Bergfilm-Festival Tegernsee 2022: Das sind die Gewinner

Bergfilm-Festival Tegernsee 2022: Das sind die Gewinner

Vom 19. bis 23. Oktober fand das 19. Bergfilm-Festivals Tegernsee statt. Das ganze Wochenende hat die Jury getagt und die besten Filme ermittelt. Jetzt stehen die Sieger fest!
 
Preisverleihung Bergfilm Festival Tegernsee 2022 © Bergfilm-Festival Tegernsee / Thomas Plettenberg.
Aus zahlreichen Einsendungen hat die Jury die besten Bergfilme gekürt.
Der Sieger des 19. Bergfilm-Festivals Tegernsee steht fest: Der mit 3000 Euro dotierte Große Preis der Stadt Tegernsee geht an Robert Schabus‘ Film „Alpenland“. Den DAV-Preis für den besten Alpinfilm der Kategorie „Erlebnisraum Berg“ erhalten David Pichler und Nicolai Niessen für ihre Doku „Höhenrausch“. In den Kategorien „Naturraum Berg“, „Lebensraum Berg“ und „Otto-Guggenbichler-Nachwuchspreis“ gewinnen je 1000 Euro die Filme „Yukon, un rêve blanc (Frankreich), „Lo Combat“ (Italien) und „Royaye yek Asb“ (Iran).
 

Bester Film: Alpenland

Der österreichische Regisseur Robert Schabus ist der große Gewinner des 19. Bergfilm-Festivals Tegernsee. Sein Film „Alpenland“ setzt sich gegen rund 80 internationale Produktionen durch und gewinnt den mit 3000 Euro dotierten Großen Preis der Stadt Tegernsee. „Alpenland“ ist laut Ansicht der Jury ein „Zeitbild der Berge, aber auch ein Bild unserer Zeit“.

In imposanten Distanzaufnahmen und lakonisch langen Einstellungen zeigt Schabus‘ Film, wie der Lebensraum von 13 Millionen Menschen in acht Ländern von der Entwicklung unserer Zivilisation gefährdet wird. „Muss Nachhaltigkeit gleich Armut sein? Müssen wir auf wirtschaftliches Wachstum verzichten, um die Welt zu retten? Dieser Bergfilm lässt uns darüber tief nachdenken,“ lautet die Jury-Begründung.


Auch Bergsteiger-Chefredakteur Michael Ruhland war beim Bergfilm-Fest in Tegernsee, hier im Gespräch mit Stefan Glowacz. Foto: Foto: Thomas Plettenberg
 

Höhenrausch: Gefahr für Bergsteiger

Eine der größten Gefahren für Extrembergsteiger ist der sogenannte „Höhenrausch“. Der gleichnamige Dokumentarfilm der deutschen Filmemacher David Pichler und Nicolai Niessen stellt auf eindrückliche und dramaturgisch packende Weise dessen Geschichte und Erforschung dar. Fasziniert folgt der Zuschauer dem Studienleiter und Höhenmediziner Marc Berger, seinem Forschungsteam und den Probanden bei einer Studie auf der 4554 Meter hoch gelegenen Margherita Hütte.

Die Jury überzeugt diese Herangehensweise und betont: „Durch die Verflechtungen der bergsteigerischen und der wissenschaftlichen Perspektive entsteht ein eindrücklicher Sog (Rausch), dem man gespannt folgt.“ Der Film erhält den diesjährigen DAV-Preis für den besten Alpinfilm in der Kategorie „Erlebnisraum Berg“.


Yukon im Winter: kalt und einsam

Im Film „Yukon, un rêve blanc (Yukon, ein Traum in Weiß)“ des Franzosen Mathieu Le Lay begibt sich der Tierfotograf Jérémie Villet in die kanadische Provinz Yukon, um dort Fotos zu machen von an das Leben in Kälte und Schnee angepassten Tieren. Mitten im Winter, in großer Einsamkeit und Kälte sucht Jérémie eine Bergziege.

Alles ist weiß und kalt. Kongenial wie die zauberhaften Bilder des Fotografen sind die Bilder im Film. „Es ist der Crew um Mathieu Le Lay gelungen, das Glück dieses ungewöhnlichen Helden einzufangen, als er das erhoffte Foto nach vielen Entbehrungen doch noch schießt,“ urteilt die Jury und zeichnet Le Lay mit dem Preis für den besten Film in der Kategorie „Naturraum Berg“ aus.


Lange war Michael Pause Moderator bei Bergauf-Bergab, jetzt ist er Direktor des Internationalen Bergfilm-Festivals Tegernsee. Foto: Thomas Plettenberg
 

Im Stall trifft Tradition auf Moderne

Mit „Lo Combat“, da war sich die Jury einig, erwartet die Zuschauer ein „richtiges Schmankerl“: Mit den Mitteln des Spielfilms und ironisch eingesetzten Zitaten aus dem Krimi-Genre erzählt der junge italienische Regisseur Gaël Truc die Geschichte einer jungen, noch unerfahrenen Tierärztin, die im dichten Schneetreiben den Weg zu einem Bauernhof sucht, wo eine Kuh Schwierigkeiten beim Kalben hat. Als die Stalltür aufgeht, stehen sich Tradition (Bauer) und Moderne (junge Tierärztin) überrascht gegenüber. Das hat die Jury überzeugt. „Lo Combat“ von Gaël Truc erhält den diesjährigen Preis als bester Film der Kategorie „Lebensraum Berg“.


Nachwuchspreis geht an junge Iranerin

Über den Otto-Guggenbichler-Nachwuchspreis 2022 darf sich die junge iranische Regisseurin Marjan Khosravi freuen. Ihr dokumentarischer Kurzfilm „Royaye yek Asb (The Dream of a Horse)” handelt von einer jungen Frau, die sich gegen die patriarchalen Strukturen ihrer Familie auflehnt. „Bemerkenswert“ sei laut Jury, „wie der Mikrokosmos einen Bogen zu der gegenwärtigen Situation im Iran schlägt.“

Der Preis für den besonderen Film geht dieses Jahr an den Polen Franciszek Berbeka für „The Disappearance of Janusz Klarner“. Den Preis für die bemerkenswerteste Kameraleistung bekommt die Französin Clara Lacombe mit „Le grand marais – Das große Moor“. Zudem erhielten drei Filme lobende Erwähnungen der Jury: „Kjerag Solo“ von Alastair Lee (Großbritannien), „Inheritance“ von Aiymkul Temirbek (Kirgistan) sowie „The Fading Nomads“ von Wie Shengze (China).
 

Endlich wieder im Kino: Das 19. Internat. Bergfilm-Festival geht zu Ende.

Viele Stunden hat die Jury, Karsten Scheuren (Deutschland), Stefanie Holzer (Österreich), Alexander Donev (Bulgarien), Stefan König (Deutschland) und Thaïs Odermatt (Schweiz) im dunklen Vorführsaal verbracht, um Stärken und Schwächen der 80 Filme aus rund 30 Nationen genau zu analysieren.

Am Ende eines jeden Bergfilm-Festivals in Tegernsee steht die große Preisverleihung an die Gewinner des Wettbewerbs. In kurzen Sequenzen werden die Siegerfilme vorgestellt, und die Jurymitglieder erläutern die Entscheidungen zur Auszeichnung. Viele der Sieger nehmen ihre Trophäen persönlich entgegen. Ein Anlass zum gemeinsamen Feiern aller Beteiligten – Filmer, Jury, Unterstützer und Organisatoren.



Auch nächstes Jahr findest das Internationale Bergfilm-Festival in Tegernsee statt. Foto: Thomas Plettenberg


Großes Jubiläum 2023

„Der Bergfilm ist wieder zurück in den Kinosälen“, freut sich Festival-Leiter Michael Pause beim Abschluss im Barocksaal in Tegernsee. „Mich persönlich haben in den vergangenen Tagen besonders der Austausch und die vielen schönen Begegnungen mit zahlreichen prominenten Filmschaffenden gefreut, was nun endlich wieder in voll besetzten Sälen möglich war.“ Die Bergfilm-Szene habe auf diese Gelegenheit längst gewartet und schon deshalb habe sich die monatelange Vorbereitungsarbeit gelohnt.

Ähnlich sieht dies Johannes Hagn, Bürgermeister der Stadt Tegernsee: „Wir können zufrieden sein mit dem, was wir heuer auf die Beine gestellt haben. Die Erwartungen wurden sogar übertroffen. Von den Besucherinnen und Besuchern kam viel positive Rückmeldung.“ Fans dürfen sich schon jetzt aufs kommende Jahr freuen: Denn 2023 feiert das Bergfilm-Festival Tegernsee seine 20. Ausgabe.
 

Das sind die Preisträger des 19. Internationalen Bergfilm-Festival Tegernsee 2022

Großer Preis der Stadt Tegernsee
„Alpenland“ von Robert Schabus  |  NGF Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion  |  Österreich

Preis des DAV für den besten Alpinfilm („Erlebnisraum Berg“)
„Höhenrausch – Die Entwicklung der Höhenmedizin“ von David Pichler  |  Nicolai Niessen/berckwerk  |  Deutschland

Bester Film in der Kategorie „Lebensraum Berg“  – Preis der Tegernseer Erdgasgesellschaft
„Lo Combat“ von Gaël Truc  |  Aries Film  |  Italien

Bester Film in der Kategorie „Naturraum Berg“
„Yukon, un rêve blanc (Yukon – ein Traum in Weiß)“ von Mathieu Le Lay  |  Mathieu Le Lay Prod.  |  Frankreich

Otto-Guggenbichler-Nachwuchspreis
„Royaye yek Asb (Der Traum eines Pferdes)“ von Marjan Khosravi  |  Milad Khosravi for Seven Springs Pictures  |  Iran

Preis für „bemerkenswerte Kameraleistung“
„Le Grand Marais (Das große Moor)“ von Clara Lacombe  |  Frankreich

Preis für den „Besonderen Film
„The disappearance of Janusz Klarner“ von Franciszek Berbeka  |  The Polish Nat. Film, TV & Theatre School  |  Polen

Lobende Erwähnungen
„Inheritance (Nachlass)“ von Aiymkul Temirbek kyzy  |  Kyrgyzstan turkey university Manas  |  Kirgistan
„The Fading Nomads“ von Wie Shengze  |  Parallax China  |  China
„Kjerag Solo“ von Alastair Lee  |  Posing Productions  |  Großbritannien

Bayern 2-Publikumspreis
„Yukon, un rêve blanc (Yukon – Ein Traum in Weiß)“ von Mathieu Le Lay  |  Mathieu Le Lay Prod.  |  Frankreich