Serie: Hüttenzauber - Die Langkofelhütte
Die Langkofelhütte in den Südtiroler Dolomiten
© Christina Warta
Wenn eine Schlechtwetterfront naht, ziehen Wolkenfetzen auch um die Langkofelhütte, die auf 2256 Metern nahe der Felswand klebt.
Wenn eine Schlechtwetterfront naht, ziehen Wolkenfetzen auch um die Langkofelhütte, die auf 2256 Metern nahe der Felswand klebt.
Wenn draußen die untergehende Sonne ihre Strahlen durch die Fenster in den niedrigen Gastraum schickt, dann zieht es die Bergsteiger aus der bullernden Kaminwärme in der Stube der Langkofelhütte noch einmal nach draußen auf den Balkon. Vorne stürzt das Kar steil in die Tiefe, darüber spannt sich ein dramatischer Himmel, der aussieht wie von Caspar David Friedrich gemalt. Es ist ein magischer Moment, der auch jene noch einmal mobilisiert, die eigentlich nur noch die Füße hochlegen wollten. Die Langkofelhütte klebt auf 2256 Metern Höhe direkt unter der Langkofelkarspitze in den Dolomiten Südtirols. Doch sie ist nicht nur eine Aussichtskanzel par excellence, sondern auch ein perfekter Ausgangspunkt für Wander- und Klettertouren.
Der Langkofel ist das Wahrzeichen von St. Cristina im Grödner Tal. Der 3181 Meter hohe Berg, den die Einheimischen auf ladinisch »Saslonch« nennen, überragt den Ort mit seiner charakteristischen Form. Wie monumentale Finger schieben sich die Felsen in die Höhe. Die anspruchsvollen Wege des Langkofels sind den Alpinisten vorbehalten, während das charakteristische Gipfelplateau des 2956 Meter hohen Plattkofels auch von Wanderern erklommen werden kann. Die Langkofelhütte liegt im Herzen des Massivs. Wer über den Rundweg kommt, kann sie von weiter Ferne erkennen, wenn er denn weiß, wo genau die Hütte liegt: Direkt über dem Geröllfeld drückt sich das massiv gemauerte Haus mit den grünweißen Fensterläden an die Felsen.
Von Mai bis September ist Walter Piazza der Chef im Rifugio Vicenza – und das seit mehr als 30 Jahren. Er herrscht über die Bar gleich beim Eingang, natürlich über die Küche und über ein beeindruckendes Bettenlager unter dem Dach. In 69 Stockbetten können sich die Bergsteiger von ihren Touren erholen – vorausgesetzt, der Schläfer nebenan verhält sich einigermaßen ruhig. Seit den 1980er-Jahren bewirtschaftet Piazza im Sommer die Langkofelhütte, kredenzt Carne salada und Gulasch, serviert Salame di Cioccolata und Zirbenschnaps und schneidet später am Abend ein Stückchen Speck für all jene auf, die immer noch munter in der Stube sitzen und noch mal Appetit bekommen haben. Vor Piazza war sein Vater der Hüttenwirt hier oben, und davor sein Großvater. »Wenn ich das einmal nicht mehr machen kann, werden es meine Söhne übernehmen«, erzählt er.
Hüttenwirt zu sein auf gut 2000 Metern ist kein einfaches Geschäft: »Es ist kein Stress«, sagt Walter Piazza, der seine Arbeit hier oben liebt, »aber es ist eine Riesenarbeit«. In der Hochsaison arbeiten zehn Personen auf der Hütte. 150 Kilo Lebensmittel müssen jeden Tag hinaufgeschafft, der Müll wieder hinuntergebracht werden. Bis 1979 übernahmen diese Arbeit Pferdewagen, soweit sie denn den Berg hinaufkamen. Seither gibt es eine Materialbahn. An schönen Wochenenden ist jedes Bett in der Hütte besetzt, doch nach einem Wettersturz sind manchmal auch nur ein paar Matratzen belegt. Die Langkofelhütte ist eine klassische Berghütte: Vier Toiletten, zwei Waschbecken – mehr Komfort gibt es nicht für die Übernachtungsgäste. Doch wer hat schließlich schon Lust zu duschen, wenn das Wasser, das von den Gletschern aufgefangen wird, nur drei Grad Celsius hat?
Piazza ist ein knorriger, aber herzlicher Typ: In all den Jahren hat er hier oben Scharen von Bergsteigern beherbergt und verköstigt. Auch Luis Trenker, der aus St. Ulrich im Grödner Tal stammt, war darunter, ebenso wie Reinhold Messner. Aber auch viele weniger bekannte, ambitionierte Alpinisten sind von hier aufgebrochen, um neue Routen an den Steilwänden oberhalb der Hütte zu eröffnen. Wer einen Erfolg feiern konnte oder ein besonderes Erlebnis hatte, trug die Tour abends in das Tourenbuch ein. Die historischen Bücher sind voller Abenteuer und Anekdoten. Walter Piazza hütet sie wie einen Schatz – und das sind sie ja auch. Am Morgen ist der Himmel wieder klar und blau. Walter Piazza steht gut gelaunt hinter der Bar und brüht noch ein paar Espressi für die Wanderer, bevor sie aufbrechen. Dann hebt er den Arm und winkt.
Der Langkofel ist das Wahrzeichen von St. Cristina im Grödner Tal. Der 3181 Meter hohe Berg, den die Einheimischen auf ladinisch »Saslonch« nennen, überragt den Ort mit seiner charakteristischen Form. Wie monumentale Finger schieben sich die Felsen in die Höhe. Die anspruchsvollen Wege des Langkofels sind den Alpinisten vorbehalten, während das charakteristische Gipfelplateau des 2956 Meter hohen Plattkofels auch von Wanderern erklommen werden kann. Die Langkofelhütte liegt im Herzen des Massivs. Wer über den Rundweg kommt, kann sie von weiter Ferne erkennen, wenn er denn weiß, wo genau die Hütte liegt: Direkt über dem Geröllfeld drückt sich das massiv gemauerte Haus mit den grünweißen Fensterläden an die Felsen.
Salame di Cioccolata und Zirbenschnaps
Schon vor 1900 wurde eine erste, kleine Hütte am Langkofel gebaut, doch sie sollte nicht lange stehen: Eine Lawine riss auf dem Weg ins Tal alles mit, was im Weg stand – auch die erste Langkofelhütte. Die Wiener Sektion des Alpenvereins errichtete deshalb 1903 eine zweite Hütte, die nicht nur etwas größer war, sondern vor allem eine geschütztere Lage hatte. Dass der Bauplatz diesmal mit Bedacht gewählt wurde, zahlte sich aus: Seit über hundert Jahren haben der Langkofelhütte weder Lawinen noch andere Unbilden der Natur etwas anhaben können. 1927 wurde das Gebäude noch einmal erweitert und 1991 wurde zudem eine Küche angebaut.Von Mai bis September ist Walter Piazza der Chef im Rifugio Vicenza – und das seit mehr als 30 Jahren. Er herrscht über die Bar gleich beim Eingang, natürlich über die Küche und über ein beeindruckendes Bettenlager unter dem Dach. In 69 Stockbetten können sich die Bergsteiger von ihren Touren erholen – vorausgesetzt, der Schläfer nebenan verhält sich einigermaßen ruhig. Seit den 1980er-Jahren bewirtschaftet Piazza im Sommer die Langkofelhütte, kredenzt Carne salada und Gulasch, serviert Salame di Cioccolata und Zirbenschnaps und schneidet später am Abend ein Stückchen Speck für all jene auf, die immer noch munter in der Stube sitzen und noch mal Appetit bekommen haben. Vor Piazza war sein Vater der Hüttenwirt hier oben, und davor sein Großvater. »Wenn ich das einmal nicht mehr machen kann, werden es meine Söhne übernehmen«, erzählt er.
So bleiben Sie immer auf dem neuesten Stand!Die aktuellen Neuigkeiten von BERGSTEIGERauch auf Facebook.Klicken Sie aufNein, ich möchte kein Facebook Fan werden.Ich bin schon Fan.Vielen Dank.Alpinistische Schätz auf der Langkofelhütte
Hüttenwirt zu sein auf gut 2000 Metern ist kein einfaches Geschäft: »Es ist kein Stress«, sagt Walter Piazza, der seine Arbeit hier oben liebt, »aber es ist eine Riesenarbeit«. In der Hochsaison arbeiten zehn Personen auf der Hütte. 150 Kilo Lebensmittel müssen jeden Tag hinaufgeschafft, der Müll wieder hinuntergebracht werden. Bis 1979 übernahmen diese Arbeit Pferdewagen, soweit sie denn den Berg hinaufkamen. Seither gibt es eine Materialbahn. An schönen Wochenenden ist jedes Bett in der Hütte besetzt, doch nach einem Wettersturz sind manchmal auch nur ein paar Matratzen belegt. Die Langkofelhütte ist eine klassische Berghütte: Vier Toiletten, zwei Waschbecken – mehr Komfort gibt es nicht für die Übernachtungsgäste. Doch wer hat schließlich schon Lust zu duschen, wenn das Wasser, das von den Gletschern aufgefangen wird, nur drei Grad Celsius hat?So bleiben Sie immer auf dem neuesten Stand!
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Piazza ist ein knorriger, aber herzlicher Typ: In all den Jahren hat er hier oben Scharen von Bergsteigern beherbergt und verköstigt. Auch Luis Trenker, der aus St. Ulrich im Grödner Tal stammt, war darunter, ebenso wie Reinhold Messner. Aber auch viele weniger bekannte, ambitionierte Alpinisten sind von hier aufgebrochen, um neue Routen an den Steilwänden oberhalb der Hütte zu eröffnen. Wer einen Erfolg feiern konnte oder ein besonderes Erlebnis hatte, trug die Tour abends in das Tourenbuch ein. Die historischen Bücher sind voller Abenteuer und Anekdoten. Walter Piazza hütet sie wie einen Schatz – und das sind sie ja auch. Am Morgen ist der Himmel wieder klar und blau. Walter Piazza steht gut gelaunt hinter der Bar und brüht noch ein paar Espressi für die Wanderer, bevor sie aufbrechen. Dann hebt er den Arm und winkt.
Text: Christina Warta
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 07/2013. Jetzt abonnieren!
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