Im Interview: Edurne Pasabán

Mitte Mai hat die Spanierin Edurne Pasabán als erste Europäerin alle 14 Achttausender bezwungen. Sie spricht über das Wettrennen auf die Acht-
tausender, ihr Verhältnis zu der österreichischen Bergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner und eine
von Männern dominierte Bergsportszene.
Text: M. Meyer

 
BERGSTEIGER: Frau Pasabán, Sie sind die erste Europäerin, die alle 14 Achttausender bestiegen hat. Sind Sie nun die beste Bergsteigerin Europas oder gar der Welt?
Pasabán: Das glaube ich nicht. Es gibt viel bessere Alpinistinnen als mich, allen voran die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner, die mich technisch ohne Zweifel übertrifft. Dennoch bin ich eine Person, die beim Bergsteigen erreicht, was sie sich vornimmt.

BERGSTEIGER: Sie sind die erste Europäerin, aber angeblich nicht die erste Frau auf allen Achttausendern. Die Südkoreanerin Oh Eun Sun hat Ihnen diesen Titel nur drei Wochen vor Ihrem Rekord streitig gemacht. Ärgert Sie das?
Pasabán: Ehrlich gesagt, nein. Ich habe aber den Fehler gemacht, öffentlich zu erklären, dass mir Sherpas gesagt hätten, Sun habe 2009 gar nicht den Gipfel des Kangchendzönga erreicht. Nun denken alle, ich wäre verbittert, nur Zweite geworden zu sein.

BERGSTEIGER: Mit Blick auf Sponsorenverträge wäre es mit Sicherheit wichtig gewesen.
Pasabán: Meine Sponsoren setzen auf ein Werte-Image wie meinen Kampfgeist, meine Lebensphilosophie. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn ich die erste Frau auf allen Achttausender wäre.

BERGSTEIGER: Warum haben Sie und auch viele andere Experten dann Zweifel darüber geäußert, dass Frau Sun alle Achttausender bestiegen hat?
Pasabán: Zweifel, die allerdings nicht ich gestreut habe, sondern die schon seit längerem bestehen. Selbst die südkoreanische Bergsteigervereinigung hat ihr bisher nicht alle 14 Achttausender anerkannt. Im Himalaya-Alpinismus haben wir das Problem, dass es keine Institution gibt, die verifiziert, wer wirklich den Gipfel erreicht hat. Es scheint nun so, dass Sun bei einigen Achttausendern Beweise und Fotos präsentiert hat, die Zweifel aufkommen lassen, ob sie tatsächlich oben war. 
Im Interview: Edurne Pasabán
 
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