Berge im Reich des Sonnengottes
© Peter Rotter
Am Condoriri Hochlager (5100 m), Expedition 1975
Am Condoriri Hochlager (5100 m), Expedition 1975
Die 1969 erfolgreich beendete Expedition der Bayerischen Naturfreunde war ausschlaggebend für eine weitere Kundfahrt in die Real Cordillera. Expeditionsleiter Herbert Ziegenhardt konnte seine Erfahrungen und Erlebnisse von 1969 als Grundlage für diese Expedition verwenden und darauf aufbauen. So brachten wir es fertig, innerhalb von 6 Monaten eine Expedition bis ins kleinste Detail reisefertig auszurüsten.
Meine Aufgaben als stellvertretender Expeditionsleiter erstreckten sich von der Finanzierung bis zur Vervollständigung der Ausrüstung. Dabei schrieb ich auf meiner alten Reiseschreibmaschine nicht weniger als 130 Briefe, deren Inhalt sich mit Firmenwerbung, Sponsorensuche, Testen von Ausrüstungsgegenständen und Kartenmaterialbeschaffung befasste. Außerdem musste ich ca. 200 Expeditionsgrußkarten vorbereiten, mit Grüßen der Teilnehmer und Adressierung für die privaten Sponsoren.
Schirmherrschaft übernahm der damalige Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München Dr. Georg Kronawitter, der uns persönlich vor Abreise im Rathaus verabschiedete und nach erfolgreicher Rückkehr im Ratskeller, bei Weißwurst, Brezen und Weißbier wieder begrüßte. Außerdem brachten wir dem Bürgermeister von La Paz General Armando Escorbar Uria eine Medaille der Olympischen Spiele von 1972 als Gastgeschenk des OB München und man gab uns ein Gegenschenk mit.
Als Gruppe erreichten wir 18 Gipfelsiege, davon 5 Sechstausender und 13 Fünftausender. Am 22. Mai 1975 konnte ich den Estano 5150 m im Condoriri Gebiet als Erstbesteigung im Alleingang für mich verbuchen.
Aus dem Tagebuch:
1975 Bolivien – Gipfelimpressionen „Estaño 5150 m“ Erstbesteigung im Condoriri Gebiet / Bolivien
Kann man noch die Einsamkeit finden? Ich glaube schon. Es ist der 21. Mai 1975 / 16:00 Uhr. Ich befinde mich auf dem Gipfel Estaño 5150 m. Die Einheimischen schreiben Esttanea. Es weht ein scharfer eisiger Wind. Ich binde die Flagge Boliviens und den heimatlichen bayerischen Wimpel an meinen Eispickel, um eine Aufnahme zu machen. Mein Blick streift vorbei an den Farben grün, gelb und rot (den Farben des Landes der Indios) hinab ins Tal zum Alti Plano.
An der Schneegrenze wird „Lim“ mein Träger, der seinen Lebensunterhalt als Hirte auf dem Alti Plano bestreitet, wie ein Bismarckhering in seinen Poncho eingerollt, auf mich warten. Er besaß nur die übliche Hirtenbekleidung, einen aus Lamawolle gewebten Poncho, eine verfilzte Dreiviertelhose, Sandalen aus alten Autoreifen und den typischen Indio-Hut zum Schutz gegen Sonne, Regen und Schnee. Sicher wird er seine Cocablätter dem von mir hinterlassenen Dextropur vorziehen.
Bei der Verabschiedung glitt ein Lächeln über sein von der Hochsonne gegerbtes Gesicht, als ich ihm die bolivianische Flagge zeigt. Er reckte stolz seinen Kopf empor und sein Gesichtsausdruck ließ erkennen, welche Ehre er dieser Besteigung erteilte, da nun die Farben seines Landes vom Thron des „Inti“ (Sonnengott) wehten.
Plötzlich bricht der Wind ab. Der bayerische Wimpel berührt mit der Spitze behutsam den Schnee, um die Kristalle nicht zu zerstören. Ein Hauch von Heimweh überfällt mich. Die Gedanken schießen mir durch den Kopf, ungeordnet, sich überstürzend. Da sind der Arbeitsplatz, die Wohnung, die sanften grünen Hänge des Alpenlandes und Brigitte. Die zärtlichen Liebkosungen zum Abschied, die Tränen, das Hoffen auf ein Wiedersehen. In einer Cola-Dose hinterlasse ich die Daten dieser meiner Erstbesteigung für die Nachwelt.
Ich muss meine steif gewordenen Finger in den Mund nehmen. Der warme Hauch zieht wie ein Nebelschleier vors Gesicht und es bilden sich neue Kristalle in meinem Bart. Die Kälte beißt sich durch die Daunenjacke und bei jedem Atemzug bahnt sich wohltuende Wärme durch den eisigen Vorhang und zeugt von Leben. Ich muss absteigen, man wartet auf mich! Lim mein Träger, die Freunde im Basislager, des Herzens Liebe und meine Heimat.
Meine Aufgaben als stellvertretender Expeditionsleiter erstreckten sich von der Finanzierung bis zur Vervollständigung der Ausrüstung. Dabei schrieb ich auf meiner alten Reiseschreibmaschine nicht weniger als 130 Briefe, deren Inhalt sich mit Firmenwerbung, Sponsorensuche, Testen von Ausrüstungsgegenständen und Kartenmaterialbeschaffung befasste. Außerdem musste ich ca. 200 Expeditionsgrußkarten vorbereiten, mit Grüßen der Teilnehmer und Adressierung für die privaten Sponsoren.
Schirmherrschaft übernahm der damalige Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München Dr. Georg Kronawitter, der uns persönlich vor Abreise im Rathaus verabschiedete und nach erfolgreicher Rückkehr im Ratskeller, bei Weißwurst, Brezen und Weißbier wieder begrüßte. Außerdem brachten wir dem Bürgermeister von La Paz General Armando Escorbar Uria eine Medaille der Olympischen Spiele von 1972 als Gastgeschenk des OB München und man gab uns ein Gegenschenk mit.
Als Gruppe erreichten wir 18 Gipfelsiege, davon 5 Sechstausender und 13 Fünftausender. Am 22. Mai 1975 konnte ich den Estano 5150 m im Condoriri Gebiet als Erstbesteigung im Alleingang für mich verbuchen.
Aus dem Tagebuch:
1975 Bolivien – Gipfelimpressionen „Estaño 5150 m“ Erstbesteigung im Condoriri Gebiet / Bolivien
Kann man noch die Einsamkeit finden? Ich glaube schon. Es ist der 21. Mai 1975 / 16:00 Uhr. Ich befinde mich auf dem Gipfel Estaño 5150 m. Die Einheimischen schreiben Esttanea. Es weht ein scharfer eisiger Wind. Ich binde die Flagge Boliviens und den heimatlichen bayerischen Wimpel an meinen Eispickel, um eine Aufnahme zu machen. Mein Blick streift vorbei an den Farben grün, gelb und rot (den Farben des Landes der Indios) hinab ins Tal zum Alti Plano.
An der Schneegrenze wird „Lim“ mein Träger, der seinen Lebensunterhalt als Hirte auf dem Alti Plano bestreitet, wie ein Bismarckhering in seinen Poncho eingerollt, auf mich warten. Er besaß nur die übliche Hirtenbekleidung, einen aus Lamawolle gewebten Poncho, eine verfilzte Dreiviertelhose, Sandalen aus alten Autoreifen und den typischen Indio-Hut zum Schutz gegen Sonne, Regen und Schnee. Sicher wird er seine Cocablätter dem von mir hinterlassenen Dextropur vorziehen.
Bei der Verabschiedung glitt ein Lächeln über sein von der Hochsonne gegerbtes Gesicht, als ich ihm die bolivianische Flagge zeigt. Er reckte stolz seinen Kopf empor und sein Gesichtsausdruck ließ erkennen, welche Ehre er dieser Besteigung erteilte, da nun die Farben seines Landes vom Thron des „Inti“ (Sonnengott) wehten.
Plötzlich bricht der Wind ab. Der bayerische Wimpel berührt mit der Spitze behutsam den Schnee, um die Kristalle nicht zu zerstören. Ein Hauch von Heimweh überfällt mich. Die Gedanken schießen mir durch den Kopf, ungeordnet, sich überstürzend. Da sind der Arbeitsplatz, die Wohnung, die sanften grünen Hänge des Alpenlandes und Brigitte. Die zärtlichen Liebkosungen zum Abschied, die Tränen, das Hoffen auf ein Wiedersehen. In einer Cola-Dose hinterlasse ich die Daten dieser meiner Erstbesteigung für die Nachwelt.
Ich muss meine steif gewordenen Finger in den Mund nehmen. Der warme Hauch zieht wie ein Nebelschleier vors Gesicht und es bilden sich neue Kristalle in meinem Bart. Die Kälte beißt sich durch die Daunenjacke und bei jedem Atemzug bahnt sich wohltuende Wärme durch den eisigen Vorhang und zeugt von Leben. Ich muss absteigen, man wartet auf mich! Lim mein Träger, die Freunde im Basislager, des Herzens Liebe und meine Heimat.
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