Unterwegs in den Dolomiten
Zickige Zacken - Wandern in der Palagruppe
© Michael Pröttel
Zickige Zacken - Wandern in der Palagruppe
Zickige Zacken - Wandern in der Palagruppe
»Ausgerechnet die Pala!« Wolfgangs Rage ist nicht ganz unbegründet. Schwarz-graue Wolken versperren am Passo di Rolle den Blick zum Cimon della Pala, dem viel bestaunten »Matterhorn der Dolomiten«. Als südlichste Dolomiten-Gruppe fängt sich die Pala fast jedes Mittelmeer-Tiefdruckgebiet ein. Endlich bequemen sich ein paar der dunkelgrauen Wolken dazu, den Blick aufs Altiplano delle Pala freizugeben. Und schon folgt der nächste Schock: Die riesige Hochfläche präsentiert sich nicht wie sonst im Sommer als endlose Stein-, sondern als Schneewüste.
Kurz vor dem Ziel tauchen erste Schneeflecken auf. Der Plan für den nächsten Tag, der Übergang zum Rifugio Treviso, scheint ins Reich der Fantasie abzudriften. Zum Abendessen bekommen wir jedoch einen Hoffnungsschimmer serviert. »Zwar könnt ihr den Weg über die Fradusta vergessen. Aber wenn ich euch so anschaue, habt ihr’s drauf, den Passo delle Lede auszuprobieren.« Die Einschätzung der netten Hüttenwirtin schmeckt beinahe noch besser als die frisch aufgebratene Polenta. Und der Rotwein trägt das Seine dazu bei, dass sich die Stimmung wieder deutlich hebt.
Der nächste Tag beginnt mit weißen Flocken und Temperaturen um die Null-Grad-Grenze. Dick eingemummt folgen wir dem von steilen Felswänden eingerahmten Kar und verpassen fast die Abzweigung zum Passo delle Lede. Verdammter Nebel. Wo ist bloß der Klettersteig durch die rechts aufragende Steilstufe?
Gerade noch rechtzeitig beißt sich die Sonne durch die Wolken, reißt Nebelschwaden hoch und lässt einen roten Punkt am Fuß der Steilflanke aufblitzen. Ein Strahlen geht über unsere Gesichter: Der Großteil der Drahtseile liegt über dem Schnee. Auch wenn am Passo delle Lede die Sicht auf die gewaltigen Dreitausender der Pala verborgen bleibt, wissen wir auf 2695 Meter über Meeresniveau: Der Übergang ins Val Canali ist so gut wie gebongt.
Das Rifugio Treviso liegt noch unter der Waldgrenze, grün wuchert es rechts und links der Hütte. Hier angekommen, können wir uns so etwas wie Sommer beinahe vorstellen. Der Hüttenwirt empfiehlt uns, auf den Sass d´Ortiga zu steigen. Seine Südostseite ist so gut wie schneefrei. Für die wenigen Kletterstellen gibt er uns Helme und Seilzeug zum Abseilen mit. Als »elegantesten Gipfel in der südlichen Pala-Kette« bezeichnete der Pala-Experte Luca Visentini den Sass d’Ortiga. Uns flößt der steile Felszahn beim Aufstehen vor allem Respekt ein. Vorfreude und Anspannung halten sich beim steilen Anstieg zur Forcella delle Mughe daher die Waage. An der Scharte angelangt, steigt mit der Morgensonne auch die Zuversicht. Unsere Bedenken angesichts der Kletterpassagen lösen sich glücklicherweise in Wohlgefallen auf.
Und auch die kleinen Schneefelder können den zügigen Aufstieg zum Gipfel nicht mehr bremsen, um den sich die steilen Türme von Cima della Madonna, Sass Maor & Co. endlich bei perfekten Kaiserwetter präsentieren. Wie schrieb gleich wieder Visentini? »Die Pala-Gruppe ist das mächtigste und bewegteste Korallenriff der westlichen Dolomiten.« Sehr viele Gipfel, so Visentini weiter, »zeigen sich als Einzelgestalt von gewaltiger Unnahbarkeit.« Unnahbar? Uns jedenfalls haben die zickigen Schönheiten beim Wandern in der Palagruppe an sich rangelassen.
Unheimliche Stimmung in der Palagruppe
Beim Zwischenstopp in Fiera di Primiero schmilzt die eisige Stimmung dank leckerem Gelato schnell wieder dahin. Von den engen Gassen des hübschen Ortes geht es zu Fuß hinein ins Val Canali, das mit seinen wilden Wäldern, urigen Almen und den darüber aufragenden Felswänden zurecht als eines der beeindruckendsten Dolomiten-Täler gilt. Das Beste an unserer Wanderung durch die Palagruppe ist aber: An der Alm Malga Canali bricht endlich die Sonne durch die Wolken. Der schweißtreibende Anstieg zum Rifugio Pradidali wird dennoch nicht mit Abendsonne belohnt. Bald schon hüllen die Wolken die Felstürme wieder in ein zerfetztes Kleid. Immer wieder gibt der Nebel einen Ausschnitt auf bizarre Nadeln und monströse Felsflanken frei. Als seien die Kletter-Dorados Cima Canali, Cima Pradidali und Cima Wilma nicht beeindruckend genug, stürzt auch noch die mehr als tausend Meter hohe Steilwand des Sass Maor ins Val Canali ab – eine geradezu unheimliche Stimmung.Kurz vor dem Ziel tauchen erste Schneeflecken auf. Der Plan für den nächsten Tag, der Übergang zum Rifugio Treviso, scheint ins Reich der Fantasie abzudriften. Zum Abendessen bekommen wir jedoch einen Hoffnungsschimmer serviert. »Zwar könnt ihr den Weg über die Fradusta vergessen. Aber wenn ich euch so anschaue, habt ihr’s drauf, den Passo delle Lede auszuprobieren.« Die Einschätzung der netten Hüttenwirtin schmeckt beinahe noch besser als die frisch aufgebratene Polenta. Und der Rotwein trägt das Seine dazu bei, dass sich die Stimmung wieder deutlich hebt.
So bleiben Sie immer auf dem neuesten Stand!Die aktuellen Neuigkeiten von BERGSTEIGERauch auf Facebook.Klicken Sie aufNein, ich möchte kein Facebook Fan werden.Ich bin schon Fan.Vielen Dank.Elegantester Gipfel beim Wandern in der Pala-Gruppe
Der nächste Tag beginnt mit weißen Flocken und Temperaturen um die Null-Grad-Grenze. Dick eingemummt folgen wir dem von steilen Felswänden eingerahmten Kar und verpassen fast die Abzweigung zum Passo delle Lede. Verdammter Nebel. Wo ist bloß der Klettersteig durch die rechts aufragende Steilstufe?So bleiben Sie immer auf dem neuesten Stand!
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Vielen Dank.
Gerade noch rechtzeitig beißt sich die Sonne durch die Wolken, reißt Nebelschwaden hoch und lässt einen roten Punkt am Fuß der Steilflanke aufblitzen. Ein Strahlen geht über unsere Gesichter: Der Großteil der Drahtseile liegt über dem Schnee. Auch wenn am Passo delle Lede die Sicht auf die gewaltigen Dreitausender der Pala verborgen bleibt, wissen wir auf 2695 Meter über Meeresniveau: Der Übergang ins Val Canali ist so gut wie gebongt.
Das Rifugio Treviso liegt noch unter der Waldgrenze, grün wuchert es rechts und links der Hütte. Hier angekommen, können wir uns so etwas wie Sommer beinahe vorstellen. Der Hüttenwirt empfiehlt uns, auf den Sass d´Ortiga zu steigen. Seine Südostseite ist so gut wie schneefrei. Für die wenigen Kletterstellen gibt er uns Helme und Seilzeug zum Abseilen mit. Als »elegantesten Gipfel in der südlichen Pala-Kette« bezeichnete der Pala-Experte Luca Visentini den Sass d’Ortiga. Uns flößt der steile Felszahn beim Aufstehen vor allem Respekt ein. Vorfreude und Anspannung halten sich beim steilen Anstieg zur Forcella delle Mughe daher die Waage. An der Scharte angelangt, steigt mit der Morgensonne auch die Zuversicht. Unsere Bedenken angesichts der Kletterpassagen lösen sich glücklicherweise in Wohlgefallen auf.
Und auch die kleinen Schneefelder können den zügigen Aufstieg zum Gipfel nicht mehr bremsen, um den sich die steilen Türme von Cima della Madonna, Sass Maor & Co. endlich bei perfekten Kaiserwetter präsentieren. Wie schrieb gleich wieder Visentini? »Die Pala-Gruppe ist das mächtigste und bewegteste Korallenriff der westlichen Dolomiten.« Sehr viele Gipfel, so Visentini weiter, »zeigen sich als Einzelgestalt von gewaltiger Unnahbarkeit.« Unnahbar? Uns jedenfalls haben die zickigen Schönheiten beim Wandern in der Palagruppe an sich rangelassen.
Wandern in der Palagruppe - Text und Fotos: Michael Pröttel
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