12.06.2014

Kampf mit dem Vampir

Anna Stöhr wiederholt La Rose et le Vampire (8b), eine der schwierigsten Routen im Kletter-Mekka von Buoux.
 
 
 

 
»Le Bout du Monde«, das Ende der Welt liegt in Südfrankreich in den Bergen von Luberon. In den 1980er-Jahren war dies die Pilgerstätte für die besten Kletterer der Welt. Diesen April wagte sich die Mammut Pro Team Athletin Anna Stöhr im Rahmen des Projekts »Reclimbing the Classics« an eine Route in diesem Gebiet, die bis heute zu den berühmtesten Kletterrouten der Welt zählt: »La Rose et le Vampire«.  
 



 
1985 versuchte sich Antoine le Menestrel an einer Linie durch den abweisendsten Wandteil von »Le Bout du Monde«. Weil im unteren Teil auf einigen Metern keine Griffe vorhanden waren, modellierte er eine der berühmtesten Kletterstellen der Welt: den »Kreuzzug«. Dieser wurde zum Inbegriff des Sportkletterns der späten 1980er-Jahre; damals war es üblich, zu kleine oder gar nicht vorhandene Griffe künstlich zu verändern.

Viele Wochen verbrachte Antoine damit, die einzelnen Stellen seiner neuen Route zu optimieren – extrem weite Züge an Fingerlöchern, dynamische Bewegungen an kleinsten Leisten –, bis ihm im September 1985 der Durchstieg gelang. »La Rose et le Vampire« war die erste 8b in Südfrankreich, und Kletterer aus aller Welt kamen, um sich an ihr zu versuchen: Viele ließen sich vom Vampir aussaugen, die Rose fanden nur wenige. Anna Stöhr zählt nun zu diesen Wenigen. 
 

 
Wie komplex die Choreographie von »La Rose et le Vampir« angelegt ist und wie grenzwertig die Einzelzüge der 17 Meter langen Route sind, zeigt die Tatsache, dass die Tirolerin Anna Stöhr, vierfache Gesamtweltcup- siegerin im Bouldern, fast 30 Jahre nach der Erstbegehung vier Tage für die Realisierung der Route benötigte, die ihr alles abverlangte. 

»Reclimbing the Classics« ist ein Projekt des Schweizer Bergsportherstellers Mammut, bei dem sechs Rock Classics – Meilensteine in der Geschichte des Sportkletterns – präsentiert werden. Dabei besuchen die Erstbegeher zusammen mit Spitzenkletterern aus dem Mammut Pro Team nochmals ihre eigenen Routen.