird aber in der Praxis bereits angewandt, berichtet Raffaele De Col, oberster Zivilschützer der Provinz Trentino. Die Regel gilt bereits, sie werde schon seit einigen Tagen angewandt.

Im Trentino wird derzeit von einer Bärenpopulation von 120 Tieren ausgegangen, die sich westlich der Etsch zwischen Stilfser Joch und dem nördlichen Gardaseegebiet konzentriert, besonders im Val die Sole und am Monte Peller. Der Provinzpräsident des Trentino, Maurizio Fugatti, will die Zahl der Bären im Trentino durch Umsiedlung oder Abschuss auf 50 Tiere reduzieren.

Auswirkungen der neuen Regelung: Suche nach vermissten Rentner abgebrochen

Die neue Regelung hat bereits Auswirkungen auf Rettungseinsätze. So wurde die Suche nach einem vermissten Rentner (85) abgebrochen, der vorige Woche aus einem Pflegeheim im Val di Sole verschwunden ist, nach Einbruch der Dunkelheit abgebrochen. Die Suchhunde hatten nervös reagiert.

Die Entscheidung, nächtliche Rettungseinsätze einzuschränken, hat in der Region für Aufsehen gesorgt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt und welche Auswirkungen dies auf die Sicherheit der Menschen in der Region haben wird.

Bereits 2020 kam es zu einem Bärenangriff in den Dolomiten auf zwei Wanderer.