Lawinendrama: Das Wunder der Hardangervidda
Auf Skitour im norwegischen Nationalpark Hardangervidda
Im März 2017 gehen sechs Menschen auf eine Skitour in Norwegen. Das Gebiet gilt als kaum lawinengefährdet, und doch passiert genau das: Eine Lawine löst sich, alle sechs werden verschüttet. Es vergehen Stunden, bis die letzte von ihnen, die 23-jährige Adina aus Leipzig, endlich gefunden wird. Niemand glaubt in diesem Moment mehr daran, sie noch lebend zu finden. Dies ist das Protokoll ihrer Rettung.
Mittwoch, 15. März
9.00 Uhr
Irgendwo im norwegischen Nationalpark Hardangervidda zwischen Haugastøl und Finse
Adina, eine zierliche junge Frau mit dunklen Haaren und klarem Blick, wacht auf, hat kaum geschlafen. Der Wind reißt an der Zeltplane, von innen kann man sehen, wie ein dunkler Rand sich von unten immer höher zieht: Schnee türmt sich auf, peitscht gegen die dünne Zeltwand. Sie fürchtet sich etwas, möchte aber den Vater nicht wecken, der seelenruhig neben ihr auf der Isomatte schnarcht. Der Vater – Uwe (55), seit Jahren Mitglied im Deutschen Alpenverein und ein erfahrener Skitourengeher – war schon mehrfach in der Hardangervidda auf Skiern unterwegs. Nordeuropas größte Hochebene in Norwegen gilt als gutes Skigebiet für Einsteiger.
Aus den anderen zwei Zelten dringt noch kein Laut – oder der Wind macht zu viel Lärm, als dass man die anderen darin hören könnte. Michael (54) und Hendrik (55) haben 2016 gemeinsam mit Uwe Grönland durchquert und sich damit einen großen Traum erfüllt. Hendrik, seine Tochter Stella (23) und ihr Freund Jannik (22) teilen sich das andere Zelt.
10.00 Uhr
Aufbruch
Es stürmt. Stella ist kalt, Adina hat schlecht geschlafen. Die erste Skitour mit Zelt wird zur persönlichen Grenzerfahrung der beiden. Allmählich kommt Leben in das kleine Lager. Es wird mit Kochern, Essenstüten, Packbeuteln hantiert, nach dem Frühstück wird beratschlagt. Eigentlich wollten sie 15 Kilometer in Richtung Westen nach Finse weitergehen. Ein abgelegenes Bergdorf, das immerhin einen kleinen Bahnhof hat. Auf 1222 Meter befindet sich hier Norwegens höchstgelegene Bahnstation. Eine Straßenverbindung gibt es nicht.
Michaels Frau schickt per SMS eine Wettermeldung: Orkanwarnung für Finse! Schon jetzt peitscht starker Westwind den Schnee auf, bildet kleine weiße Dünen, verändert die Landschaft in Minuten. Auch eine Lawinenwarnung gibt es. Doch davon ahnen die Sechs nichts.
Vorfreudig und voller Erwartungen: die Gruppe beim Aufbruch
10.15 Uhr
Die Entscheidung
Uwe, Hendrik und Michael haben genug Erfahrung, um die Enttäuschung über einen Abbruch der Tour nicht über die Vernunft siegen zu lassen. Aber ganz einfach ist die Entscheidung nicht. Also umkehren. 13 Kilometer zurück in den Ort Haugastøl, aus dem sie vor zwei Tagen gestartet sind und der deutlich geschützter im Tal liegt, bergab und mit Rückenwind, wo ein warmes Zimmer im Hotel und eine heiße Dusche warten. Obwohl immer mehr Schnee fällt und der Wind stärker weht, freuen die Sechs sich auf eine kurze, leichte Tour. Adina ist gut gelaunt, Stella friert ein wenig, die beiden Väter sind ein wenig enttäuscht, dass sie ihren Töchtern nicht so recht zeigen können, was sie an solchen Skitouren eigentlich so begeistert.
11.20 Uhr
Pause
Zeit für eine erste Pause. Die Sicht ist schlecht. Der Wind hat zugenommen, es schneit nun ununterbrochen. Stella, Adina, Jannik und Uwe wärmen sich im Windsack ein wenig auf – eine Art Zelt ohne Stangen, das man nur mit seinem Körpergewicht von innen straff hält. Heißer Tee, ein paar Müsliriegel, die Stimmung ist trotz des schlechten Wetters gut. Adina ist motiviert, freut sich, dass sie gut mit den viel kräftigeren und erfahreneren Männern mithalten kann. Schon bald wird man die Bahnlinie sehen können, die die Orte Finse und Haugastøl verbindet. Wenn sie die Schienen erreicht haben, sind es nur noch sieben Kilometer bergab bis in den Ort.
11.50 Uhr
Die Lawine
Sechs dick verpackte Gestalten stapfen durch den Schnee, der nicht aufhören will, vom Himmel zu fallen. Michael führt die Gruppe an, ganz hinten läuft Hendrik. Eis bildet sich auf den Schneebrillen, die Sicht ist schlecht, vielleicht 50 Meter. Dann hört Hendrik einen Knall, schaut kurz auf. Er ruft. Nein, er brüllt. »LAWINE!« Wie ein weiß schäumender Wasserfall strömen rechts von ihnen die Schneemassen den Hang hinab. Ein Hang, etwa 200 Meter hoch, der nicht einmal sonderlich steil erscheint. In wenigen Sekunden rast der Schnee auf die Gruppe zu. 30, 40 Meter werden Michael und Uwe von der Lawine mitgerissen, bevor sie zum Halten kommt.
Uwes Kopf ragt noch aus dem Schnee, dann kommt eine zweite Welle und begräbt ihn ganz unter sich. Hendrik spürt einen Schlag, wird ebenfalls mit den Schneemassen mitgerissen, bevor er zum Halten kommt. Bis zu den Knien steckt er im Schnee fest. Er schafft es, an seine Schneeschaufel heran zu kommen, die auf dem Schlitten befestigt ist. Er kann seine Beine freischaufeln, die Skibindungen lösen und sich befreien. Wo sind die anderen? Als erstes sieht er Stellas Freund Jannik, der bis zur Hüfte im Schnee steckt. Er schlägt sich zu ihm durch, gräbt ihn frei und gemeinsam suchen sie die anderen, rufen nach ihnen. Da hebt sich ein Kopf aus dem Schnee: Stella, Hendriks Tochter! Halb eingegraben, das Knie verdreht, aber sonst unversehrt.
Weiter hinten sieht man zwei Hände aus dem Schnee ragen – Michael und Uwe! Hendrik läuft zu Michael, der Schnee der Lawine ist bretthart, so dass er kaum einsinkt. Michael hat einen Notpeilsender dabei. Noch bevor die anderen ihn ausgraben, drückt er den Notruf. Schnell, schnell muss es gehen. Denn der menschliche Körper erträgt ungefähr 25 Minuten unter Schnee. Dann setzen die Unterkühlungssymptome ein, das Bewusstsein schwindet, Sauerstoff wird knapp. Uwe hat es geschafft, mit geballter Kraft einen Arm durch die harte Schneedecke zu schlagen. Noch Wochen später wird ihn ein ziehender Schmerz in der Schulter daran erinnern. Der Schnee und das Geschirr des Schlittens drücken auf seinen Brustkorb. Luft. Er braucht Luft. Doch Jannik sieht seine Hand und kann ihn ausgraben. Auch Uwe ist unverletzt. Dann hört er Hendrik sagen: »Wir haben alle gefunden.« Hendrik macht eine Pause. »Nur Adina fehlt noch.«
Auch Adina hört Hendriks Ruf und spürt Sekunden später einen Schlag in den Rücken, als die Schneemassen sie treffen und unter sich begraben. Aber die Lawine schleift sie nicht mit, sondern wirft sie an Ort und Stelle einfach um, legt sich über sie. Instinktiv hat sie ihre Hände vor den Kopf gehalten und kann so einen kleinen Hohlraum um ihr Gesicht bilden. Wie Zement liegt der Schnee auf ihren Beinen, auf dem Bauch, auf der Brust, in den Ohren. Wo oben und unten ist, spürt sie nicht. Das Gefühl für Schwerkraft ist völlig verloren. Auch sehen kann sie nichts mehr. Sie ruft einmal um Hilfe, dann noch einmal. Dann entscheidet sie, Luft zu sparen. Denn von Uwe weiß sie, dass Lawinenopfer ersticken können, wenn der Schnee sehr dicht ist. Zehn, vielleicht fünfzehn Minuten vergehen, dann setzt ihre Erinnerung aus.
12.15 Uhr
Die Suche
Stellas Handy hat Empfang, sie rufen 112 an. Uwe, Michael und Hendrik wissen genau, was jetzt zu tun ist. Da sie ohne Verschüttetensuchgerät unterwegs sind, müssen sie mit Stangen systematisch und vor allem schnell das Gebiet absuchen. Doch Sondierungsstangen, wie sie für die Suche von Verschütteten benutzt werden, haben sie zu Hause gelassen. Aber Zelte haben sie! Mit etwas Tape kleben sie Zeltstangen zusammen, verteilen sich in gleichmäßigem Abstand und beginnen zu suchen. Meter für Meter stapfen sie in einer Reihe das Gebiet ab, brechen dabei immer wieder durch die oberste harte Schneeschicht und versinken bis zum Oberschenkel im Schnee. Adina war an dritter Stelle zwischen Uwe und Stella. Sie muss hier irgendwo sein!
In einer solchen Situation folgt das Empfinden von Zeit seinen eigenen Regeln. Wie flüssiges Blei tropft jede einzelne Minute auf die Welt, die zusammenschrumpft auf eine Fläche mit Schnee, nur knapp 150 Meter im Quadrat, wie man später ausmessen wird. Und mit jeder Minute, die vergeht, legt sich das Blei der vergehenden Zeit schwerer auf das Herz, den Mut und die Entschlossenheit der Suchenden.
Die stürmische Nacht vor dem Unglück
12.44 Uhr
Die Helfer
Kurz vor Uwes Notruf mit dem Handy erreicht der von Michaels Notpeilsender ausgelöste Hilferuf die lokale Polizei. Per E-Mail bekommt Michael eine Rückfrage auf das Gerät: Was genau ist passiert? Michael schreibt: »Lawine/ Avalanche – five save, one missing.« Polizist, Sanitäter und zwei freiwillige Helfer, die sich in der Gegend gut auskennen, brechen sofort mit Schneescootern auf. Nach rund 20 Minuten sind sie am angegebenen Ort. Doch etwas stimmt nicht: Die Position ist falsch! Wertvolle Zeit vergeht, bis sie die Gruppe endlich um 13:55 Uhr finden. Kurzer Lagebericht der Gruppe. Dann suchen sie gemeinsam weiter. Doch Adina bleibt wortwörtlich vom Erdboden verschluckt. Zwei Stunden ist sie schon unter dem Schnee begraben. Viel zu schnell verrinnen die Minuten…
13.00 Uhr
Hundeführer Pål Bakken, circa zwei Autostunden von Haugastøl entfernt
Pål Bakken ist gerade auf der Arbeit, als sein Handy klingelt. Er ist ehrenamtlicher Hundeführer der Norwegischen Rettungshundestaffel. Sein fünf Jahre alter Border Collie Tedd hat erst ein Jahr zuvor die Prüfung als Lawinenhund bestanden. Einen Ernstfall wie jetzt gab es für beide noch nicht. Er denkt nicht groß nach. Nur: Schnell den Hund holen und ab ins Auto.
Doch mit dem Auto stimmt etwas nicht. Eine Rauchwolke quillt unter der Motorhaube hervor. Er bleibt stehen, schaut sich kurz den Motor an. Dann fährt er einfach weiter. »Als ich schließlich in Haugastøl ankam, war in meinem Auto nichts mehr an seinem Platz«, wird der Mittfünfziger später mit einem verschmitzten Grinsen dem Norwegischen Fernsehsender TV2 erzählen.
14.30 Uhr
Die Hoffnung schwindet.
Ein Hubschrauber der Norwegischen Luftrettung versucht, das Gebiet zu erreichen. Wegen des Sturmes kann er jedoch nicht landen, muss umkehren und in der nächsten größeren Ortschaft Geilo landen, circa 30 Kilometer vom Unglücksort entfernt.
Immer mehr Helfer treffen am Unfallort ein. Die Bahnlinie zwischen Bergen und Oslo, die übrigens zu den schönsten Zug-reisen der Welt gehören soll, ist inzwischen komplett gesperrt. Ein Arbeitszug wird eingesetzt, um Helfer und Ausrüstung so nah wie möglich zur Unglücksstelle zu bringen. An der Bahnlinie wird eine kleine, private Hütte zu Krankenstation und Sammelplatz umfunktioniert, 300 Meter von der Unglücksstelle entfernt.
Lawinenhelfer vom Roten Kreuz verteilen Sondierungstangen. Polizei, Sanitäter, ein Arzt und weitere Rettungskräfte treffen ein. Nach über drei Stunden Suche führt der Arzt Uwe, Hendrik und Stella aus dem Suchteam heraus in Richtung Schutzhütte. Stella hat das Knie verdreht, Uwe ist erschöpft und benommen, die Verzweiflung steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Sie drehen sich um, weg von der Lawine, weg von Michael und Jannik, die wie besessen weitersuchen, weiter die Sondierungsstangen in den Schnee stechen in der Hoffnung, endlich auf einen Widerstand zu treffen.
Als sie gehen, legt Hendrik seinen Arm um Uwes Schulter.
Die Helfer beim Sondieren
15.35 Uhr
Tedd
Dreieinhalb Stunden sind vergangen. Die Helfer sind erschöpft. Es gibt kaum noch Hoffnung, Adina lebend zu finden, als endlich die Rettungshundestaffel mit dem Zug eintrifft. Sieben Rettungshunde sind dabei. Pål Bakken legt seinem Hund Tedd die Einsatzdecke an, das Signal für den Hund, dass es nun zu einem Einsatz geht. Er führt ihn zu den anderen Helfern. Sofort nimmt Tedd Fährte auf, untersucht zunächst die Stellen, wo die anderen verschüttet waren, dann weicht er ab, will höher den Hang hinauf, viel weiter nach oben, als bisher gesucht wurde. Dann bleibt er stehen, schnüffelt, läuft weiter, kehrt um, schnüffelt wieder an derselben Stelle. Schließlich legt er sich auf die Vorderpfoten und bellt. Er »markiert« heißt das in der Sprache der Rettungshundeführer. Schnell kommen die anderen Rettungskräfte hinzu, stechen mit ihren Stangen in den Schnee, wo Tedd liegt und bellt. Sie stoßen auf etwas! Eineinhalb Meter tief schaufeln sie den Schnee weg, brechen erst durch eine harte Schicht, dann wird der Schnee lockerer. Nur wenige Minuten dauert es, bis sie Adina finden. Nach vier Stunden holen sie einen zierlichen, bleichen und eiskalten Haufen Mensch mit nur noch 28 Grad Körpertemperatur aus dem Schnee.
15.50 Uhr
Die Rettung
Michael und Jannik, die den Rettungskräften beim Ausgraben geholfen haben, verstehen kein norwegisch, doch am Klang der Stimmen, an der plötzlich umschlagenden Atmosphäre von verzweifelter Anspannung zu grenzenloser Euphorie verstehen sie sofort, was die Retter rufen: »Sie lebt! Sie lebt!«
Eine Ärztin ruft Adinas Vater Uwe an, der inzwischen mit Hendrik und Stella in Haugastøl angekommen ist und dort psychologisch betreut wird. Ungläubig nimmt Uwe die Nachricht auf. Unwirklich, wie ein Traum erscheinen ihm die Worte. Adina lebt? Doch die Angst nagt weiter: Sie lebt, aber wird sie auch überleben? Und wenn ja, wie wird sie vier Stunden mit vermutlich nur wenig Sauerstoffzufuhr und schwer unterkühlt verkraftet haben?
Michael und Jannik fahren mit einem Arbeitszug zu den anderen nach Haugastøl. Adina wird von der Schutzhütte aus mit einem Rettungsszug in den nächsten größeren Ort hinter Haugastøl – nach Geilo – transportiert. Eine knappe Stunde dauert die Fahrt. Uwe wird von einem jungen Polizisten von Haugastøl mit dem Auto nach Geilo gefahren, wo schon der Rettungshubschrauber wartet, der Adina mit Uwe ins Krankenhaus nach Oslo fliegen wird. Bevor er in den Hubschrauber steigt, drückt eine Frau vom Roten Kreuz ihm noch zwei Butterbrote in die Hand.
Während der ganzen Zeit ist immer jemand an Uwes Seite. Bei der Suche im Schnee, in der provisorischen Schutzhütte, im Hubschrauber. Selbst im Krankenhaus inmitten dramatischer Hektik findet jemand eine Minute, sich zu Uwe zu setzen, während Adina auf der Intensivstation um ihr Leben ringt. »Ich habe jetzt frei, also hab ich ein bisschen Zeit. Wie geht es Ihnen?«
Inmitten all des Schreckens, all der Ängste und der Verzweiflung sind es genau diese kleinen Gesten, an die sich Uwe, Hendrik, Michael, Stella und Jannik später genau erinnern werden. Eine Wolldecke, die um die Schultern gelegt wurde, ein wenig Zuspruch, eine warme Mahlzeit, eine Tasse Kaffee. Auch im Hotel in Haugastøl werden sie mit Essen und Fürsorge überhäuft.
Inzwischen sind auch Adinas Freund in Leipzig und ihre Mutter informiert. Schon nach wenigen Stunden teilen die Ärzte mit, dass Adinas Zustand sich stündlich verbessert. Am nächsten Morgen ist sie zwar noch etwas schwach, aber bei Bewusstsein. Als ihre Mutter am Abend in Oslo eintrifft, ist sie schon wieder ganz klar. Sie will unbedingt klar machen, dass mit ihr alles in Ordnung ist, als eine Ärztin ihr die üblichen Fragen stellt, um ihre Gehirnfunktionen zu überprüfen.
»Wie heißt du?« »Adina.« »Wie alt bist du?« »23.« »Weißt du, wo du jetzt bist?« »Im Krankenhaus in Bergen.« »Wo bist du jetzt?« »In Bergen.... Nein! In Oslo! Ach Mist, das hatte ich doch extra mit Papa geübt!«
Freitag, 17. März
Ullevål Krankenhaus Oslo
Am Freitag, zwei Tage nachdem Adina für fast vier Stunden unter einer Lawine begraben das Bewusstsein verloren hat, kann sie das Krankenhaus verlassen. Im Lawinenbericht, den das Norwegische Geotechnische Institut über das Unglück angefertigt hat, liest sich das lapidar: »In gutem Zustand und ohne physischen Schaden reist sie mit ihren Eltern mit der Kielfähre nach Hause nach Deutschland.«
Wie Adina das Lawinenunglück überlebt hat, dafür gibt es keine Erklärung. In Skandinavien, vielleicht sogar in ganz Europa, ist kein vergleichbarer Fall bekannt, wo ein Mensch ein Lawinenunglück nach so langer Zeit unbeschadet überlebt hat. Die meisten Menschen sind nicht mehr am Leben, wenn professionelle Lawinenretter sie nach mehr als 30 Minuten ausgraben. Adinas Rettung ist ein enormer Motivationsschub für alle Lawinenrettungsteams nicht nur in Norwegen. Ein wichtiges Signal, die Hoffnung nie aufzugeben und bis zuletzt weiterzusuchen!
Adinas Rettung ist aber auch ein Signal an alle Skitourengeher, sich bewusst zu machen, welches Risiko sie mit jeder Tour in der norwegischen Wildnis eingehen. Auch ein Bergführer aus Haugastøl, der von dem Unglück erfährt, ist schockiert. Lawinenausrüstung hat er bisher bei seinen Touren nie dabei gehabt. Und sogar der Chefarzt im Osloer Krankenhaus, der eine Hütte in der Gegend hat, bestätigt die Einschätzung, dass die Hardangervidda ein sicheres Skigebiet ist. Doch was bedeutet »sicher«?
Adina heute
Das Wunder
Adina geht es gut. Sie möchte trotzdem wieder nach Norwegen, auch zum Skifahren. Aber erst einmal geht es im Sommer wieder nach Norden. Dann treffen sie und ihr Vater den Hundeführer Pål Bakken und seinen Hund Tedd, dem Adina wahrscheinlich ihr Leben verdankt.