08.02.2013

Schneeschuhe zum Gleiten

Schon bald wird es sie geben: Schneeschuhe, mit denen man den Berg nicht nur hochkommt, sondern ihn auch wieder runterfahren kann. Wir haben sie exklusiv getestet.
 
 


So ungefähr muss sich das angefühlt haben, damals vor vielen Jahrzehnten, als man als Kind zum ersten Mal auf Ski gestanden ist.

Die Schuhe sind auf längliche Plastikbretter geschnallt und nun soll man ganz entspannt den Hang hinunter gleiten. Dabei sind die wesentlichen Fragen ja noch gar nicht geklärt:

Wie schnell werden die Dinger, wenn man Schuss fährt? Wie geht es um die Kurve? Und wie um Himmels willen kann man eigentlich bremsen?

Einige Stürze später und fünfzig Meter weiter unten fühlt man sich bereits wie ein Fortgeschrittener. Gar nicht so schwer, wenn man einige Tipps beherzt: die Füße leicht versetzt aufsetzen, als befände man sich auf Telemark-Ski. Immer schön in die Knie gehen und die Kurven nicht zu direkt angehen.

Geht doch! Praxistest Nummer eins ist bestanden. Allerdings fand der auch auf einer gewalzten Piste statt. Auf einer blauen noch dazu.

Wir machen uns an den Aufstieg, um zu sehen, ob die Schneeschuhe auch ihrer eigentlichen Funktion Genüge tun. Zunächst müssen wir sie dafür umfunktionieren. Die Klappe, die das Zehenloch verdeckt, stellen wir nach unten und klappen sie um 180 Grad um. Die Bindung rutschen wir nach vorne und fixieren dadurch die Klappe an der Unterseite der Schneeschuhe.

Beides geht sehr einfach und schnell – auch mit Handschuhen. Auf der dem Schnee zugewandten Klappenseite befinden sich Spikes, die nun für den nötigen Grip sorgen sollen. Am Zehenbereich der Bindung sind Krallen angebracht, die beim Aufsteigen in den Schnee greifen.




Beim Gehen fällt zunächst auf, dass die Schneeschuhe deutlich schmaler sind als gewöhnliche Varianten. Man muss also nicht betont breitbeinig den Hang hinauf laufen, sondern kann fast wie in normalen Schuhen gehen.

Sehr angenehm! Erstaunlicherweise bringt die schmale Form auch im Tiefschnee keinen nennenswerten Nachteil.

Das mag daran liegen, dass die Schneeschuhe nur über das eine Zehenloch verfügen und der Schnee somit kompakt runtergedrückt wird. Normale Schneeschuhe haben auch an den Seiten kleinere Löcher, die Schnee durchlassen.

An steileren Passagen merkt man dann doch, dass die Unterseite nur an einer Stelle – an der Zehenlochklappe – Spikes hat. Zwar befinden sich in der Mitte Plastikzacken, Seitenkrallen sind allerdings Fehlanzeige. Der Grip ist dadurch nur mittelmäßig.

Man kann sich bei alpineren Abschnitten allerdings mit einer zusätzlichen Spike-Platte behelfen, die man an der Unterseite der Schneeschuhe anbringen kann.

Nun geht es wieder nach unten – es warten einzelne Tiefschneefelder sowie ein breiter Forstweg. Beim ersten Tiefschneestück ist es nicht steil genug – wir rutschen nur wenig. Aber dann! Elegant runterwedeln sieht anders aus, aber das Gleiten funktioniert besser als gedacht.

Bei erhöhter Lawinengefahr ist es sicherlich keine gute Idee, mit den Schneeschuhen runterzugleiten, man reißt doch ganz schön viel Schnee mit. Das letzte Stück führt über einen Ziehweg. Ihn mit normalen Schneeschuhen runterzulaufen, wäre nicht wirklich reizvoll. Nicht zuletzt deshalb genießen wir das Gleiten in diesem Moment besonders.

Schnell wird allerdings klar, dass den Schneeschuhen etwas Entscheidendes fehlt: eine Bremsmöglichkeit. Innerhalb kurzer Zeit gewinnt man an Tempo. Bloß nicht drüber nachdenken, was zu tun ist, wenn der Wanderer, dem man sich rasant nähert, im falschen Moment einen Schritt in die eigene Richtung tut.

Um das Tempo zu drosseln, hilft nur eines: kontrolliertes Fallen. Je nach Beschaffenheit von Weg und Schnee ist das mehr oder weniger angenehm.

Fazit: Ein tolles Gerät für Touren, bei denen man zwischendrin kürzere Abschnitte hinabgleiten möchte. Die Schneeschuhe werden ihrer eigentlichen Funktion gerecht, bieten aber darüber hinaus noch die Möglichkeit zum Gleiten. Eine Bremsmöglichkeit wäre wichtig – diese möchte der Hersteller noch integrieren.

Ab nächstem Winter sollen die Schneeschuhe namens »hive Nivatus« erhältlich sein. Der Preis wird 249,95 Euro betragen, das Gewicht liegt bei 1,25 Kilogramm pro Schuh. Weitere Infos und Bestellungen unter www.hive-outdoor.com.