Bergtouren über dem Sellraintal
Über dem Trubel - Wandern im Sellrain
© Franziska Baumann
Der Angersee bei der Oberseebenalm lädt am Weg zum Grieskogel zum Bleiben ein.
Der Angersee bei der Oberseebenalm lädt am Weg zum Grieskogel zum Bleiben ein.
In der Dämmerung flammen im Tal die ersten Lichter auf, als würde eine unsichtbare Hand eine Kerze nach der anderen entzünden. Bald haben sich Asphaltschlangen und Ortschaften in einen funkelnden Lichterteppich verwandelt. Fast romantisch wirkt das Inntal von der Peter-Anich-Hütte zu dieser Stunde. Der klare Nachthimmel scheint die flackernden Lichtpunkte widerzuspiegeln. Die Konturen des Mieminger Gebirges und des Karwendels zeichnen sich darin als schwarze Schatten ab.
Sie sind auf der Sellrainer Hüttenrunde unterwegs, die in sieben Etappen durch die Berge rund um das Sellraintal führt. Und über die Inntalschlaufe, eine Variante des Weges, wird auch die Peter-Anich-Hütte berührt. Heute sind sie aus dem Kühtai gekommen, über den Rietzer Grieskogel. Der höchste Gipfel der Bergregion zwischen Sellraintal und Inntal ist im Winter für Skitourengeher ein Klassiker. Jetzt, im Sommer, seien sie kaum einer Menschenseele begegnet, erzählen die drei. Sie sind sich einig: Die Peter-Anich-Hütte wird zu ihren Lieblingshütten gehören. Eine der längsten Etappen haben sie noch vor sich. Zwischen acht und neun Stunden sind für den Peter-Anich-Höhenweg zur Rosskogelhütte veranschlagt – ein beständiges Auf und Ab entlang der steilen Hänge über dem Inntal und durch Almgebiete, wo die Zeit ein bisschen stehen geblieben zu sein scheint.
Beinahe jeder der Orte hat in den Sellrainer Bergen seine Alm. Früher mussten Hirten und Vieh 1000 Höhenmeter und mehr aus eigener Kraft zurücklegen, heute reisen sie bequem mit Transportern und Traktoren an. Zur Pfaffenhofer Alm dürfen auch Wanderer die Zufahrtsstraße benutzen. »Zu 90 Prozent sind es Einheimische, die zu uns kommen«, berichten die Almwirte Roman und Erika. Die Ziele heißen Narrenkopf, Schafmarebenkogel und Hocheder. Keine großen Namen, dafür Gipfel einer urwüchsigen Berglandschaft und eines Panoramas, das von den scharf geschnittenen Felsgraten der Nördlichen Kalkalpen bis zu den Gletscherflanken der Stubaier und Ötztaler Alpen reicht. Die Bergwildnis reicht fast bis an die Hüttentüre. »Manchmal, im Herbst, kommt das Wild nachts bis zur Hütte«, erzählt Erika. »Da kriegst Gänsehaut.«
»Nur wenige Hütten werden mit dem Ausblick auf eine so grandiose Bergwelt auch einen so weitreichenden Talblick vereinen «, warb die Sektion für den Neubau, der 1906 eröffnet wurde. Alte Fotos zeigen ein stattliches Berghaus, das 50 Personen Platz bot und wegen seiner exponierten Lage mit Seilen versichert war. Wer vom ehemaligen Standort der Neuburger Hütte den Blick über das Inntal wandern lässt, mag ein bisschen wehmütig werden angesichts des tragischen Schicksals dieser Aussichtskanzel. Doch im sommerlichen Sellrain gibt es ja noch andere Plätze, an denen das Schauen zur Hauptbeschäftigung wird.
An die Hüttenwand der Oberhofer Melkalm gelehnt blinken die glänzenden Dächer im Tal, die Asphaltbänder und Schienenstränge unendlich weit entfernt. Die Nachmittagssonne setzt die Felskulisse in Szene, der Brunnen plätschert, irgendwo bimmelt eine Kuhglocke – Franz hatte Recht. Besser könnte es tatsächlich nicht passen.
Bergtour auf den Rietzer Grieskogel
Auf den Roßkogel im Sellrain
Peter-Anich-Hütte: Winziges Berghaus mit Flair
Wie auf einem Podest thront die Alpenvereinshütte fast 1300 Meter über dem Inntal, ein Ausguck hinunter in die breite Talfurche und hinüber zum hellen Kalkwall der Mieminger Kette. Im ihrem Rücken liegen die nördlichsten Gipfel der Sellrainer Berge, eine Region für Wanderer, die gerne abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs sind. Grate und Flanken aus dunklem Urgestein wirken wenig freundlich, ja, fast abweisend. Doch wer sich auf dieses Gebirge einlässt, wird manch einladenden Platz entdecken – auf abwechslungsreichen Gratgängen im Blockgestein, am Ufer spiegelnder Seen und in einsamen Hochtälern. In der winzigen Peter-Anich-Hütte wird schnell spürbar, dass sie nicht an den Hauptrouten liegt. Die Atmosphäre ist familiär, in der kleinen Gaststube kommt man schnell ins Gespräch. Gerade einmal zwölf Personen können übernachten. Drei Wanderer haben ihre großen Rucksäcke abgesetzt und genehmigen sich einen Schluck aus ihren Weißbiergläsern.Sie sind auf der Sellrainer Hüttenrunde unterwegs, die in sieben Etappen durch die Berge rund um das Sellraintal führt. Und über die Inntalschlaufe, eine Variante des Weges, wird auch die Peter-Anich-Hütte berührt. Heute sind sie aus dem Kühtai gekommen, über den Rietzer Grieskogel. Der höchste Gipfel der Bergregion zwischen Sellraintal und Inntal ist im Winter für Skitourengeher ein Klassiker. Jetzt, im Sommer, seien sie kaum einer Menschenseele begegnet, erzählen die drei. Sie sind sich einig: Die Peter-Anich-Hütte wird zu ihren Lieblingshütten gehören. Eine der längsten Etappen haben sie noch vor sich. Zwischen acht und neun Stunden sind für den Peter-Anich-Höhenweg zur Rosskogelhütte veranschlagt – ein beständiges Auf und Ab entlang der steilen Hänge über dem Inntal und durch Almgebiete, wo die Zeit ein bisschen stehen geblieben zu sein scheint.
Über dem Inntal: Wildnis vor der Haustür
Bei der Oberhofer Melkalm wühlen ein paar Schweine im Waldboden, Hennen picken nach Fressbarem, zwei Rinder lugen neugierig auf die Terrasse, wo Wanderer im Liegestuhl dösen. Franz spült das Melkgeschirr im Brunnen. Die Milch seiner Kühe hat der Hirte zu Käse verarbeitet. Der Telfser verbringt seinen dreizehnten Sommer auf der Alm über dem Inntal. Und möchte mit niemandem tauschen. »Besser könnte es gar nicht passen«, sagt er und zieht genüsslich an seiner selbst gedrehten Zigarette. Er hat keinen Grund zu lügen, denn Oberhofen, der Talort der Alm, ist eines der typischen Dörfer, die sich südlich des Inns aneinanderreihen: Von der Landwirtschaft geprägte Ortschaften, in denen sich jahrhundertealte Höfe mit Bauerngärten, versteckte Kapellen und manch idyllischer Winkel im Dorfkern entdecken lassen.Beinahe jeder der Orte hat in den Sellrainer Bergen seine Alm. Früher mussten Hirten und Vieh 1000 Höhenmeter und mehr aus eigener Kraft zurücklegen, heute reisen sie bequem mit Transportern und Traktoren an. Zur Pfaffenhofer Alm dürfen auch Wanderer die Zufahrtsstraße benutzen. »Zu 90 Prozent sind es Einheimische, die zu uns kommen«, berichten die Almwirte Roman und Erika. Die Ziele heißen Narrenkopf, Schafmarebenkogel und Hocheder. Keine großen Namen, dafür Gipfel einer urwüchsigen Berglandschaft und eines Panoramas, das von den scharf geschnittenen Felsgraten der Nördlichen Kalkalpen bis zu den Gletscherflanken der Stubaier und Ötztaler Alpen reicht. Die Bergwildnis reicht fast bis an die Hüttentüre. »Manchmal, im Herbst, kommt das Wild nachts bis zur Hütte«, erzählt Erika. »Da kriegst Gänsehaut.«
Logenplatz mit tragischem Schicksal
Manche im Tal haben am 4. Oktober 1963 die Rauchsäule gesehen, oben am Berg, unter dem Sonnkarköpfl. Innerhalb weniger Stunden brannte an diesem Tag die Neuburger Hütte bis auf die Grundmauern nieder. Dies war das traurige Ende eines Traums, den sich einige Alpenvereinsmitglieder verwirklicht hatten. 1889 weihte die Sektion Telfs auf 1945 Meter Höhe eine kleine Selbstversorgerhütte, die Hochederhütte, ein. Sie halbierte die langen Wege aus dem Inntal – acht Stunden vom Telfser Bahnhof zum Hocheder, neuneinhalb gar zum Rietzer Grieskogel – und wurde bald von den Kollegen aus Neuburg übernommen, die ein größeres Unterkunftshaus anstrebten.»Nur wenige Hütten werden mit dem Ausblick auf eine so grandiose Bergwelt auch einen so weitreichenden Talblick vereinen «, warb die Sektion für den Neubau, der 1906 eröffnet wurde. Alte Fotos zeigen ein stattliches Berghaus, das 50 Personen Platz bot und wegen seiner exponierten Lage mit Seilen versichert war. Wer vom ehemaligen Standort der Neuburger Hütte den Blick über das Inntal wandern lässt, mag ein bisschen wehmütig werden angesichts des tragischen Schicksals dieser Aussichtskanzel. Doch im sommerlichen Sellrain gibt es ja noch andere Plätze, an denen das Schauen zur Hauptbeschäftigung wird.
An die Hüttenwand der Oberhofer Melkalm gelehnt blinken die glänzenden Dächer im Tal, die Asphaltbänder und Schienenstränge unendlich weit entfernt. Die Nachmittagssonne setzt die Felskulisse in Szene, der Brunnen plätschert, irgendwo bimmelt eine Kuhglocke – Franz hatte Recht. Besser könnte es tatsächlich nicht passen.
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Auf den Roßkogel im Sellrain
Über dem Trubel - TEXT: Franziska Baumann FOTOS: Franziska Baumann, Andreas Strauß
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 04/2014. Jetzt abonnieren!
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