Ein Amateurbergsteiger auf Everest-Expedition – Teil 3 | BERGSTEIGER Magazin
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Ein Amateurbergsteiger auf Everest-Expedition – Teil 3

Der Belgier Damien Francois träumt vom Everst – und zwar schon ziemlich lange. Im Frühjahr 2018 unternimmt er seinen vierten Versuch, er will endlich das Dach der Welt erklimmen. Den Verlauf der Expedition schildert er im Bergsteiger-Blog.
Teil 3: Kathmandu – Keine Garantie für Gipfelerfolg
 
Straßenszene in Thamel, Kathmandu © Damien Francois
Straßenszene in Thamel, Kathmandu

26. März 2018, Kathmandu

Auch Kathmandu scheint dieses Jahr von dieser gewissen Ruhe, die ich selber spüre und die ich meinem ersten Blogeintrag erwähnte, geprägt zu sein. Ein gutes Omen? In Thamel, dem bekannten Touristenviertel der nepalesischen Hauptstadt, sind noch nicht so viele Trekker und Bergsteiger anzutreffen, wie beispielsweise vor einem Jahr. Ob die »spring season« diesmal etwas später startet?
 
Trotzdem habe ich schon ein paar Alpinisten aus Indien, die ich bereits kannte, wiedergesehen. Die Begegnung mit Bergsteigern aus der ganzen Welt ist ein besonders schöner Aspekt der Expeditionen im Himalaya. Raul, ein bei den Gurkha (nepalesische Soldaten im Dienst der Britischen Armee) ausgebildeter Inder, den ich 2015 bei den Aufräumarbeiten nach dem verheerenden Erdbeben, kennengelernt hatte, geht dieses Jahr auch auf den Everest. Damals war er im Lhotse-Team der indischen Armee. Ich habe großen Respekt für die indischen Soldaten, die ich hier in den Bergen Nepals kennengelernt habe. Sie sind sehr diszipliniert, extrem freundlich, höflich, hilfsbereit und immer leidenschaftlich dabei. Eine wahre Freunde, solchen Menschen zu begegnen! Raul und ich haben gleich ausgemacht, demnächst in Namche Kaffee trinken zu gehen.

Essen und Trinken sind wichtig, ob hier in Kathmandu vor der Expedition, unterwegs während des Anmarschs, am Basislager und auch in der Höhe. Genauso wie der Schlaf, fördern sie nicht nur eine bessere physische Kondition, sondern auch eine solidere psychische Haltung. Nicht nur wegen ihrer Länge, sondern auch wegen der Strapazen, der Gefahren und der sonstigen Anpassungen, die sie einem abverlangen (sportlich, kulturell, kulinarisch), sind solche Expeditionen zu 50 Prozent eine mentale Sache. Klar, wer nicht fit ist, der wird es nicht schaffen; aber auch die geistige, die mentale Fitness spielt eine große Rolle.
 

EBC: Essen und Trinken sind wichtig, religiöse Zeremonien können auch nicht schaden

Keine Gipfelgarantie

Ich weiß nicht, ob ich bereit bin, endlich erfolgreich zu sein. Scherz beiseite, natürlich bin ich das. Aber ich fühle mich auch bereit aufzugeben, sollte die Situation es von mir verlangen. Es kann wieder etwas schief gehen, schließlich steige ich auf den Everest, den höchsten Berg der Erde! Als Anhaltspunkt: Letztes Jahr haben 190 von circa 400 »Kunden« den Gipfel über die Südseite, also von Nepal aus, erreicht. Ich wünsche mir sehr, den Gipfel zu erreichen. Es ist jedoch wichtig, bereits jetzt auch die Möglichkeit ihn erneut nicht zu erreichen zu »verinnerlichen«. Ich bin im Laufe meiner bisherigen Expeditionen nicht oft bis zum Gipfel gekommen. Meistens waren Witterung, technische (alpinistische) Probleme, oder ganz einfach Pech der Grund – wie 2015, als die Erde mit 7,9 auf der Richterskala bebte... Nur zweimal war ich körperlich nicht in der Lage, bis auf den höchsten Punkt zu steigen: 2005 bei meiner allerersten Expedition, als ich höhenkrank wurde, und 2013, als ich wegen einer Knieverletzung am Manaslu im Lager 4 (7500 m) aufgeben musste.

Ich habe noch zwei Tage um die letzten Besorgungen zu machen, zum Beispiel Exemplare meines Buches über die »Heiligen Berge Nepals« abzuholen, um sie in Namche Bazar im Laden von Freunden (Sherpa Gear) zum Verkauf anzubieten, und um Tee oder Kaffee mit lokalen Freunden zu trinken. Morgen fahre ich mit meinem Bergführer Jamling Bhote zu unserem gemeinsamen Freund Pemba Gyalchen Sherpa, dem »Held vom K2« von 2008, um mir seine Kletterhalle in einem Vorort von Kathmandu anzusehen.
 

Damien Francois mit Pemba Gyalchen Sherpa

In meinem letzten Eintrag habe ich mich bei meinen Gönnern bedankt. Ich möchte diesen Eintrag mit einem respektvollen »Namaskar!« und einem herzlichen »Tashi delek!« von der bekannten Chronisten der Himalaya-Expeditionen, Miss Liz Hawley, verabschieden. Die Grande Dame verstarb im Januar, hier in Kathmandu. Sie wurde fast 94 Jahre alt.
 
PS: In der Auflistung meiner XP (Blog 2) habe ich den Island Peak, den wir bald zur Akklimatisierung, vor dem Everest, besteigen werden, vergessen!


Hier geht es zurück zu Teil 2 des Bergsteiger-Blogs, und weiter zu Teil 4.

 
Damien Francois
Fotos: 
Damien Francois
 
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