05.10.2012

Ein erster Vorgeschmack

Ohne Red-Bull-Film, dafür mit viel Schnee und Eis: Im Münchner Alpinen Museum gab Michael Pause gestern Abend erste Einblicke ins Bergfilmfestival Tegernsee.
 
 


Zum Jubiläum des Bergfilmfestivals Tegernsees (13. bis 21. Oktober) hatte sich das Team um den künstlerischen Leiter Michael Pause etwas Besonderes einfallen lassen: Eine Welturaufführung sollte zum 10. Festivalgeburtstag auf die Leinwand projiziert werden, der Film »Roraima« von Malte Roeper, der im Herbst in die Kinos kommt.

Roeper hatte die Kletterer Stefan Glowacz, Holger Heuber und Kurt Albert auf ihre Expedition zu dem mächtigen Tafelberg in der Gran Sabana Venezuelas begleitet. Doch aus dem Superlativ wurde nichts, wie Michael Pause bei der Vorschau zum Festival am Donnerstagabend im Alpinen Museum in München leicht zerknirscht verkündete. »Der Film-Sponsor Red Bull war mit den Gegebenheiten unseres Festivals nicht ganz zufrieden«, sagte Pause und kritisierte: »Das hätte ihnen auch früher einfallen können.«

Es geht um Saalgröße und Qualität der Projektoren – beides entspricht offenbar in Tegernsee nicht den Erwartungen Red Bulls. »Sie haben den Film zurückgezogen. Die Qualität des Festivals wird darunter nicht unbedingt leiden», sagte Pause in typischer Pause-Manier mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen.

Er habe den Streifen auch noch gar nicht gesehen, könne sich also kein Urteil erlauben. Aber das Programm des Festivals garantiere für genügend filmische Höhepunkte.

Einen überzeugenden Vorgeschmack gab der  Filmemacher und Leiter des BR-Bergmagazins »Bergauf-Bergab« mit der Preview des US-amerikanischen Films »Cold«. Der Name ist in der Tat Programm, der Film ist eine Dokumentation der ersten geglückten Winterbesteigung eines Achttausenders.

Aufgenommen hat die Bilder der amerikanische Fotograf und Kletterer Cory Richards, der mit dem Italiener Simone Moro und dem Kasachen Denis Urubko im November 2011 auf den Grasherbrum II (8034 m) stieg. Es sind vor allem die Szenen im Zelt, die einen Einblick in den Wahnsinn liefern, den so eine Expedition letztlich darstellt:

Wenn Moro via Satellitentelefon mit dem Meteorologen Charly Gabl in Innsbruck telefoniert, die Wetteraussichten abfragt und hernach trotz blutigem Keuchhusten zum Aufbruch ruft (»Okay, let’s go«); wenn Moro und Urubko trotz Temperaturen von minus 46 Grad aus dem Schlafsack heraus Witze über Spaltenstürze reißen; und wenn sich Richards halb zugefrorenes Gesicht in Tränen auflöst, nachdem die drei einen Lawinenabgang überlebt haben.

Richards bringt es in einer seiner Selbst-Kommentierungen auf den schlichten Punkt: »Warum zum Teufel bin ich bloß hier oben?«

Nach dem Film brachte Michael Pause die Gefühlslage der Zuschauer mit einem lockeren Spruch wieder auf Zimmertemperatur: »Es geht doch nichts über eine schöne Herbstwanderung von Tegernsee auf die Neureuth«, sagte er und traf dabei vermutlich exakt die Stimmungslage der meisten Gäste – mit Ausnahme von Benedikt Böhm und Sebastian Haag, die gerade von der geglückten Speebegehung am 8163 Meter hohen Manaslu zurückgekehrt sind und sich unter das Filmvolk mischten.

»Cold« läuft übrigens am Eröffnungsabend des 10. Internationalen Bergfilmfestivals Tegernsee (Mittwoch, 17. Oktober) und nochmals am Freitag, 19. und Samstag, 20. Oktober. Insgesamt werden 85 Filme gezeigt, eine Jury wird wieder etliche Preise in unterschiedlichen Kategorien vergeben. Das komplette Programm findet sich im Internet unter www.bergfilm-festival-tegernsee.de. Informationen über Tickets gibt es zudem unter der Rufnummer 0 80 22/18 01-37 oder -53.

Michael Ruhland