Skitourenparadies Kühtai-Sellraintal bei Innsbruck | BERGSTEIGER Magazin
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Skitourenparadies Kühtai-Sellraintal bei Innsbruck

Die Bergsteigerdörfer im Sellraintal in der Region Innsbruck setzen seit Jahrzehnten auf sanften Tourismus. Ideal für Skitourengeher, die hier unverbaute und oft unverspurte Hänge vorfinden.
Traumhafter Ausblick beim Aufstieg zum Gleirscher Rosskogel © Andreas Strauß
Traumhafter Ausblick beim Aufstieg zum Gleirscher Rosskogel

 

Lautlos schwebt eine Dohle heran, landet auf dem Gipfelkreuz der Lüsenser Spitze und beäugt erwartungsvoll die Neuankömmlinge. Was können sie beisteuern zum Sonntagsbrunch? Leckeren Biobergkäse aus der Region, frisches Bauernbrot? An einem Schönwettertag liegt die Erwartung hoch. Zurecht.

Denn dann marschieren viele Tourengeher auf die Gipfel im Sellrain und Kühtai; auf der Suche nach Erholung, nach frischer Luft, Bewegung, Gipfelerlebnis, Pulverschnee, unverspurten Hängen und vielleicht einem Kaffee und einem Stück Strudel in einer der geöffneten Hütten oder später im Tal in einem Gasthaus. Auch ihre Erwartungshaltung ist hoch. Zurecht.

Weite Hänge, unzählige Touren

Die nördlichen Stubaier Berge sind nicht nur gut erreichbar, sie sind aufgrund der hohen Ausgangslage auch schneesicher. Sellrain, Gries, Praxmar, Lüsens, St. Sigmund, Haggen, Kühtai – alle liegen zwischen 1000 und 2000 Meter hoch. Mit Ausnahme von Kühtai, wo es für Pistenfahrer ein Familienskigebiet gibt, haben sich die Orte schon früh für sanften Tourismus entschieden. Sie zählen seit über 30 Jahren zum »Ruhegebiet Stubaier Alpen« und wurden für ihren Weg 2013 auch als »Bergsteigerdörfer« ausgezeichnet. »Bergwelt als Erlebnis« heißt das Motto. Für die Tourengeher eine wunderbare Entscheidung und die Dohlen sehen ebenfalls zufrieden aus.

Auf der Lüsenser Spitze hat sich mittlerweile eine Brotzeitdose geöffnet. Mit einem hellen Schrei segelt die Dohle näher. »Bitte teile mit mir!«, bedeutet das übersetzt. Wenig später kommen zwei weitere Vögel vom Lüsenser Fernerkogel herüber. Scheinbar ist drüben am imposanten Nachbargipfel das Büffet schon leer. Zwei Tourengehergruppen haben bereits perfekte Spuren in die endlose Gletscherfläche des Lüsenser Ferners gelegt, denn fast immer findet man im Sellrain noch einen unverspurten Korridor. Die Hänge sind weit, meist hindernislos und die Tourenmöglichkeiten so vielfältig, dass man Monate unterwegs sein könnte und dennoch immer wieder Neuland betreten würde.


Beste Bedinungen bei der Abfahrt vom Gleirscher Roßkogel

Die letzten Brotkrümel sind vertilgt, das Dohlengeschwader erhebt sich in die Luft und segelt gen Nordwesten davon. An der Lampsenspitze über Praxmar sind immer Tourengeher unterwegs. Kenner schätzen die Hangpassagen vom Sattel herunter und die Möglichkeit, auf den Nachbarn Zischgeles auszuweichen: Der Dreitausender ist stets ein lohnendes Ziel. Einsteiger empfinden den Tourengeher-Lehrpfad als Bereicherung. Eine LVS-Kontrollstelle und sechs Schautafeln im Gelände führen in die Lawinenkunde ein. Kopien dieser Idee findet man auch andernorts – aber hier steht das Original!

Jetzt müsste man Dohle sein! Bestimmt reichen die Blicke von dort oben bis ins Inntal und nach Innsbruck hinaus. Keine 30 Kilometer sind es von Lüsens aus. Gewiss sehen sie zig unverspurte Hänge mit Pulverschnee, ein Genusshappen für die morgige Tour. Und für übermorgen, überübermorgen und den Rest der Tourensaison.

Basiswissen: Skibergsteigen im Sellrain und Kühtai

  • Wie ankommen? Aus dem Inntal entweder von Ötz über Kühtai oder über Sellrain nach Gries. Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Mit der Bahn bis Innsbruck, weiter mit dem Bus über Sellrain Richtung Kühtai
  • Sich orientieren: AV-Karte 1:25 000, Nr. 31/2 »Stubaier Alpen Sellrain«
  • Wo anklopfen? Tourismusbüro Gries im Sellraintal, Tel. 00 43/52 36/2 24, www.sellraintal.at; Tourismusbüro Kühtai, Tel. 00 43/52 39/52 22, www.kuehtai.info
  • Wo unterkommen? Erleben Sie auch nach der Skitour Authentizität und die Ruhe der Natur in einem der Gasthäuser im Sellraintal und Kühtai.

Vier Empfehlenswerte Skitouren rund ums Sellraintal

Schöntalspitze (3002 m)
  • Schwierigkeit: mittel
  • Höhe: 1370 Hm
  • Distanz: 9 Km
  • Dauer: 4 ¾ Std.
  • Charakter: Unkomplizierte, überwiegend ostseitige Skitour – ein wahrer Klassiker
  • Ausgangspunkt: Parkplatz Lüsens (1636 m)
  • Route: Lüsens – Schöntal – Melkplatz – Schöntalspitze – Lüsens
Weitkarspitzen (2947 m) im Kraspestal
  • Schwierigkeit: mittel
  • Höhe: 1300 Hm
  • Distanz: 13 Km
  • Dauer: 5 Std.
  • Charakter: Geheimtipp neben dem Zwieselbacher Rosskogel
  • Ausgangspunkt: Haggen (1650 m) zwischen Kühtai und St. Sigmund
  • Route: Haggen  – Muggenbichl – Wilde Needer – Weitkarspitzen – Kraspestal – Haggen


Die Pforzheimer Hütte ist im Winter von Mitte Februar bis Ende April geöffnet.

Lüsenser Spitze (3230 m)
  • Schwierigkeit: schwierig
  • Höhe: 1590 Hm
  • Distanz: 12 Km
  • Dauer: 7 Std.
  • Charakter: Anspruchsvolle Skitour über Gletscherplateau
  • Ausgangspunkt: Parkplatz Lüsens (1636 m)
  • Route: Lüsens – Fernerboden – Lüsenser Ferner – Lüsenser Spitze – Lüsens
Lampsenspitze (2875 m)
  • Schwierigkeit: einfach
  • Höhe: 1200 Hm
  • Distanz: 4 Km
  • Dauer: 3 ½ Std.
  • Charakter: Einfache, sehr beliebte Skitour über breite Hänge mit vielen Abfahrtsmöglichkeiten. Gut für Einsteiger geeignet. Mit Skitourenlehrpfad
  • Ausgangspunkt: Praxmar (1700 m)
  • Route: Praxmar – Schönbichl – Satteljoch – Lampsenspitze – Praxmar
Andrea Strauß
 
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