Black Yak aus Korea im Profil | BERGSTEIGER Magazin
Die Sache mit dem Yak

Black Yak aus Korea im Profil

Fast wäre der Eintritt von Black Yak in den europäischen Markt zu Ende gewesen, bevor er überhaupt richtig begonnen hatte. Auf der ISPO 2012 waren die Reaktionen auf den koreanischen Hersteller verhalten. Doch man dachte nicht daran, die Expansionspläne ad acta zu legen. Yaks sind schließlich zäh. Und Firmengründer Tae Sun Kang weiß, dass es manchmal mehrerer Anläufe bedarf.

 
Auf Expedition bewährt: Jost Kobusch in Black Yak Montur am Nangpai Gosum II © Black Yak
Auf Expedition bewährt: Jost Kobusch in Black Yak Montur am Nangpai Gosum II

Anfang der 70er Jahre bricht  der südkoreanische Geschäftsmann Tae Sun Kang in den Himalaya auf, um sich endlich seinen großen Traum zu erfüllen und einen 8000er zu besteigen: den Cho Oyu. Einen ersten Versuch hatte er einige Jahre zuvor bereits im Basecamp abgebrochen, als ihm die lebensbedrohliche Kläglichkeit seiner Ausrüstung bewusst wurde. Besser ausgestattet und hoch motiviert startet Tae Sun Kang, mittlerweile Besitzer eines Sportgeschäfts in Seoul, allein vom Basecamp in Richtung Lager 1, wird allerdings von einem plötzlichen Wetterumschwung überrascht. Nebel, Schneesturm, Orientierungslosigkeit und Abwarten als einzige Möglichkeit. Schon halb erfroren und ziemlich verzweifelt sieht er irgendwann einen kleinen schwarzen Punkt, der sich langsam bergab bewegt. Kang folgt ihm intuitiv. Es ist ein schwarzes Yak auf dem Weg ins Basecamp. Tae Sun Kang ist gerettet und beschließt, eine eigene Sportbekleidungsfirma zu gründen. Der Name: Black Yak.

Gut 40 Jahre später ist Black Yak Marktführer in Südkorea. 339 Filialen hat das Unternehmen dort, 205 weitere in China und auch in Europa und Nordamerika läuft es inzwischen. Was hat Black Yak seit dem Flop auf der ISPO verändert? »Schnell war klar, dass der europäische Markt anders tickt«, sagt Maximilian Nortz, Managing Director für den globalen Markt. »Dass wir eine eigene europäische Kollektion, angepasst an  hiesigen Geschmack und die Körpermaße, brauchen. Und ein eigenes Team hier in Europa.« Der erste Mitarbeiter der Niederlassung Black Yak Co. Ltd. mit Sitz in München war Maximilian Nortz, 2014 stellte man ihn ein. Zwei Jahre später ging Black Yak mit der ersten Kollektion auf den Markt und räumte bei der ISPO gleich elf Awards ab. Auch bei den Kunden kommt die Marke an, der Umsatz steigt jährlich um 100 bis 150 Prozent. Mittlerweile hat Black Yak 136 Verkaufsstellen in 16 europäischen Ländern. Das freut den Manager, aber er ist vorsichtig. »Wir wollen nicht Wachstum um jeden Preis, sondern gesund wachsen.« Wie das in einem eigentlich schon komplett gesättigten Markt gehen soll? »Es kommt eben darauf an, mit Innovationen zu überzeugen, mit guten Ideen«, sagt Nortz. 


Geschäftsführer Tae Sun Kang auf der ISPO 2018 in München

Innovation aus der Schweiz

Gute Ideen kommen nicht von irgendwo. Bei Black Yak kommen sie aus Adliswil, einer Kleinstadt bei Zürich. Dort sitzt DNS, »Development Never Stops«, eine Firma für Produktentwicklung. In enger Zusammenarbeit mit den Black-Yak-Athleten wird hier an hochtechnischen Jacken, Hosen und Expeditionsanzügen getüftelt. Im Atelier stehen ein Dutzend verschiedener Maschinen, die nicht nur nähen, sondern auch Nähte verschweißen oder verkleben können und teils so viel kosten wie ein Kleinwagen. »Am Anfang fragen wir immer: Was muss das Produkt können?«, erklärt Marcel Geser, Mitbegründer von DNS. Dementsprechend werden die Materialien ausgewählt und ein Schnittmuster angefertigt. Sollte es keinen Stoff geben, der die Anforderungen erfüllt, entwickeln Geser und sein Team selbst einen. Zum Beispiel einen, der sehr leicht, aber trotzdem stabil und abriebfest ist. »Wenn dir auf Expedition die Daunenjacke aufreißt, bist du geliefert. Andererseits zählt in der Höhe jedes Gramm«, weiß Marcel Geser. Der neue Stoff war nur unwesentlich schwerer als das bislang leichteste Material auf dem Markt. Durch eine ausgeklügelte Konstruktion konnte weiteres Gewicht eingespart werden. Den ersten Prototyp dieser Jacke musste der Chef allerdings selbst nähen, weil alle Mitarbeiter sagten: »Das geht nicht.« Von unten nach oben setzte er eine Daunenkammer an die nächste. Unterbrochen von etlichen Gängen zu einem speziellen Glasschrank, in dem die Daunen eingefüllt werden. 

Ob neuestes Computerprogramm oder Knopfloch-Nähmaschine aus den 70ern: Auf das Ergebnis kommt es an!

Bis zu 80 Stunden sitzen die Schneider bei DNS an einem Expeditionsanzug. Für eine Jacke brauchen sie etwa die Hälfte. Meist bleibt es nicht bei einem Prototyp. Das Prozedere wiederholt sich, bis Entwickler und Athleten zufrieden sind.Für den regulären Handel werden die Produkte allerdings in abgespeckter Version produziert. Sie wären sonst schlicht nicht bezahlbar. Auch so rangieren die Black Yak-Stücke im oberen Preissegment, denn selbst nachdem einige Extras weggelassen wurden, bleibt die Bekleidung  von Black Yak extrem technisch und hochwertig. Obwohl sie in China gefertigt wird. Oder gerade deswegen. Denn Black Yak lässt bei KTC nähen. Einer Textilfirma in der südchinesischen Industrieprovinz Guangdong, die gut ausgebildete Angestellte zu fairen Löhnen beschäftigt und über modernste Maschinen verfügt. 

Bester Freund des Bergsteigers

Bevor eine genaue Anleitung zu KTC nach China geschickt wird, müssen noch die Designer in München ran. Sie passen die Schnitte vom Athletenkörper an den des Normalbergsteigers an, versetzen Nähte und Taschen, feilen an der Optik. »Schnitte und Farben müssen gut aussehen, denn der Konsument soll unsere Produkte nicht nur am Berg, sondern auch in der Stadt tragen können«, erklärt Designer David Randall. Black Yak setzt daher auf unauffällige, tonale Logos und satte, eher gedeckte Farben. »Bei der Farbwahl lassen wir uns vom Himalaya inspirieren, zum Beispiel von den Gewürzen«, sagt David. »Und wo es geht, arbeiten wir das Yak ins Design mit ein.« So ergeben Nähte und verschiedene Stoffarten auf den Jackenvorderseiten einen Kopf samt Hörnern, am Rücken lässt sich mit etwas Fantasie ein Yak-Hinterteil erkennen. 

Neben dem Yak-Motiv zieht sich ein Gedanke durch die Kollektionen: »Wir wollen die Bergsteiger bei ihren Projekten unterstützen. Wie die bei Expeditionen unverzichtbaren Yaks möchten wir ihnen helfen, auf den Gipfel zu kommen«, sagt Nortz. »Und wieder heil herunter.«


 

Franziska Haack
Fotos: 
Black Yak
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 05/2018. Jetzt abonnieren!