Michael Pause im Porträt
Nach 40 Jahren Bergjournalismus verabschiedet sich Michael Pause in den Ruhestand.
Kleinseeham, ein kleiner, idyllischer Weiler im bayerischen Alpenvorland. Die Tenne des liebevoll renovierten Bauernhauses ist einer der Lieblingsspielplätze der Pause-Enkel. Hier dürfen sie mit »Micki-Nonno«, wie Michael Pause von seinen inzwischen fünf Enkelkindern genannt wird, an der eingebauten Kletterwand rumkraxeln und rumtoben. Und lernen ganz nebenbei vom Großvater das erste Einmaleins des Klettersports.
Michael Pause (65) ist ein Familienmensch. Der Sohn von Walter Pause, einem alpinen Bestseller-Autor der 1960er und -70er Jahre, ist selbst mit fünf Geschwistern auf dem Land bei Icking im Isartal aufgewachsen. In einem Haus, in dem viel los war und wo die Leidenschaft zum Bergsport logischerweise immer eine große Rolle gespielt hat. »Meine Eltern haben das sehr gut hinbekommen, uns ihre Bergbegeisterung mit auf den Weg zu geben. Wir hatten immer viele Freunde am Berg dabei und schöne Familienrituale.« Rituale, die auch er mit seinen eigenen Kindern Simon und Lisa weitergelebt hat. Die beiden haben – wie er selbst damals mit seinen Eltern – an den Ruchenköpfen das Klettern von ihm gelernt. Jetzt kann Michael Pause es kaum erwarten, bald mit seinen Enkeln dorthin aufzubrechen. Oder mit ihnen in Zukunft oft zum Skifahren gehen zu können, der eigentlichen sportlichen Leidenschaft des früheren alpinen Skirennfahrers.
Beim Bergfilmfestival Tegernsee bleibt Michael Pause weiterhin aktiv. Foto: Thomas Plettenberg
Darauf freut sich Michael Pause: mehr Zeit für die Enkelkinder oder auch für seine persönlichen Passionen wie Skifahren, Klettern oder auch für ein Bienenhaus, das er sich anschaffen will. Am 22. April moderiert er zum letzten Mal Bergauf-Bergab, im Juni verabschiedet er sich offiziell beim Bayerischen Fernsehen in den Ruhestand und ist dann »endlich wieder frei«. Bis 1998 war er nämlich Freiberufler, was ihm ausgesprochen gut gefallen hat. »Hier erlebt man die Freiheit, die man in den Bergen erlebt, auch im Beruf. Man muss allerdings sehr viel arbeiten. Aber das hat mich nie gestört. Vom Herzen her war ich immer Freiberufler.«
Freimann statt Washington
Frei von jeglicher Ahnung, was das Filmemachen betraf, fühlte sich Michael Pause vor genau 40 Jahren, als er seinen ersten Beitrag für Bergauf-Bergab machen durfte. Er hat schnell gelernt und ist hängengeblieben im Alpinjournalismus, obwohl er eigentlich ganz andere Pläne hatte. Er studierte damals Politik- und Kommunikationswissenschaften, absolvierte die Deutsche Journalistenschule in München und träumte seit einem Schüleraustausch in den USA schon immer davon, Auslandskorrespondent für die Süddeutsche Zeitung in Washington zu werden. Aus Washington wurde Freimann mit Außenstelle Alpen, wo Hermann Magerer den bergsportbegeisterten, journalistischen Freigeist mit dem interessanten familiären Hintergrund gerne unter seine Fittiche nahm. Vom Erfinder von Bergauf-Bergab habe er viel gelernt, sagt Pause mit hoher Wertschätzung.
Beim Rückblick auf sein vielschichtiges Berufsleben im Fernsehen, als Buchautor und Chefredakteur der Zeitschrift Berge sagt Michael Pause, dass er immer stark davon profitiert habe, was er von seinem Elternhaus mitbekommen hatte. »Ich habe dort viel über Ästhetik gelernt. Auch, dass Sorgfalt, Präzision, gute Recherche und Teamarbeit extrem wichtig sind.« Qualitätsansprüche, die für ihn ebenso wie Authentizität, Wahrhaftigkeit und Kompetenz sein ganzes Berufsleben lang Wertmaßstäbe guter journalistischer Arbeit waren – und die auch immer für die Sendung Bergauf-Bergab gegolten haben, die Michael Pause 1998 von Hermann Magerer übernommen hat. »Was Hermann Magerer sich damals ausgedacht hat, eine echte ›Sendung von Bergsteigern für Bergsteiger‹ zu machen, war und ist gut. Das sollte weiter bewahrt werden. Trotz des Wandels des Bergsteigens und der Medienlandschaft, trotz der stärkeren Kommerzialisierung des Sports.«
Sturm in Patagonien: Eigentlich lässt sich Michael Pause ungern verbiegen.
Begegnung mit Hillary
Michael Pause hat viel erlebt in seinem beruflichen Leben, dabei viele interessante Menschen kennengelernt. Gerne erinnert er sich an seine Begegnungen mit Edmund Hillary. »Das war schon etwas ganz Besonderes für mich. Auch der Ort, wo ich ihn kennenlernen durfte: in Tengpoche mit Blick auf Everest und Ama Dablam. Er war ein offener und herzlicher Mensch, und wie er seinen Erfolg am Mount Everest in ein riesiges humanitäres Hilfsprojekt für die Sherpas und die Menschen in Nepal verwandelt hat, das hat mich tief berührt.«
Genauso gern erinnert er sich an viele Begegnungen mit »ganz normalen Bergmenschen« – mit unterschiedlichsten Leuten, die alle die Leidenschaft für die Berge verband: Spitzenkletterer wie Wanderer, Junge und Alte, Männer und Frauen. »Der Promifaktor spielte bei der Suche nach den glaubhaften Typen keine Rolle.« Und welche alpine Leistung hat ihn am meisten fasziniert? »Wenn man so lange dabei ist und das Ganze verfolgt, dann ist eher die ganze Entwicklung sehr faszinierend. Wenn Leute wie die Huber-Buam, Robert Jasper, Hansjörg Auer, David Lama oder Alex Honnold die extreme Kletterei von den Klettergärten in große Wände und Höhen tragen, dann ist das unglaublich beeindruckend – auch wenn die meisten Menschen das nicht begreifen können und für reinen Wahnsinn halten«, meint Pause.
Als künstlerischer Leiter des Bergfilm-Festivals am Tegernsee wird er weiterhin präsent sein, die breite Öffentlichkeit am Bildschirm ist aber jetzt passé. Zufrieden ist er, wenn er seinen Zuschauern ein wenig von dem Gefühl mit auf den Weg geben konnte, was er selbst immer wieder in den Bergen erlebt: »Diese Freiheit, die du am Berg spürst und auch diesen faszinierenden Wechsel der Perspektive. Am Berg hat man einfach immer wieder einen völlig anderen Horizont, der einen weiterbringt. Fernsehen – aber von Gipfeln aus, das verschafft immer Freude!«