Hardshells richtig pflegen | BERGSTEIGER Magazin
Im Schongang

Hardshells richtig pflegen

Funktionsbekleidung soll vor Wind und Wetter schützen und guten Klimakomfort bieten. Damit Hardshell-Jacken und Co. das aber auch langfristig leisten können, sollte man sie waschen, trocknen und imprägnieren. Und das vor allem richtig und regelmäßig.
 
Funktionierende Hardshells lassen den Regen abperlen. © Gore-Tex
Funktionierende Hardshells lassen den Regen abperlen.
Feuchtnasser Schnee von oben beim anstrengenden Gipfelaufstieg. Feucht fühlt es sich inzwischen auch auf der Haut an. Die Atmungsaktivität der Jacke, die den Schweiß nach außen transportieren soll, war schon mal besser. Der Oberstoff saugt sich allmählich ebenfalls voll und lässt jetzt zudem von außen ein Nässegefühl entstehen. Wohlfühlklima ist was anderes, zumal jetzt noch ein kalter Wind über den Kamm bläst. Ok, die Jacke ist nicht mehr neu, aber sollte eigentlich schon noch funktionieren. Wie war das mit dem Versprechen von Gore-Tex »Guaranteed to keep you dry«?

»Original Gore-Tex-Produkte sind garantiert dauerhaft wasserdicht, dazu winddicht und atmungsaktiv«, bestätigt Chris Eisenmann, Fachmann für Bekleidungstechnologien beim Funktionsspezialisten Gore. »Bekleidung muss aber auch richtig gepflegt werden, um nach vielfachem Gebrauch noch entsprechend gut zu funktionieren. Durch regelmäßige, sorgsame Pflege verlängert sich auch die Lebensdauer der Funktionsbekleidung nachweislich.« Wer seine Kleidung dadurch länger tragen kann, handelt folglich auch nachhaltig. Gute Gründe, sich mit dem Thema Pflege einmal intensiver zu beschäftigen.

Regelmäßig waschen

Die immer noch häufig verbreitete Meinung, dass man Funktionsbekleidung mit Gore-Tex & Co. so selten wie möglich waschen sollte, ist falsch. Im Gegenteil: Schweiß und Schmutz verschlechtern die Atmungs-aktivität und Hautfette können die Lebensdauer der Naht-Tapes oder des Laminats verkürzen. Guten Laminaten bzw. Beschichtungen machen viele Waschvorgänge nichts aus. Wie oft eine Wäsche notwendig ist, hängt von der Häufigkeit des Gebrauchs und dem Verschmutzungsgrad ab. Ein Bergführer, der seine Jacke intensiv und täglich nutzt, darf sie ruhig einmal pro Woche waschen. Vor der Wäsche sollte man aber grundsätzlich die Pflegehinweise des Herstellers beachten, denn nicht jedes Laminat macht alles mit. Bekleidung aus Gore-Tex Shakedry darf beispielsweise nicht chemisch gereinigt, im Wäschetrockner getrocknet oder gebügelt werden.
Chris Eisenmann vom Funktionsspezialisten Gore-Tex; Foto: W.L. Gore

Empfohlen wird, vor dem Waschen der Bekleidung alle Reißverschlüsse, Abdeckleisten und Bänder vollständig zu schließen. Oberbekleidung kann grundsätzlich bei 40 Grad im Schonwaschgang (pflegeleicht) unter Zugabe einer kleinen Menge Flüssigwaschmittel gewaschen werden. »Ein häufiger Fehler ist, mit zu viel Waschmittel zu waschen. Viel hilft in diesem Fall nicht viel. Denn es führt dazu, dass Waschmittelrückstände im Gewebe bleiben. Ein Waschmittel macht aber genau das Gegenteil eines Imprägnier-Mittels: Es wirkt als Benetzungsmittel und zieht das Wasser an. Waschmittelrückstände müssen deshalb nach der Jackenwäsche so weit wie möglich wieder entfernt werden. Deswegen sollte möglichst zweimal nachgespült werden«, empfiehlt der Gore-Funktionsspezialist.

Spezielle Waschmittel für Funktionsbekleidung sind nicht erforderlich. »Das haben wir zumindest in Untersuchungen mit Gore-Tex-Bekleidung herausgefunden. Diese haben im Vergleich mit konventionellen Feinwaschmitteln nicht besser oder schlechter abgeschnitten. Ich kann freilich nicht für andere Funktionsmaterialien sprechen. Was wir aber gesehen haben: Herkömmliches Pulver-Waschmittel kann über mehrere Anwendungen die Atmungsaktivität von Gore-Tex-Bekleidung reduzieren. Dies ist bei Flüssigwaschmittel nicht der Fall, weswegen man besser Flüssigwaschmittel verwendet. Die sollten aber keine Weichspüler, Fleckenentferner oder Bleichmittel enthalten«, sagt Chris Eisenmann.

Wärmebehandlung ist wichtig

Oberbekleidung kann sich nass und klamm anfühlen, als wäre sie undicht. Bei nicht beschädigter Gore-Tex-Bekleidung ist sie das aber laut Hersteller garantiert nicht. Dieses subjektive, sehr unangenehme Nässegefühl entsteht, wenn die Imprägnierung des über der Membrane liegenden Obermaterials nicht mehr richtig funktioniert und Feuchtigkeit aufnimmt. Schuld ist hier meist die fehlende Wärmebehandlung nach dem Trocknen der Bekleidung. Diese Behandlung ist unbedingt notwendig, um die wasserabweisenden Eigenschaften der Imprägnierung nach dem Waschen wieder aufzufrischen. Die Wärmebehandlung kann im Trockner erfolgen (20 Minuten bei niedriger Stufe) oder mit dem Bügeleisen bei niedriger Stufe. Sollte die Bekleidung noch sauber, aber die Imprägnierung nicht mehr gut sein, kann die Wärmebehandlung übrigens auch ohne vorheriges Waschen auf der trockenen Bekleidung durchgeführt werden.


Viel getragene Funktionsbekleidung sollte auch regelmäßig gewaschen werden. Foto: Valentiin Rapp

Einsprühen oder einwaschen?

Die Original-Imprägnierung kann mehrere Male mit Hitze reaktiviert werden. Perlen Regen und Schnee trotzdem nicht mehr richtig ab, muss nachimprägniert werden. Besser einwaschen oder einsprühen? »Beides ist möglich und wirkt ähnlich gut. Ein Vorteil von Sprühen ist, dass diese Mittel lokal angewendet werden können, wenn z. B. nur der Oberstoff in der Schulter saugt. Ein häufig verwendetes Argument gegen Einwaschmittel ist, dass die Imprägnierung ja so auch auf die Innenseite geht und das unerwünscht sei. Das trifft aber nur zu, wenn das Innenfutter große Hautflächen berührt. Dann könnte sich das Innenfutter beim Schwitzen etwas klebrig anfühlen.«

Erfreulich ist die qualitative wie nachhaltige Entwicklung bei den Imprägniermitteln. Umweltverträglichere Produkte ohne schädliche Fluorwirkstoffe, wie sie beispielsweise von Nikwax oder Fibertec angeboten werden, kommen in puncto Wasserabweisung den fluorhaltigen Produkten inzwischen leistungsmäßig sehr nahe. »Im Labor gemessen (mit Spray rate), sind die Produkte kaum zu unterscheiden. Bei der Nutzung im Feld haben wir jedoch schon noch Unterschiede gesehen. Deswegen müssen diese Pflegeprodukte derzeit für maximale Funktion noch öfter aufgetragen werden«, sagt der Gore-Spezialist. Wichtigstes Kriterium in Sachen ökologischer Fußabdruck ist die Langlebigkeit eines Produktes. Damit Outdoor-Bekleidung möglichst lange genutzt werden kann und auch dauerhaft funktioniert: Pflegen Sie sie!
 

So geht's

Die wichtigsten Tipps zum Waschen und Imprägnieren von Funktionsbekleidung im Überblick

  •  Waschen und imprägnieren Sie Ihre Funktionsbekleidung regelmäßig.
  • Das Pflegeetikett der Bekleidung beachten
  • Wenden Sie das Kleidungsstück nicht auf links. Alle Zips, Bänder und Abdeckleisten schließen
  • Waschen: Falls nicht anders angegeben, die Membran-Bekleidung in der Waschmaschine mit Flüssigwaschmittel und Schonwaschgang bei 40° Celsius waschen und gründlich klarspülen
  • Niemals Weichspüler oder Chlorbleiche für Funktionsbekleidung verwenden!
  • Bekleidung mit Membranen oder Beschichtungen bei maximal 400 bis 600 Umdrehungen schleudern
  • Trocknen: Gewaschene Bekleidung am besten auf der Leine trocknen. Danach das trockene Bekleidungsteil bei warmer Temperatur (60° C) rund 20 Minuten im Trockner (Symbol mit einem Punkt) behandeln. Die Wärme aktiviert den Imprägnierschutz und erneuert so den wasserabweisenden Effekt. Wer keinen Wäschetrockner hat, kann das trockene Kleidungsstück auch bei niedriger Temperatur (ohne Dampf) bügeln, um die Imprägnierung zu reaktivieren. Dazu ein Tuch zwischen Kleidungsstück und Bügeleisen legen
  • Imprägnierung auffrischen: Nach der Wäsche kann die Original-Imprägnierung mehrere Male mit Hitze reaktiviert werden. Perlen Regen und Schnee trotzdem nicht mehr richtig ab, muss nachimprägniert werden. Am besten mit einem silikon- wie fluorfreien Imprägnierspray oder entsprechenden Wash-In-Imprägnierung. Alle Nachimprägniermittel funktionieren besser, wenn man die Bekleidung nach dem Auftragen ebenfalls mit Hitze (Wäschetrockner oder Bügeleisen) behandelt.
Wer die Pflege seiner Funktionskleidung lieber in die Hände von Fachleuten geben möchte, kann sich seit neuestem an den Wasch- und Imprägnierservice von Gore wenden.


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Petra Rapp